Trial of Champions
für Spielbuch

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Mr Creosote:
Weitere Titel: Der Wettstreit der Gladiatoren
Firma: Puffin Books
Jahr: 1986
Genre: Rollenspiel
Thema: Kämpfen / Schwerter & Magie / Textbasiert
Sprache: English, Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 212
Rezension von Mr Creosote (24.08.2024)
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Das Labyrinth des Todes war ein Riesenerfolg geworden, beliebt bei Fans wie Kritikern. Die Buchreihe lief auf Hochtouren, also lag die Idee, sich dem Hit einfach nochmals anzunehmen, nahe. Direkt zuvor hatte es ein paar experimentelle Bücher gegeben, sowohl thematisch, als auch spielerisch. Im Wettstreit der Gladiatoren geht es dagegen wieder zurück zu den Wurzeln. Die altbekannten Charakterwerte, jede Menge Links-Rechts-Verzweigungen und „Du siehst eine Tür. Möchtest du sie öffnen oder weiter dem Gang folgen?“ Warum sollte man sie wohl nicht öffnen wollen?

Der Plot erklärt, das Labyrinth sei nachdem ein Mitspieler es lebend verlassen konnte, komplett neu und noch tödlicher gestaltet worden. Der Organisator lobe nun das doppelte Preisgeld aus. Doch bevor es richtig losgeht, hält der Bruder (und Konkurrent) des Barons eine Art Gladiatorenturnier unter seinen Sklaven ab, um wirklich den besten Kandidaten zu schicken. Dieser Prolog ist voll spielbar und siebt schonmal all die erwürfelten Charaktere aus, die später ohnehin keine Chance haben werden.

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Zeig, was du kannst!

Was man als Gnade ansehen kann. Das neue Labyrinth setzt einen neuen Höhepunkt in Sachen Schwierigkeitsgrad innerhalb der Reihe. Nicht nur ist es voller Gegner mit Gewandtheit 10-12, die Spieler müssen auch alle neun versteckten Goldringe finden und drei Hinweise, wie man diese am Ende zu sortieren hat. Ein einziger falscher Schritt und man stürzt unwiderbringlich vom schmalen Pfad hinab. Das war's. Was man natürlich in dem Moment noch nicht weiß. Vergleichsweise sind die zahllosen Fallen, die sofortigen Tod bedeuten, geradezu barmherzig.

Dies ist dann wohl der Punkt, an dem Autor Ian Livingstone jegliches Maß verloren hat. Einzig denkbare Erklärung wäre, dass er das Buch gerne noch nach Finden der optimalen Route wiederspielbar haben wollte. Und es stimmt schon: Selbst wenn man jeden korrekten Schritt weiß, jedes Geheimnis kennt, sind die Erfolgschancen immer noch winzig. Selbst perfekt ausgewürfelte Charaktere der Marke 12/24/12 finden genug Stolpersteine, an denen es einfach vorbei sein kann, abgesehen vom ohnehin möglichen Stärkeverlust. Wie beispielsweise Gewandtheitsprüfungen gegen gleich drei Würfel. Oder reine Glückswürfe, die wirklich überhaupt nichts mit den Charakterwerten zu tun haben.

Doch selbst unter der Annahme, dies sei ein solches Wiederspielbarkeitsexperiment gewesen, bleibt die Frage, ob dies der richtige Weg dafür ist. Leider ist die Antwort ein klares „Nein“. Die Risiken, die ungemeine Gefahr rührt von reinen Zufallsaspekten her. Kennt man den prinzipiellen Lösungsweg, bleiben keine bedeutungsvollen Entscheidungen mehr zu treffen. Keine Strategie, kein Plan kann die Wahrscheinlichkeit des Ausgangs noch beeinflussen. Im Kern ist dies also so, als werfe man einfach nur zwölf Würfel und hoffe, mehr als die zu erwartenden zwei Sechsen sind dabei.

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Moment, hatten wir das nicht schonmal?

Livingstones Schreibstil war im Vorgängerbuch noch sehr effektiv. Hier geht auch dieser Pluspunkt verloren. Das Abenteuer ist sehr linear und somit recht lang. Insbesondere fällt das auch im Vergleich zu den vorher veröffentlichten Büchern, die mit alternativen Pfaden experimentiert hatten, von denen dann jeder relativ gesehen viel kürzer war. Das Labyrinth folgt jedoch keinerlei Logik. Es gibt keine verschiedenen Bereiche, keine Muster sind erkennbar. Die Abfolge fader Begegnungen und Szenen wirkt zufällig zusammengewürfelt, ohne erinnernswerter Höhepunkte.

Ganz besonders vermisst man die vormals sinnvolle Einbindung der anderen Wettbewerber. Wenn sie geschehen, kommen sie aus dem Nichts. Außerhalb der Abschnitte, in denen man ihnen gegenübersteht, gibt es keinerlei Zeichen ihrer Präsenz, keine Hinweise auf ihren Fortschritt oder ihr Scheitern. Und dann, wenn sie aus ihrer Paralleldimension treten, stellen sie eigentlich immer nur einen weiteren schwierigen Kampf dar. Mit nur einer einzigen Ausnahme, dem Elf, dessen Szene dafür so ziemlich Wort für Wort aus dem vorigen Buch übernommen ist.

Ist man willens, die völlig überzogenen Gewandtheits-, Glücks- und Stärkeproben mit einer ordentlichen Portion Schummelei zu überwinden, ist Der Wettstreit der Gladiatoren ein akzeptables Buch, aber mehr auch nicht. Als Nachfolger eines der beliebtesten Bücher der Reihe ist es eine Enttäuschung. Und überhaupt, war dies wirklich ein Stoff, der nach einem Nachfolger rief? Die Idee war wohl doch nicht so toll.

Kommentare (1) [Kommentar schreiben]

Mr Creosote:
Der Wettstreit der Gladiatoren – die langerwartete (?) Rückkehr ins Labyrinth des Todes! Dies ist das perfekte Buch für alle, die gerne scheitern. Zu Scheitern und es nochmal zu versuchen liegt natürlich ohnehin im Konzept der meisten dieser Bücher. Doch dieses erklimmt diesbezüglich neue Höhen.
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