LAKE Adventure
für PC (DOS)

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LostInSpace:
Firma: B.J. Best
Jahr: 2023
Genre: Adventure
Thema: Textbasiert
Sprache: English
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 423
Rezension von LostInSpace (03.08.2024)
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Das Kramen in der Vergangenheit kann manchmal emotional anstrengend sein. In der Einleitung schreibt der Erzähler von Lake Adventure,, dass ihm die Disketten von diesem – vor Jahrzehnten selbst programmierten – Spiel zufällig in die Hände fielen und er die Aufarbeitung als eine Aufgabe des Schicksals betrachtet.

Eddie Hughes vollzieht seine autobiographische Reise, indem er erklärende Kommentare in dieses Spiel einfügt. Diese sollen den realen Jungen – also Eddie selber – hinter dem Protagonisten im Spiel, der ja nur die Wunschversion dieses Jungen ist, emotional verständlich machen.

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27 Jahre später

Der Protagonist-Junge begibt sich auf eine Fahrt über den See zu einer Geburtstagsparty. Während der Vorbereitung im elterlichen Haus setzen vereinzelte Rückblenden ein, die den erwachsenen Eddie an die schmerzlichen Erfahrungen erinnern, die er als 13-jähriger durch den Verlust seiner an Leukämie erkrankten jüngeren Schwester Erica erlebt hat.

Im Spiel hat der junge Eddie diese Gefühle weitestgehend hinter einem schönen Sommertags-Ausflug versteckt. Nur Details wie zum Beispiel die Tatsache, dass die Party zu Ehren eines Nachbarkindes mit demselben Namen wie der seiner verstorbenen Schwester stattfindet oder auch Szenen, in denen man einen gleichaltrigen Jungen verprügelt, lassen diese durchscheinen. Der erwachsene Eddie bestätigt solche Vermutungen und trägt diese vergangene Zeit des Schmerzes nun mit Humor.

Auf der Metaebene versucht Lake Adventure am Ende all die manifestierten jugendlichen Verarbeitungsmuster in eine übergeordnete Metapher zusammen zu fassen, wie im Titelbild zum Ausdruck kommt: Das Boot spiegelt sich in der Oberfläche des Sees. Die verlorene Schwester aus der Vergangenheit ist die Tochter der Gegenwart. Trotz gleichem Namen bleibt der Verlust. Nur weil man Rückblende betreibt, ändert sich der Zustand des Bootes nicht.

Eine harte Lektion, die in Eddie am Ende einen emotionalen Ausbruch und existentiellen Zweifel auslöst, ob die Beschäftigung mit der Vergangenheit überhaupt sinnvoll ist. Dies ist offenbar der Punkt innerer Reflektion, den der Autor B.J. Best aufzeigen wollte und grenzt sich damit von rein voyeuristischen Betroffenheits-Stücken ab.

Nicht nur diese Aussage allein ist bemerkenswert, sondern auch die Art der Transportierung an den Leser. Die In-Game-Puzzles von Lake Adventure sind wie reale Stationen, die durch einen inneren Monolog reflektiert werden. Der Autor gelangt mit der Bilderwelt eines 13-Jährigen zu philosophischen Fragestellungen. Ein literarischer Twist, der eine weitere unerwartete Facette auf die Oberfläche des alten Textadventure-Genres scheinen lässt.

Kommentare (1) [Kommentar schreiben]

LostInSpace:
Die Sommerferien laden Eddie zu einem Boots-Ausflug über den – hinterm Haus gelegenen – See ein. Eigentlich ist dies schon die vorgezogene Klimax, die man sich als Teenager in seinen pubertierenden Träumen ausgemalt hat. In diesem doppeldeutigen Sinne bringt Lake Adventure aber über noch viel längere Leitern weit tiefere Einsichten an die Oberfläche.
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