Wonder Boy in Monster World
für Mega Drive

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LostInSpace:
Weitere Titel: ワンダーボーイV モンスターワールド, III Wonder Boy V: Monster World III
Firma: Sega
Jahr: 1992
Genre: Action, Rollenspiel
Thema: Kämpfen / Schwerter & Magie
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 164
Rezension von LostInSpace (22.06.2024)
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Noch aus der 8-Bit-Homecomputer-Ära war mir Wonderboy nur als eine Obskurität in Erinnerung: ein kleiner Junge mit Windeln, der hammerwerfend mit einem Skateboard durch die Level fährt. Im zweiten Teil ersetzte man Hammer durch Schwert und Skateboard durch Ritter-Rüstung. Eine kunterbunte Fantasie-Welt bildet den passenden Rahmen, um die Ausrüstung ständig mit den erbeuteten Reichtümern zu verbessern, was quasi einer aus RPGs bekannten Charakterentwicklung entspricht. Nach dieser Justierung der spielerischen Ausrichtung entwickelte sich Wonderboy zu einer erfolgreichen Franchise-Serie, die bis heute Fortsetzungen und Remakes bekommt.

Der fünfte Teil Wonder Boy in Monster World und dessen Nachfolger Monster World IV (eigentlich der sechste Teil) sind beide speziell für die Mega-Drive-Konsole entwickelt worden. Das Konzept eines Metroidvania mit RPG-Elementen hat sich offenbar als so erfolgreich erwiesen, dass nur das Setting (Orient-Welt) und das Geschlecht des Wonderboy (Shion wird ersetzt durch Asha) angepasst wurde. Weltweite Empörung hätte dieses Gendern beim schnurrbärtigen Mario ausgelöst.

Die Story bleibt dabei bis zum Ende nebulös und nur vage mit den anderen Spielen der Serie verbunden. Die Einwohner von Monster World führen den Helden auf diverse Quests, um das Land wieder von ebensolchen Monstern zu befreien. Von der generischen entführten Prinzessin bis hin zur Suche nach dem legendären Schwert häufen sich austauschbare Elemente, um schließlich in einem Kampf gegen die elementare Bedrohung (Achtung Spoiler) aus dem Kosmos zu kumulieren. Stets unabhängig von den bösen Unholden bleibt jedoch der Niedlichkeitsanspruch gewahrt und sogar Skelette wirken bei Alledem knuddelig.

Wer noch nie Wonderboy gespielt hat, wird sich als erstes über die erstaunlich begrenzte Reichweite wundern: Das Schwert stößt gefühlt nur einen Millimeter weit und die Sprünge sind so kurz wie bei einem an den Füßen gefesselten Mario. Die Artikulation der Figur ist demnach sehr präzise vorzunehmen und wird besonders in der rutschigen Eiswelt eine ganz eigene Herausforderung.

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Drei-köpfiger Boss

Auch die Lernkurve hat ihre Tücken: die meisten Gegner erfordern wegen ihrer einfachen Muster zunächst nicht viel Skill. Allerdings sind dafür die Endbosse – zumindest in der für den englischen Markt extra widerstandsfähigeren Version – unverhältnismäßig schwieriger. Auch mit optimaler Ausrüstung fehlt oft ein letztes Herz an Energie. Um weitere gut versteckte Herzcontainer zu erreichen, ist man dann eventuell gezwungen, bereits abgeschlossene Bereiche nochmals danach abzusuchen. Die Save-Points an zentral erreichbaren Positionen helfen jedoch dabei.

Weitere unterstützende Dienste erweisen kleine – in die Story verflochtene – Helferlein wie zum Beispiel ein feuerspeiendes Drachen-Junges. Ein Spielelement, das im beim oben erwähnten Nachfolger noch weiter zu einem ständigen Begleiter (dem Pepelogoo) ausgebaut wurde. Auch Zaubersprüche oder die üblichen Heiltränke können natürlich eingekauft werden.

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Frag' mich, was du willst!

Trotz der weit verzweigten Wege sind die Level nicht nur aufgrund ihres jeweiligen Themas abwechslungsreich aufgebaut: So spielt Wonderboy eine erlernte Melodie auf einer Okarina nach, um durch eine Tür zu gelangen. Am Ende des Pharaonen-Levels gibt sich die Sphinx kampflos mit richtig beantworteten Fragen zu bisher erfahrenen Fakten über die durchquerte Spielwelt zufrieden. Nicht jedermanns Sache ist hingegen der kind-gerechte Charakter der angreifenden Akteure: Pilze, Krabben, Pinguine oder Fische. Man sollte das Spiel jedoch nicht als ebenso kinder-leicht missverstehen.

Insgesamt ist mit diesem Teil meiner Meinung nach ein Sweet-Spot der Serie erreicht, der immer noch den Retro-Charme der ersten Teile wahrt und noch nicht so überladen mit zusätzlichen Spielelementen und damit künstlich langgezogen wie die Nachfolger ist.

Kommentare (1) [Kommentar schreiben]

LostInSpace:
Wonder Boy in Monster World ist ein gern übersehener Teil der gleichnamigen Serie mit einem sehr eigenen Grafik-Stil. Der visuelle Eindruck war der hauptsächliche Auslöser, überhaupt einmal ein Wonderboy-Spiel auszuprobieren. Die Herkunft aus Japan merkt man an allen Ecken und Enden, ohne jedoch – in meinem Fall, glücklicherweise – mit der üblichen Manga-Bebilderung abgespeist zu werden.
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