Wild West – The Incredible Adventures of Donald Reddish

Firma:
Proline
Jahr:
1993
Systeme:
PC (DOS) / PC (VGA)
Genre:
Adventure
Tags:
Humor / Western
Sprache:
Deutsch
Mittlere Wertung:
1/5

Bericht von Mr Creosote (27.01.2018) – PC (DOS)

Donald Reddish verlässt die Farm seiner Eltern in Richtung Westen. Dort erhofft er sich ein Leben voller Abenteuer. In Laredo, einem verschlafenen Nest an der Grenze Mexikos, glaubt er seine große Chance gefunden zu haben: Man ist auf der Suche nach einem neuen Sheriff. Die Warnungen, dass sämtliche Vorgänger von der Gang eines gewissen Leslie Marbosh unter die Erde gebracht wurden, schlägt er in den Wind und bewirbt sich.

Wie bei praktisch jedem anderen Job gilt es, erstmal ein paar Prüfungen zu bestehen… ob man nun Pirat, Zauberer oder eben Sheriff werden will, es wartet immer ein Gremium alter Männer mit langen Bärten, die einem Testaufgaben stellen. Geradezu revolutionär bricht man hier mit der Tradition und bekommt ganze vier, also eine mehr als üblich. Darüber hinaus muss man auch noch seine eigene Uniform besorgen. Denn… tja, tatsächlich bleibt der Grund dafür unklar.

Die Aufgaben testen Donalds Intelligenz (ein typischer Intelligenztest, wie man sie aus den einschlägigen Büchern kennt, in dem man abstrakte Formenfolgen fortsetzen muss), seine Fertigkeit im Faustkampf (mangels Muskelmasse muss er sich hier durchtricksen), seinen Umgang mit dem Colt (ein kleines Reaktionsspielchen) und seinen Mut (was zu einer mehr oder weniger zufälligen Aktion führt). Adventuretechnisch stellt das Auffinden eines gut versteckten Objekts, mit dem man den riesigen Boxer ausknocken kann, den Höhepunkt dieser Spielphase dar. Nach der Ernennung zum Sheriff wird es kaum besser. Man erledigt ein paar Botengänge, soll ein paar simple Kriminalfälle untersuchen und schließlich steht natürlich die Konfrontation mit Leslie an.

Prinzipiell ist die zugrundeliegende und von bekannteren Spielen „inspirierte“ Struktur gar nicht mal so schlecht. Man beginnt in einem klar eingezäunten Teil der Welt, die sich dann langsam weiter öffnet, so dass man sich relativ elegant in die Aufgaben hineinspielt. Doch damit hat es sich dann auch, was positive Beobachtungen angeht. Die Spielwelt ist unglaublich einfallslos: In jedem Raum wartet jeweils exakt ein Charakter, mit dem man ein paar platt geschriebene und irrelevante Dialogzeilen austauschen kann, und ansonsten zwei oder drei Hotspots, die sich ebenfalls meist als irrelevant herausstellen und einen nur ablenken sollen.

Die Prüfungen rangieren zwischen offensichtlich (Intelligenz, Schießen, Kämpfen) und absurd: Was soll man bitte tun, um seinen Mut zu beweisen? Wo zum Teufel bekomme ich eine Uniform her? Die Lösungen letzterer kommen entsprechend aus dem nichts. Bei einem der beiden könnte es sogar passieren, dass man nicht einmal bemerkt, dass man die Aufgabe bereits erledigt hat. Wobei man immerhin den Versuch spürt, derartige Willkür als „durchgedrehter Humor“ zu bemänteln, wie beispielsweise wenn Donald durch einen Brunnen auf die andere Seite der Welt fällt. Man hat schonmal mehr gelacht. Klar, wirklich witzige Spiele sind rar. Doch allein die „Loser“-Attitüde des Protagonisten geht als ernstzunehmender Versuch nicht durch.

Besonders dann, wenn einem das Lachen ohnehin spätestens beim Versuch zu spielen im Gesicht einfrieren würde. Wie könnte es anders sein, man verbringt die Hälfte der aktiven Spielzeit in einem unglaublich öden Waldirrgarten. Mangels Vorstellungskraft, richtige Rätsel zu designen, ist man gezwungen, versteckte Objekte zu suchen, die unter anderen Dingen liegen oder nur einen einzigen Pixel groß sein könnten. Oder mein persönlicher „Lieblings-“ Moment: Man muss ein und das selbe Objekt einfach sechsmal hintereinander zu nehmen versuchen; obwohl dessen Eigentümer einem das vorher immer verboten hat, lässt er einen dann doch (ohne vorherige Andeutung, dass sich weiteres Ausprobieren lohnen könnte). Womit man ein Objekt in die Finger bekommt, dass man dann auf eine Weise einsetzt, die auch mit zahlreichen unbewacht herumliegenden anderen Dingen genauso durchführbar gewesen wäre. Die Grafik… unglaublich, sprachlos – und die Animationen fügen sich nahtlos ins Bild ein.

Man kann es kaum glauben, dass Donald Reddish irgendwann mal kommerziell vermarktet worden sei. Seine allumfassenden Schwächen sind dermaßen eklatant. Kein Wunder, dass es heutzutage wirklich niemandem ein Begriff ist.

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