UFO: Enemy Unknown

Andere Titel:
X-COM: UFO Defense [us]
Firma:
MicroProse
Jahr:
1994
Systeme:
PC (DOS) / PC (VGA)
Genre:
Strategie
Tags:
Science Fiction / Krieg
Sprachen:
Englisch / Deutsch / Französisch
Mittlere Wertung:
5/5

Meinung damals

Grafik und Sound bieten zwar nichts Überragendes, gehen aber vollständig in Ordnung. Die Idee ist gut, vor allem gut umgesetzt, und das Spiel verspricht eine Menge Dauerspaß.

Stefan Martin Asef, ASM 5/94 

Wenn man erstmal ein paar Stunden mit den vielen Optionen von UFO experimentiert hat, merkt man, welch unglaublich großes Potential in diesem Spiel steckt. […] Für Strategen, die ein ungewöhnliches, spannendes und auf lange Sicht motivierendes Programm suchen, stellt das MicroProse-Spiel einen mehr als lohnenswerten Kauf dar.

Petra Maueröder, PC Games 5/94 

Freunde komplexer Strategicals werden mit UFO daher auch langfristig ihren Spaß haben.

Manfred Duy, PC Joker 6/94 

Spiele-Eintöpfe mit Zutaten aus verschiedensten Genres pflegen oft Magendrücken beim Konsumenten auszulösen – zuviele Zutaten verderben den Spaß. Die UFO-Programmierer haben den Dreh aber irgendwie hingekriegt: Rollenspiel-Elemente und Taktik, ein Hauch von Wirtschafts-Simulation beim Forschen und Stations-Management, das ganze umhüllt von einem knusprigen Strategie-Mantel – eine skurril-spannende SF-Story rundet diese verblüffend eigenständige Komposition ab.

Heinrich Lenhardt, PC Player 5/94 

Tusch! Jubel! Sektkorkenknall! – Ein neues Spielkonzept! War die englische Unterabteilung von Microprose bisher durch eher gebremste Spaßausbeute aufgefallen, langt sie zum sentimentalen Abschied noch mal voll hin. Die technisch unscheinbare Mischung aus Wirtschaftskalkül und Strategengeschick entpuppt sich bald als Langzeit-Urknall mit Motivations-Nachbrenner.

Volker Weitz, Power Play 5/94 

Archivierte Berichte

Bericht von Looger (07.01.2006) – PC (DOS)

Es ist der 28. November 1998. Die UFO-Aktivitäten auf der Erde nehmen sichtbar zu und die UNO ruft eine unabhängige Organisation namens X-Com (Extraterrestrische Kampfeinheit) ins Leben. Diese Organisation wird vom Spieler geleitet, um die Erde von der Bedrohung zu retten.

Als erstes wird irgendwo auf der Erde mittels der Weltkarte in Echtzeit eine Basis errichtet, die für lange Zeit wohl auch die einzige des Spielers bleiben wird. Allerdings kann man auch mehrere bauen, dies kostet zum Anfang jedoch noch zuviel Geld. In dieser Basis kann man Kämpfer anheuern, Wissenschaftler und Ingenieure beauftragen sowie neue Sektoren innerhalb der Basis errichten. Des weiteren werden hier Soldaten mit allen möglichen Waffen – von der Pistole über die Sprenggranate bis hin zum Automatischen Geschütz – ausgerüstet, um auf den Kampf gegen die Invasoren vorbereitet zu sein. Es ist auch möglich, Panzer zu bauen. Während man in der Basis ist, wird die Zeit praktischerweise angehalten, so dass kein Zeitdruck für den Spieler entsteht. Nur auf der scrollenden Übersichtskarte der Erde läuft das Spiel in verschiedenen einstellbaren Zeitstufen ab.

Irgendwann wird auch gekämpft. Es gibt mehrere unterschiedliche Arten von Kämpfen: Das häufigste und leichteste Szenario ist es, ein einzelnes UFO abzuschießen und dann die Absturzstelle zu untersuchen. Sollte ein UFO bereits auf der Erde gelandet sein, entfällt das abschießen, allerdings ist der anschließende Kampf am Landeplatz härter. Jeweils einmal monatlich führen die Außerirdischen einen Terrorangriff auf eine zivile Stadt aus. Bei diesem Szenario hat man mehrere Ziele: Wieder müssen alle Außerirdischen getötet werden, diesmal steht man allerdings unter Zeitdruck: Nur wer schnell ist, kann verhindern, dass die Außerirdischen unschuldige Zivilisten töten. Und jeder tote Zivilist bringt einen harten Abzug in der Wertung. Die wohl schwersten Kämpfe sind Angriffe auf Basen. Entweder spürt man einen Stützpunkt der Außerirdischen auf und versucht die Übermacht zu besiegen oder die Aliens greifen eine Basis des Spielers an. Dann geht es um alles: Verliert man, ist die Basis weg. Gibt es keine zweite Basis, ist das Spiel aus.

Sobald das Radar das erste UFO sichtet, geht es los: Es wird erst abgeschossen und dann wird eine kleine, zum Anfang maximal 14-köpfige Truppe an die Absturzstelle geschickt, um die letzten Überlebenden Außerirdischen des Raumschiffes zu beseitigen. Das passiert in rundenbasierten Taktikschlachten: Jeder Kämpfer hat eine bestimmte Anzahl Aktionspunkte (AP), welche er zum Ducken, laufen, schießen und nachladen benutzen kann. Sind die AP aufgebraucht ist der nächste Kämpfer an der Reihe, haben alle Kämpfer gezogen, beginnen die vom Computer gesteuerten Außerirdischen ihre Runde nach dem gleichen Schema. Die Kämpfe sind also von der Grundstruktur mit Brettspielen wie Axis and Allies oder Risiko verwandt. Der Spieler kann grundsätzlich nur das sehen, was die Kämpfer in ihrem Blickfeld haben, manche Runden werden also auch komplett dafür benutzt, den letzten verbliebenen Gegner aufzuspüren. Das kann sehr zeit- und nervenraubend sein, vor allem weil das Spiel, im Gegensatz zur Jagged Alliance – Reihe, nicht in einen Echtzeitmodus umschaltet, wenn kein Gegner mehr in Reichweite ist. Werden alle Gegner besiegt oder beschließt man den sofortigen Rückzug der Kampftruppe erscheint ein Abrechnungsbildschirm, welcher die Mission in verschiedenen Stufen von „Miserabel“ bis „Ausgezeichnet“ bewertet, und Punkte auf die Leistungen verteilt. Außerdem werden die gefundenen außerirdischen Materialien und die toten Gegner mitgenommen. Die Aliens können zudem auch betäubt werden.

Man fragt sich natürlich: Was soll ich damit? Betäubte Aliens können in der Klimazelle (sofern man sie gebaut hat) auf ihre Lebensweise untersucht werden. Die toten Körper kommen zu den Wissenschaftlern. Dort werden sie seziert und wenn das Ergebnis vorliegt, kann man die Schwächen der Außerirdischen besser ausnutzen, weil man sie endlich kennt. Die Materialien kommen ebenfalls in das wissenschaftliche Labor, wo sie gründlich erforscht werden. Dann können die Ingenieure die Gegenstände nachbauen. So kommt man an die überlegene außerirdische Technologie heran und kann zum Beispiel Raumschiffe originalgetreu nachkonstruieren. Überhaupt ist die Forschung eines der besten Elemente des Spiels: Ich persönlich kenne kein Spiel, wo es soviel Spaß macht, die fremde Technik zu erforschen. Es stehen sehr viele Forschungsmöglichkeiten und Verzweigungen offen.

In UFO gibt es nur eine einzige Ressource: Geld. Geld bestimmt die Welt, wie es doch so schön heißt. Kämpfer, Wissenschaftler, Forschung, Ausbauten der Basis und auch eine neue Basis, alles verschlingt Unsummen dieser wichtigen Ressource. Da Geld selbstverständlicherweise nicht an Bäumen wächst, muss es hart erarbeitet werden. 16 Staaten beteiligen sich am Projekt, anfangs zahlen sie zusammen eine Summe von 5.999.000 Dollar, die gut investiert werden müssen. Denn sollte man erfolglos sein und gegen die Angreifer verlieren, werden die betroffenen Staaten die Gelder für das Projekt bestimmt nicht erhöhen, sondern senken. Und wenn die Leistungen des Spielers wirklich schwach ist, oder ein Terrorangriff nicht erfolgreich bekämpft wurde, dann ist fast immer mit einem Ausstieg des jeweiligen Landes zu rechnen, das wohl schlimmste, was passieren kann. Von nun an können die Außerirdischen in dem Land Stützpunkte errichten und so besser operieren. Stützpunkte müssen gefunden und vernichtet werden, harte und vor allem auch Geld verschlingende Kämpfe.

Die Kämpfer im Team gewinnen auch an Erfahrung und steigen nach und nach auf und verbessern so rollenspielähnlich ihre Fähigkeiten. Der Spieler selbst kann darauf leider keinen Einfluss nehmen, wie sie sich verbessern. Es gibt zwölf Grundfähigkeiten für die Kämpfer, die wichtigsten sind die Anzahl der Aktionspunkte, die Trefferpunkte und die Energie. Jeder Schuss und jeder Schritt verbraucht Energie und wenn die Energie eines Kämpfers aufgebraucht ist, kann der Kämpfer einige Runden nicht mehr benutzt werden. In hitzigen Situationen ist das oft todbringend, man sollte also stets den Charakteren auch Ruhepausen gönnen. Steht der Spieler mehreren überlegenen Außerirdischen gegenüber, kann es durchaus passieren, dass einige Soldaten in Panik ausbrechen: Sie rennen oder schießen wie wild durch die Gegend. Manche Außerirdische können Soldaten vom Spieler sogar per Telepathie zeitweise übernehmen.

Am Ende jeden Monats gibt es die Abrechnung. Auch hier gibt es wieder 5 Stufen: Miserabel, Schlecht, OK, Gut und Ausgezeichnet. Je besser man abschneidet, desto höher ist die Chance auf mehr Gelder, andersrum muss man bei schwachen Leistungen mit den Ausstieg von Staaten und damit Geldquellen rechnen. Wenn man über längere Zeit schlecht war, ist nach dem Monat das Spiel möglicherweise vorbei.

So geht die Mischung aus Echtzeitstrategie und Rundentaktik über viele Spieljahre weiter, ohne je langweilig zu werden. Monat für Monat hofft man auf gute Resultate, freut sich über Technologische Fortschritte und bewundert eine neue der vielfältigen Alienrassen. Das ist wohl wirklich das besondere an UFO: Es darf dem Spieler auch gar nicht langweilig werden. Denn wenn man aus Langeweile – oder aus Überschätzung – sich zurücklehnt und einen oder zwei schlechte Monate hat, kann man sich den Spielsieg wahrscheinlich sofort abschreiben. Nur wenn man die ganze Zeit konzentriert und vorsichtig, aber direkt vorgeht, kann man das Spiel knacken. UFO ist mit Sicherheit nicht leicht und vor allem kein Spiel für Anfänger – aber es ist auch nicht unfair im Schwierigkeitsgrad, der sich auf 5 Stufen variieren lässt.

Grafik und Sound sind okay, das zweidimensionale Spielgeschehen ist stets übersichtlich und die musikalische Untermalung beschränkt sich auf das Nötigste, beginnt allerdings nicht zu nerven sondern passt zur Atmosphäre.

Alles in allem ein sehr empfehlenswertes Spiel, aber man sei gewarnt: Es können Wochen vergehen, bis die Mission gegen die Außerirdischen erledigt ist. Und dann wartet aufgrund der komplett nichtlinearen Kampagne schon der nächste Schwierigkeitsgrad…

Mit „Terror from the Deep“ erschien ein Jahr später ein fast komplett identischer Nachfolger mit leicht verändertem Szenario und einer halbwegs neuen, aber auch amüsanten Story. Alle andere, später erschienene X-Com Spiele (Apocalypse, Interceptor, Enforcer) haben mit dem ursprünglichen Spiel nur noch den Namen gemeinsam und sind nicht in dem Maße wie UFO zu empfehlen.

Bericht von Wandrell (07.01.2006) – PC (DOS)

Auch bekannt als X-Com: UFO Defense. In diesem Spiel kommt dem Spieler die Aufgabe zu, eine spezielle Kampfeinheit gegen überlegene außerirdische Invasoren ins Feld zu führen. Von Luft- und Bodenkampf bis hin zu Forschung und Entwicklung, in diesem Krieg hat man die Kontrolle über einfach alles.

Dreh- und Angelpunkt sind die versteckten Basen. Sie sind das Zentrum jeder Aktivität, wo auch Installationen wie Radars, Lager, Laboratorien, Werkstätten oder Hangars errichtet werden. Ausserdem sind hier die Forschungs-, Entwicklungs- und Kampfeinheiten stationiert, die darauf warten, dass ein UFO nah genug an der Basis vorbeifliegt, um entdeckt zu werden. Sowie dies geschieht, werden zunächst ein Abfangjäger und danach ein Truppentransporter ausgesandt, um es zu jagen.

Die Jäger, allein oder in Schwadron, werden sich an das UFO hängen und versuchen, es abzuschießen. Wenn dies geschieht, oder wenn das UFO freiwillig landet, kann eine Kampfeinheit abgesetzt werden, die die Außerirdischen eliminiert und alles birgt, was beim Absturz übriggeblieben ist.

Die Soldaten kämpfen in einem rundenbasierten System, welches als einer der wichtigsten Aspekte des Spiels sehr gut ausgearbeitet ist. Jeder Soldat ist anders, da jeder über ein individuelles Set an Attributen verfügt, zu welchen unter Anderem ihre Aktionspunkte (diese können auch übriggelassen werden, um in der gegnerischen Phase Gegenangriffe zu starten), Lebenspunkte (und auch die Resistenz dagegen, bewusstlos zu werden), das Gewicht, das sie tragen können, oder ihre Zielfähigkeit zählen. Ein wichtiger Punkt ist die Moral, welche sinkt, wenn die Soldat verwundet wird oder wenn einer seiner Kameraden stirbt. Wenn ein Soldat demoralisiert ist, kann das schlimme Folgen haben.

Nach Ende der Kampfhandlungen werden alle überlebenden Soldaten ggf. befördert, bekommen Aufwertungen ihrer Attribute in Abhängigkeit von der eingesetzten Ausrüstung und bringen die Beute zur Basis. Da die Startausrüstung nicht sonderlich effektiv gegen die sehr fortschrittlichen Außerirdischen ist (zunächst verfügt man nur über normale Feuerwaffen und sogar die schweren Geschütze und Panzer machen keinen großen Unterschied) ist diese Beute elementar, um neue Technologien zu erforschen.

Fortgeschrittene Fluggeräte, außerirdische Werkzeuge, Psi-Technologie, außerirdische Biologie und sogar ihre Gesellschaft und ihre Motivation werden durch die wissenschaftlichen Studien ihrer Artefakte, Leichen und Gefangenen erforscht, die in die Basis gebracht werden. Das alles wird in der sogenannten UFOPaedie gespeichert, wo man es jederzeit einsehen kann und außerdem an die Techniker geschickt, die viel von diesem gewonnenen Wissen in Form neuer Waffen und Werkzeuge umsetzen: Plasmawaffen, ferngesteuerte Raketen, neue Rüstungen und sogar Psi-Technologie, all dies wird notwendig sein, diesen Krieg zu gewinnen.

Die anderen Akteure des Krieges, die Außerirdischen, werden sich derweil natürlich nicht einfach zurücklehnen und zuschauen, während man fortschreitet und sie zurückschlägt. Sie reagieren auf die Aktionen des Spielers und haben ihre eigenen erkennbaren Taktiken, die man mit dem richtigen Auge dafür auch grob vorausahnen kann. Ein einzelnes großes Schiff, das das Land erkundet, sucht vermutlich nach einer Stadt, wo ein Terrorangriff gestartet werden kann, ein Kundschafter, der ein Gebiet mit hoher X-Com-Aktivität scannt, sucht vermutlich Basen, wo man später Vergeltungsschläge führen kann, eine Flotte UFOs, die im selben Gebiet landet, könnte eine Basis bauen (die dann mit Hilfe von Patroullien gefunden werden kann) und große, eskortierte Schiffe könnten versuchen, die Regierung eines Landes zu infiltrieren.

Im fortschreitenden Spiel werden solche und andere Taktiken gebräuchlicher und die Bedrohung durch die Außerirdischen variiert, da nicht immer dieselbe Spezies angreift. Von den grauen Sektoiden mit ihren mentalen Fähigkeiten bis hin zu den Schlangenmenschen und ihren schwer gepanzerten Biowaffen, den Chryssaliden. Man kämpft gegen eine geheimnisvolle Bedrohung mit eigener Organisation, in der die Gegner nicht einfach nur Soldaten, sondern auch Piloten oder Biologen sein können, die entsprechend anders auf die Aktivitäten der Kampfgruppe reagieren.

Als kleine Randbemerkung sei die scheinbar weniger bekannte Tatsache erwähnt, dass die grundlegenden Prinzipien des Spiels auf einer alten englischen Serie von 1969 namens „UFO“ basieren. Diese wurde geschaffen von Gerry Anderson, dem Mann, der im gleichen Jahrzehnt die Puppenserie „The Thunderbirds“ drehte.

Übersetzt von Vemperor

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