Die Spielidee ist vielleicht nicht besonders originell, der „Programm-Ablauf“ dagegen ist sehr „addictive“. „Süchtig“ machen wird Trailblazer mit Sicherheit die Atari-User, die ein ausgezeichnetes Spiel erwerben können!
Gut gemachte Simultanspiele gehören seit jeher zu den Favoriten der Computerspiel-Geschichte. […] Das Spiel ist zwar recht simpel, macht aber wegen der schnellen, farbenfrohen Grafik viel Spaß. Daß man zu zweit gleichzeitig spielen kann, ist das vielzitierte Tüpfelchen auf dem „i“.
Ein Fußball rollt über Strecken, die aus farbigen Bodenplatten bestehen, und man versucht ihn ins Ziel zu bringen, bevor die Zeit abläuft. Die Farbe zeigt dabei den Effekt auf den Ball an: Gelb erhöht die Geschwindigkeit, grün verringert sie, weiß bringt ihn zum Hüpfen, Magenta schleudert ihn in die entgegengesetzte Richtung zurück und Türkis invertiert die Steuerung. Rollt man in Löcher (schwarz), fällt der Ball in die Unendlichkeit des Weltalls… nur um einen Moment später wieder zu erscheinen (allerdings hat man natürlich Zeit verloren).
Der Atari ST ist der einzige 16-Bit-Homecomputer, der mit einer Umsetzung dieses 8-Bit-Klassikers gesegnet wurde. Alle Versionen unterscheiden sich teilweise drastisch voneinander, deshalb sind ein paar Erklärungen auch für diejenigen, die Trail Blazer auf einem anderen System gespielt haben, von Nöten. Die C64-Version scheint die bekannteste zu sein, also soll diese im Folgenden als Vergleichsmaßstab dienen.
Es gibt drei Spielmodi: Training, Arcade und zwei Spieler. Ersteres erlaubt es einem, drei Level frei zu wählen und hintereinander zu spielen, wobei man rein gegen die Uhr ankämpft. Im zweiten Modus kommt eine weitere Beschränkung hinzu: Man darf die manuelle Sprungfunktion des Balles nur beschränkt häufig auslösen, was das ganze natürlich nochmal deutlich schwieriger macht. Zuguterletzt kann man auch noch per Splitscreen gegen einen anderen Spieler antreten, unter den Regeln der zweiten Variante. Es gibt keinen Computergegner, es muss ein anderer Mensch sein. Das ist im Vergleich zum C64 eine Einschränkung, jedoch ist ein computergesteuerter Ball dort praktisch ohnehin nicht zu schlagen, wodurch der Verlust gut zu verschmerzen ist.
Grafisch gesehen ist dies (wenig überraschend) die attraktivste Version des Spiels. Gleichzeitig spielt es sich allerdings ein ganzes Stück langsamer. Was ein klarer Vorteil ist, denn die Spielbarkeit wird dadurch deutlich verbessert. Auch wenn die extreme Geschwindigkeit auf dem C64 natürlich technisch eindrucksvoll ist, lässt sie dem Spieler doch nur wenig Chancen, auf heranrasende Hindernisse zu reagieren. Diese Version ist da fairer, aber trotzdem nicht zu einfach.
Ein allgemeines Problem ist die Art, wie mit dem Wiederauftauchen des Balls aus Löchern umgegangen wird. Es gibt Situationen, in denen man ein sofortiges „Wiederreinfallen“ nicht verhindern kann. Befindet man sich zum Beispiel am Anfang eines Streckenabschnitts, der aus einzeln stehenden Bodenplatten besteht, wobei man von einer zur nächsten Springen soll, muss man nur die erste verpassen, und schon fliegt man automatisch und ohne Möglichkeit der Korrektur auch an den folgenden vorbei, da man nie mehr in den richtigen „Rhythmus“ kommen kann. Das ist jedoch die einzige „Lücke“ (hehe) im Konzept.
Trail Blazer zeigt einmal mehr, dass einfache ud abstrakte Ideen häufig besser für gute Spiele geeignet sind, als ausgefuchst-komplizierte Konzepte, die der Realität näher kommen. Reiner Spaß ohne viel Nachdenken – denn Spaß ist es doch, was wir von Computerspielen erwarten, oder?