There is Only Power

Firma:
porousnapkin
Jahr:
2015
System:
PC (Linux)
Genre:
Strategie
Tags:
Kämpfen / Schwerter & Magie
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
4/5

Bericht von Mr Creosote (23.03.2024) – PC (Linux)

Was treibt eigentlich die stereotypischen Bösewichter der Cliché-Fantasyreiche an, ihre Welten erobern zu wollen? Schenkt man diesem Spiel glauben, geht es einfach nur um Macht. Mehr steckt da nicht hinter. Sie geilen sich daran wohl auf. Was eventuell auch auf unsere Welt zutrifft. Doch politische Statements möchte dieses Spiel nicht machen.

There is Only Power bedient sich der Tradition taktischer Kriegsspiele, wie etwa D&D ursprünglich eines war. Spezifische Inspiration kam wahrscheinlich von Klassikern wie Julian Gollops Chaos (das Herbeirufen von Monstern, die man dann in die Schlacht führt) und dem allseits beliebten King's Bounty (man führt seine Armee von einer Stadt, einer Monsterhöhle zur nächsten). Ziel ist es, eine zufällig generierte Welt zu erobern. Doch jeder fängt mal klein an, also richtet man erstmal ein wenig Chaos hier und da an, wird dabei stärker, aber fliegt so lange es geht unter dem Radar der aufrechten Herrscher, bis es dann kein Zurück mehr gibt.

Das Spiel teilt sich in eine rudimentäre strategische Landkarte und taktische Schlachten. Auf Ersterer wählt man das nächste Ziel aus. Einen Bauernhof zu überfallen ist einfach, aber natürlich auch nicht so lukrativ. Betritt man ein Kloster, könnte man die Heildienste der Mönche in Anspruch nehmen oder sie direkt alle ermorden. Vielleicht findet sich dann ja ein magisches Artefakt in den Ruinen. Artefakte, wie auch neu erworbene Zaubersprüche und natürlich zusätzlich angeworbene Monster, erhöhen die Schlagkraft der Armee.

All dies kommt dann in den rundenbasierten Kämpfen zum Tragen. Initiative wird ausgewürfelt. Man achtet auf Hitpoints, benutzt Spezialfähigkeiten… auf den ersten Blick wirkt es recht simpel. Man kann seine Kreaturen nicht einmal bewegen. Die einzige räumliche Unterscheidung findet zwischen erster und zweiter Kampflinie statt. Und doch hat man, wenn man die Kreaturen nacheinander befehligt, so einige Optionen. Jede ist für sich genommen einfach zu verstehen, doch setzt man sie in Relation dazu, was die anderen Soldaten und Gegner tun könnten, entsteht eine Komplexitätsstufe, die sich gewaschen hat. Es gilt zu verstehen, was hinter den eher simplen Pixelsprites steckt. Egal, ob es menschliche Soldaten, Magier, Drachen oder Untote sind – was sie tun können, zählt. Wozu sie gut sind, wodurch sie besonders verletzlich sind.

Strategisch liegt die Herausforderung in der permanenten Frage, was man sich als nächstes vornehmen sollte. Wird dieser Kampf mich wirklich stärker machen oder verhebe ich mich damit? Beendet dies vielleicht direkt meine Ambitionen oder trage ich einen Pyrrhussieg davon? Man ist immer gezwungen, sich gefährlichere Ziele zu suchen, da sonst die Belohnungen nicht mehr ausreichend sind und die globale Gefahrenstufe (repräsentiert durch eine Anzeige am oberen Bildschirmrand) trotzdem steigt. Die wiederum bestimmt, ob der Spieler von Kopfgeldjägern oder sogar Armeen des Herrschers proaktiv gejagt wird. Was also spieltechnisch die Funktion einer Zeitbeschränkung übernimmt – wie die Nahrung in Roguelikes.

There is Only Power macht Spaß, weil es gut ausbalanciert ist. Man balanciert permanent am Abgrund, erreicht niemals den Punkt, an dem man tun kann, was man will, und trotzdem sicher gewinnt. Die Herausforderung bleibt bis zum Ende und ihr kann niemals durch stupides Grinding begegnet werden. Eine Partie ist also eine durchgehende Vorwärtsbewegung. Wie in jedem Spiel mit zufallsgenerierten Spielfeldern, wird man nicht timmer gewinnen. Das zu akzeptieren, ist Teil der Spielerfahrung. Einer intensiven Spielerfahrung.


  1. Roguelike:

    Untergruppe der Rollenspiele, zurückgehend auf Rogue. Typische Merkmale sind zufällig generierte Dungeons, „Permadeath“ (d.h. beim Tod der Spielfigur werden eventuelle Speicherstände automatisch gelöscht) und rundenbasiertes Spielprinzip.  ↩︎

  2. Grinding:

    Das gefühlt endlose Wiederholen der immer gleichen Tätigkeit zum Erreichen eines Spiel(zwischen-)ziels. Besonders verbreitet in Rollenspielen, um die Charakterwerte gefahrlos zu erhöhen. Japanische Rollenspiele, in der Tradition Wizardrys, sind besonders berüchtigt hierfür.  ↩︎

Screenshots

PC (Linux)

Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild