The Witness

Firma:
Infocom
Jahr:
1983
Systeme:
PC (DOS) / PC (Booter)
Genre:
Adventure
Tags:
Krimi / Polizei & Verbrecher / Textbasiert
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
3/5

Meinung damals

Alle drei Infocom-Mysteries zeichnen sich durch hervorragende englische Texte aus, die Büchern entstammen könnten. Man kann sogar Gespräche mit anderen Charakteren führen und hat regelrecht den Eindruck, Teil eines gut geschriebenen Kriminalromans zu sein.

M. Kohlen, Happy Computer Sonderheft 3/85 

Bericht von Mr Creosote (26.11.2005) – PC (DOS)

Los Angeles, Februar 1938. Freeman Linder hat von einem Mann namens Stiles, mit dem Mrs Linder vor ihrem Selbstmord eine Affäre hatte, Nachrichten bekommen, die er für Morddrohungen hält. Linder bittet um Polizeischutz und bekommt ihn auch. Ein Inspektor (der Spieler) wird beauftragt, am Abend, von dem auf Stiles' Telegramm die Rede ist, im Haus der Linders zugegen zu sein.

Selbst der Polizist im selben Raum wie er kann nicht verhindern, dass Linder in seinem Büro erschossen wird. Eine schattenhafte Figur, die Linder anscheinend Sekunden vor seinem Tod als Stiles identifiziert hatte, war vor dem Fenster aufgetaucht. So frustrierend es sein mag, seinen Schutzbefohlenen zu verlieren, der Fall scheint klar zu sein. Oder steckt doch mehr dahinter?

Witness ist das Produkt des Feedbacks zu Deadline. Die Hauptkritik war anscheinend „zu schwierig“. Witness löst dieses Dilemma auf unterschiedlichste Weisen. Als erstes sticht die deutliche Reduzierung der beteiligten Charaktere ins Auge. Abgesehen vom Spieler selbst, dem Mordopfer und Stiles gibt es nur noch Monica Linder (die Tochter des Toten) und den asiatischen Diener Phong. Einer von ihnen muss der Täter sein, und die durch die Grundregel, dass die offensichtliche Lösung niemals die richtige ist, fällt eine Möglichkeit schon raus.

Der Fall selbst ist auch nicht allzu komplex. Der erste Teil stellt sich nur als Deckmantel für eine pseudointeraktive Theatervorstellung heraus. Der Spieler kann nur zugucken und anderen Leuten hinterherlaufen. Eine Möglichkeit, den Mord zu verhindern gibt es nicht, was recht unbefriedigend ist. Besonders, da das Spiel praktisch so tut, als wäre dies anders.

Der Tathergang des Mordes selbst ist, wie sich herausstellt, sehr einfallsreich konstruiert. Kein Grund zur Beschwerde. Das Problem ist eher, dass der Spieler zu sehr mit der Nase auf die Tatsachen gestoßen wird. Es ist fast schwieriger, nicht zu durchschauen, wie Linder umgebracht wurde, als auf eine falsche Fährte zu stoßen. Die Art und Weise des Mordes ist dann auch beinahe synonym mit der Frage nach dem Täter. Insofern könnte man Witness ganz brutal als ein-Rätsel-Spiel bezeichnen.

Dass Infocom vom einen Extreme (extrem schwierig) direkt ins andere gefallen ist (extrem einfach) ist aufgrund des mehr als ansprechenden Drumherums sehr schade. Story und Charaktere lassen keine Wünsche offen (außer dem üblichen „mehr“), Schauplatz und Schreibstil schaffen eine passende Atmosphäre. Insgesamt auf jeden Fall ein sehr unterhaltsames Spiel, aber es währt zu kurz, um vollständig zu überzeugen. Ein Einstiegspunkt für diejenigen, die nur einen ersten Geschmack des Genres wollen, aber selbst Moonmist (vom selben Designer und als „für Einsteiger“ vermarktet) bietet eine größere Herausforderung und bietet somit einen genaueren Eindruck davon, was einen erwartet.

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