Bericht von Mr Creosote (28.09.2009) – C64

Der Kalte Krieg… für alle, die einen Test über ein Spiel aus der Mitte der 80er lesen, sollte das eigentlich kein Thema sein, dass man nur aus Geschichtsbüchern kennt. Doch es sorgte auch für Stoff in einer anderen Art von Büchern: Für Spionageromane bot er ebenfalls den perfekten Hintergrund. Ein sehr erfolgreicher Vertreter dieses Genres war Frederick Forsyths The Fourth Protocol. Grober Plot: Böse Kommunisten haben mal wieder einen Plan zur Erringung der Weltherrschaft. „Plan Aurora“ besteht darin, eine Atombombe nach Großbritannien zu schmuggeln und die hochgehen zu lassen, wobei die Schuld den USA gegeben werden soll, um somit die westliche Allianz zu destabilisieren.
In dem Computerspiel The Fourth Protocol übernimmt der Spieler die Rolle des Protagonisten des Romans, John Preston, einem Agenten auf mittlerer Hierachiestufe im MI5. Das Spiel teilt sich in drei Abschnitte, die einzeln gespielt werden können, allerdings sind der zweite und dritte Teil jeweils nur mittels eines Passworts, das man am Ende des jeweils vorigen erhält, zugänglich.

Es beginnt mit The NATO Documents worin Preston seine Zeit dort verbringt, wie ein Agent es nun mal größtenteils tut: an seinem Schreibtisch. Innerhalb des MI5 scheint es einen Doppelagenten zu geben, der geheime Dokumente nach draußen gibt. Natürlich muss es enttarnt und geschnappt werden. Anfragen, Memos und Reporte von Kollegen und anderen Abteilungen treffen kontinuierlich ein und der Spieler muss sich allen annehmen. Die meisten Verdachtsmomente stellen sich dabei als harmlos heraus oder haben zumindest keinerlei Zusammenhang zum eigentlichen Ziel. Aber woher soll man das schon vorher wissen? Hauptwaffe, neben dem eigenen deduktiven Verstand, sind die Agenten, die man zur Überwachung Verdächtiger einsetzen kann.
Anschließend hat man in The Bomb die Aufgabe, die Atombombe, die sich nun bereits im Land befindet, aufzuspüren. Spielerisch ändert sich zu diesem Zweck einiges. Plötzlich bewegt und handelt man viel mehr wie in einem Adventure und Preston verlässt auch sein Büro. Zuletzt wartet dann noch The SAS Assault, wobei dieser Teil davon handelt, die Bombe in Besitz zu bringen und zu entschärfen. Spielerisch ist man spätestens hier in einem ganz klassischen und (abgesehen von ein wenig Schießerei) reinen Adventure angekommen.

Diese Genremischung ist durchaus interessant: Der zweite Abschnitt leitet sozusagen vom ersten zum dritten über. In diesem Verbindungsstück wird ein Iconinterface ähnlich dem ersten Teil benutzt, aber spielerisch ist es dem letzten ähnlicher. Schade allerdings, dass gerade dieser Mischabschnitt der schwächste der drei ist – und das trotz des sehr schwachen Parsers im letzten Teil. So richtig überzeugen kann somit nur der erste Teil. Dort kann sich der Spieler wirklich auf die Lösung der komplexen Aufgabe konzentrieren, ohne sich permanent über die Bedienung ärgern zu müssen oder sich auf triviale Rätselchen zu beschränken.
Letztendlich ist der erste Abschnitt sehr empfehlenswert und ist auch für sich sehr spielenswert. Die anderen beiden sind als nette Zugabe für Fans des Spionagegenres zu sehen, können von unbedarfteren Spielern aber gefahrlos ignoriert werden.