The Chaos Engine

Firma:
Bitmap Brothers
Jahr:
1993
Systeme:
PC (DOS) / PC (VGA) / Amiga (OCS)
Genre:
Action
Tags:
Multiplayer / Science Fiction
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
5/5

Meinung damals

An Lionheart kommt The Chaos Engine zwar aufgrund technischer Mängel nicht ganz heran, jedoch ist das Spiel nichtsdestotrotz als Meilenstein unter den Amigaspielen zu bewerten.

Hans Ippisch, Amiga Games 3/93 

Alles in allem haben die Bitmap Brothers mit Chaos Engine ihrer Sammlung an Klassikern wie Xenon II, Speedball oder Cadaver ein weiteres Prunkstück hinzugefügt – was anderes hatten wir von den Jungs auch gar nicht erwartet!

Richard Löwenstein, Amiga Joker 2/93 

Außer Frage steht, daß die Bitmaps mal wieder ein Spiel auf die Beine gestellt haben, das in Sachen Design & Ausführung hervorragend und stimmig ist. Mit ist lediglich nicht klar, ob es so furchtbar viele Freunde finden wird, da es hohe Ansprüche stellt. Reine Kniffelfreaks werden von der Action überfordert, und der Baller-Gourmet kommt a) zu kurz und könnte b) schon bald von Puzzles, entschlußfreudigen Wänden und Dingen, die nicht sind, was sie zu sein scheinen, angenervt sein. Wer sich reinarbeitet wird aber eine Menge Freude an einer massiven Chaos Engine haben, die immer wieder mit neuen Kniffen ihr Gameplay zu bereichern weiß.

Ulrich Mühl, ASM 3/93 

Guten Morgen: Über ein Jahr haben sich die Programmierer für diese Amiga-Umsetzung gelassen und möbeln dann nicht mal die Grafik auf. Trotzdem macht das Bekämpfen der Chaos Maschinerie Freude: Blitzschnelle Reaktionen müssen mit taktischem Vorgehen und klugen Extrawaffen-Kauf verbunden werden, um bei dem teils extrem schwierigen Spielgeschehen nicht das Nachsehen zu haben.

Jörg Langer, PC Player 11/94 

Der ewig wartende Amiga-Freak darf endlich in Weinkrämpfe verfallen und die Wand hochhoppeln: The Chaos Engine ist das schlichtweg beste Action, Spiel, das die Bitmaps je auf die Beine gestellt haben. Die fast perfekte Präsentation schafft eine geheimnisvoll-rätselhafte Atmosphäre, die unter die Haut geht. Dan Malone hat in Sachen Grafik ganze Arbeit geleistet: Man fühlt sich unversehens ins viktorianische Zeitalter oder in ein Jules-Verne-Buch versetzt. Die spielerischen Qualitäten stehen der Präsentation in nichts nach. Einen Actiontitel mit solch spielerischer Tiefe gab es bis heute nicht.

Knut Gollert, Power Play 2/93 

Bericht von Mr Creosote (04.01.2014) – Amiga (OCS)

The Chaos Engine – ein Gauntlet-Verschnitt im Steampunk-Stil. Drücken wir es mal so aus, dass man wohl davon ausgehen könnte, dass es bei den Bitmap Brothers Fans von William Gibsons Roman Die Differenzmaschine  gab. Doch wo genannter Roman trotz seiner einfallsreichen fiktiven Technik seine Welt doch noch klar an glaubwürdigen Grundsätzen orientierte, präsentiert uns dieses Spiel etwas, das man eher als Szenario eines apokalyptischen Horrorfilms erwarten würde: Ein viktorianischer Wissenschaftler hat eine Maschine erfunden, die das grundlegende Gefüge von Raum und Zeit verändern kann. So brüchig wie jenes jedoch ist, verwandelt er unwillentlich die Welt in ein surreales Chaos voller Monster.

Wie sonst könnte man darauf bloß reagieren, als Muskelprotze mit großen Knarren loszuschicken, um Dinge in die Luft zu jagen? Zwei (aus einer Auswahl von sechs) Söldner ballern sich ihren Weg durch sechszehn Levels, aufgeteilt in vier „Welten“, bis sie schließlich das Herz der verfluchten Maschine erreichen, das es zu zerstören gilt, um dem Horror (hoffentlich) ein Ende zu bereiten. Warum nur zwei, anstatt alle sechs – oder sogar eine ganze Armee – zu schicken? Tja, Söldner arbeiten halt nicht umsonst – selbst, wenn die Alternative das Ende der Welt bedeutet, geht es hier ums Prinzip!

Diese
Diese „Knoten“ zu „aktivieren“ öffnet den Ausgang des Levels

Nicht zu vergessen ist das ja auch fürs Gameplay nicht ganz unbedeutend. Während die Bandbreite der Charaktere erstmal den Bereich zwischen den traditionellen Polen von stark & langsam bis schnell & schwach abdeckt, wird diese Wahl beim Intelligenzfaktor etwas interessanter. Chaos Engine ist zwar primär für zwei Spieler gedacht, aber auch alleine macht es nicht zu verachtenden Spaß. Der Computer übernimmt in diesem Fall die Kontrolle über den zweiten Charakter – und die Intelligenzwertung dieses Typen definiert den Nutzen dieser automatischen Unterstützung. Nettes Detail, aber insgesamt sind die Charakterdesigns trotzdem nichts, womit man Bücher füllen könnte (die Sprites sehen aber zugegeben ziemlich cool aus).

Anders ist das mit dem Leveldesign. Der Plot des Spiels wurde dabei recht wörtlich interpretiert. Jedes Level ist ein kleiner Irrgarten, der aber nicht in traditioneller Weise begangen werden kann. Das liegt daran, dass die Welt um einen herum immer noch unter der realitätsverändernden Einwirkung der Maschine steht: Mauern tauchen urplötzlich aus dem Nichts auf, woanders öffnen sich dafür neue Wege, Gegner erscheinen scheinbar zufällig. Zufällig ist dabei natürlich nichts – es ist alles ganz genau durchdacht und vorgeplant – doch in der Hitze des Gefechts führen diese Ereignisse zu überraschend spannendem Stress, da die Spieler sich immer wieder neu orientieren müssen. Natürlich gibt es auch jeweils mehr als einen Weg durch jedes Level. Je nach dem, welche Entscheidungen man denn nun bei den kleinen Rätselchen (Schalter umlegen, Geheimgänge finden…) trifft.

Die Grafik unterstützt die Stimmung bestens. Gedeckte Farben vermitteln den gelungenen Eindruck einer verdrehten Version der frühen Industrialisierung. Umgebung und Gegner werden grob alle zwei Levels ausgewechselt, so dass es immer wieder Neues zu sehen gibt. Der Sound ist ebenfalls verdammt gut, insbesondere, da sich der im Elektrostil gehaltene Soundtrack ebenfalls stilistisch immer wieder den „Welten“ anpasst. Beispielsweise hört man bereits in der Intromusik Warnsirenen heulen und in den letzten Levels, nah dem Herz der Maschine, wird die treibende Melodie von mechanischem Stampfen und dem Zischen von Druckventilen unterlegt. Die Atmosphäre wird noch weiter unterstützt durch hervorragend passende Sprachschnippsel, die wichtige Ereignisse ankündigen: Node Activated!, Exit Open!

Böse Doppelgänger!
Böse Doppelgänger!

Jetzt mag es scheinen, ich versuche, dieses Spiel zum tollsten aller Zeiten hochzujubeln. Natürlich gibt es auch Schattenseiten. Die prominenteste: Chaos Engine ist sehr schwer geraten. Die Gegner verfolgen eine simple Selbstmordstrategie: Sie kommen immer direkt auf einen zu. Das können sie sich in der Summe auch leisten; sie sind zahlreich. Die Guten müssen dagegen mit ihren zwei Kämpfern auskommen, von denen jeder mit gerade mal zwei Leben beginnt. Nach jedem zweiten Level ergibt sich die Gelegenheit, seine Charaktere etwas aufzupeppen, beispielsweise mit dickeren Wummen oder eben zusätzlichen Leben, aber das will alles bezahlt werden. So muss man also tunlichst jedes Geldstückchen, das von getöteten Gegnern hinterlassen wird oder anderweitig einfach herumliegt, an sich rapschen – was wiederum bedeutet, dass man zusätzliche Risiken eingehen muss, um wirklich alles zu erhaschen.

Ein großes Hindernis, das einen so einige Leben kosten wird, ist die Beschränkung der Steuerung. Prinzipiell ist die nicht schlecht, aber es tritt das klassische Problem auf, dass man kaum in eine Richtung schießen kann, ohne sich gleichzeitig dorthinzubewegen (riskant). Ganz besonders passiert dies bei Diagonalen. Eventuell hätte es beispielsweise Sinn ergeben, die Spieler ihre Figuren bei Dauerfeuer auf der Stelle drehen zu lassen, wenn sie den Feuerknopf festhielten. Dieses prinzipiell nützliche Manöver ist jedoch unmöglich, denn das längere Drücken des Feuerknopfs löst stattdessen die Extrawaffen aus. Von denen die meisten ziemlich nutzlos sind. Andererseits sind ein paar dann doch unverzichtbar an einigen besonders unfair geratenen Stellen – wie beispielsweise dem Zerstören der Generatoren im Level direkt vor dem großen Endkampf. Apropos Endkampf: Der ist ja doch ziemlich einfallslos geraten, oder?

Ich muss gestehen, dass ich es zwanzig Jahre lang regulär niemals weiter als bis gerade durch die zweite Welt geschafft habe. Den Rest des Spiels kannte ich nur durch in Zeitschriften abgedruckte Levelcodes. Andererseits hatte ich aber andere Leute beim Spielen beobachten dürfen, die viel, viel erfolgreicher vorankamen, also war es zweifellos möglich. Bis ich es dann irgendwann mit viel Training und Geduld selbst durch geschafft habe. Ob einem der Versuch Spaß bereitet, hängt ganz primär davon ab, ob man bereit ist, keine Mühe zu scheuen, dieses gnadenlose Spiel zu bezwingen. Für diejenigen unter uns, die schnell am Abzug sind, kann es aber wohl keinen Zweifel geben, dass dieses Spiel das vielleicht beste seiner Art ist. Nicht perfekt, aber unübertroffen!

Bericht von Tapuak (26.02.2000) – PC

Wie bei den meisten Computerspielen strotzt die Vorgeschichte von Chaos Engine nicht gerade vor Originalität: Ein „Baron“ entwickelt bei seinen Experimenten eine Maschine, die „trotz ihrer Primitivität immer mächtiger wird“ und schließlich die Lebewesen ihrer Umgebung zu bösen Monstern verwandelt.

Der Spieler hat nun die Aufgabe, ein Team von zwei Söldnern zusammenzustellen (einer wird wahlweise vom Computer gesteuert), das die Maschine und ihre Abkömmlinge zerstören soll. Die sechs zur Auswahl stehenden „Charaktere“ unterscheiden sich jeweils in Intelligenz, Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Energie. Außerdem besitzt jeder von ihnen verschiedene Waffen und zwei besondere Fähigkeiten wie z. B. Heilen, Dynamit werfen oder Karten lesen.

Das Spielkonzept an sich ist schnell erklärt: Unter ständigem Einsatz der Feuertaste steuert man seinen Söldner durch vier Welten (jeweils in vier relativ umfangreiche Level unterteilt) und beseitigt dabei mit Unterstützung seines (computergesteuerten) Partners unzählige Monster, von denen man entweder frontal oder hinterrücks angegriffen wird. Die Level sind etwas komplexer aufgebaut als bei den meisten Action-Spielen: Es gibt immer wieder kleine Rätsel zu lösen, die sich allerdings meistens auf das Finden von Schaltern etc. beschränken. Oft gibt es sogar mehrere Wege und Ausgänge, um ein Level zu beenden, was wohl zur längeren Motivation beitragen soll.

Eine wichtige Rolle bei Chaos Engine spielt das Geld. Dies liegt entweder offen bzw. versteckt herum oder ist als Bonus für „erlegte“ Monster zu finden. Nach jeweils zwei Levels hat man die Möglichkeit, sich und seinen Partner für einen bestimmten Preis in den einzelnen Fähigkeiten zu verbessern oder Leben und Waffen nachzukaufen. Wichtig sind ebenfalls die Passwörter, die die nicht vorhandene Speicherfunktion wenigstens teilweise ersetzen.

Chaos Engine wird durch den gelungenen (Level-) Aufbau und gute Steuerung zu einem überdurchschnittlichen Actionspiel. Auch die relativ abwechslungsreichen Gegner bzw. Welten und die Möglichkeit, sein Team (wenn auch sehr begrenzt) selbst weiterzuentwickeln tragen zu dem durchaus positiven Gesamteindruck bei. Auch wenn die Grafik schlechter ist als die der Amiga-Version ist sie mehr als ausreichend.

Die Nachteile von Chaos Engine sind actionspieltypisch: einzelne unfaire Stellen und im späteren Spielverlauf ein nahezu unschaffbarer Schwierigkeitsgrad sind eindeutige Minuspunkte. Auch am Ende des Spiels, beim Kampf gegen die Chaos Engine, hätten einige Einfälle nicht geschadet.

Insgesamt ein empfehlenswertes Spiel, das viele neue Actionspiele bei Weitem übertrifft und zeigt, dass ein kurzweiliges Spiel ohne riesigen technischen Aufwand kein Problem ist.

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