Telengard

Firma:
Avalon Hill
Jahr:
1985
Systeme:
PC (CGA) / PC (DOS)
Genre:
Rollenspiel
Tags:
Kämpfen / Schwerter & Magie
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
4/5

Meinung damals

Wer viel Phantasie hat, dem kann man dieses Spiel nur empfehlen, denn bis er es wirklich vollkommen erkundet und kartiert hat, wird eine lange Zeit vergehen. Lange Zeit vergeht leider auch, bis das Spiel geladen ist. So sind das bei der Commodore-64-Version etwa 20 Minuten. Es ist also ratsam, sich die Disketten-Version anzuschaffen; mit der Band-Version, die allerdings für TRS-80 Modell I und III, Commodore 64, VC 20 und Atari 400/800 erhältlich ist, wartet man entschieden zu lange.

Joseph Weigand, Happy Computer 1/84 

Archivierte Berichte

Bericht von Elwood (12.03.2005) – PC (DOS)

Oh ja, meine jungen Freunde, ich erinnere mich noch wie ich das erste mal die Stufen dieses abscheulichen Verlieses hinabstieg. Alles was ich hatte war das Schwert meines Vaters und keine Ahnung wie man es benutzt. Und dann kamen sie! Zombies, Skelette, Orks! Ich rang sie alle nieder – schaffte es mehr tot als lebendig hinaus in genau diese Taverne und verbrachte hier die Nacht. Aber als die Morgensonne aufging wußte ich ich mußte dorthinein zurück. Ich konnte dieses Labyrinth nicht unbesiegt lassen. Und so ging ich immer tiefer. Meine Fähigkeiten verbesserten sich, ich wurde schneller – bald fing ich an mit Dämonen und Drachen zu kämpfen – und je tiefer ich hinabstieg um so tödlicher wurden sie!

Eines Tages dann kam ich an einen vernebelten grauen Kasten. Ich wunderte mich und überlegte… aber schließlich entschloß ich mich hineinzutreten. Er forderte mich auf eine Zahl zwischen 1 und 50 zu nennen – und, da ich die Gerüchte vernommen hatte, daß dies Verlies 50 Stockwerke in die Tiefe reichte, wußte ich wohl was mich erwartete. Aber hättet ihr widerstehen können? Ich sehe doch auch das Verlangen nach Abenteuer in Euren Augen, Jünglinge! Also rief ich ‚Fünfzig!‘ – und die Neben begannen zu wirbeln.

Zuerst war ich ein bißchen enttäuscht – alles sah genauso aus wie in den oberen Etagen die ich ja schon kannte. Dieselben dunklen Tunnel… Aber dann hörte ich ein Brüllen in der Ferne. Ich spähte um die Ecke des Tunnels in dem ich stand… und sah den größten Drachen den ihr euch vorstellen könnt! Er war größer als die ganze Taverne in der wir hier grade sitzen. Ich rannte so schnell wie ich konnte. Schlug einige Türen hinter mir zu, wich einer Horde übelgelaunter Orks aus – nur um in einen Riesen zu laufen der mich mit dem ersten Schlag seiner Keule fast tötete. Von ihm wegkriechend stolperte ich glücklicherweise in einen Teleporter. Das gab mir einen Moment das bißchen zusammenzukramen was ich vom Zaubern wußte um meine Wunden zu heilen. Ich war definitiv nicht in der Lage hier unten zu überleben! Nun… noch nicht. Ich wußte es lag noch eine Menge Training vor mir. Aber zuerst mußte ich diesen Tiefen entkommen. Während ich noch darüber nachdachte sah ich einige Meter entfernt etwas glänzen. Ein Haufen Gold größer als ihr ihn euch vorstellen könnt! Ich stopfte soviel ich konnte in meine Taschen – und unter dem Haufen fand ich einen völlig neuen Elfenmantel! Ich suchte vorsichtig meine Umgebung ab und konnte mein Glück kaum fassen als ich noch einen dieser nebligen grauen Kästen fand, der mich dann auch wieder in eine Ebene brachte in der ich überleben konnte. Aber ihr könnt sicher sein, daß das nicht meine letzte Reise in diese Tiefen war!

Ich kann sehen ihr Jungens schenkt den Geschichten eines alten Mannes keinen Glauben! Aber nun schaut Euch mein Schwert an, habt ihr schon jemals irgendetwas wie dieses gesehen? Nun sagt mir wo außer am Grunde dieses verfluchten Verlieses würde man etwas ähnliches finden?

Nun ist es an Dir das Verlies von Telengard zu erforschen. Es ist 50 Stockwerke tief, voller Monster und Schätze. Du fängst an als einfacher Level 1 Abenteurer mit nur einem einfachen Schwert, Schild und Rüstung. Du kannst einen Gnoll töten oder einen Hobbit, vielleicht einen Ork – aber das ist es dann auch schon so ziemlich gewesen. Und denk nicht mal dran ein Monster oberhalb des ersten Levels anzugreifen. Du mußt Dich raufarbeiten. Töte die Monster die Du kannst, sammel soviel Gold wie Du kannst und geh regelmäßig ins Gasthaus. Im Gasthaus kannst Du Dein Gold eintauschen gegen Erfahrungspunkte – und Du wirst schleunigst höhere Levels erreichen wollen. Sobald Du einen bestimmten Level erreicht hast kannst Du daran denken tiefer zu gehen und die härteren Monster zu bekämpfen. Vergiß nur nicht daß ein Level 1 Drache immer noch tödlicher ist als ein Level 3 Hobbit – denk da dran! Nichts ist schlimmer als ordentlich durchgebraten zu werden wenn man nur ein paar Felder vom Gasthaus entfernt ist und die Taschen voller Gold hat. Was mich dann auch zum nächsten Punkt bringt – den Character speichern. Nun… wie soll ich das sagen? Nun ja, in dem Moment in dem Du das Dungeon betrittst wird Dein Character gelöscht und wenn Du speicherst (und das Spiel verläßt) wird er wieder zurück auf die Diskette oder Festplatte geschrieben. Also ist Dein Character verloren wenn Du stirbst. So einfach ist das. Da SIND nun aber Wege darum herum. Der erste ist – wenn der Name Deines Characters mit „SV“ beginnt wird er nicht gelöscht wenn Du zu spielen anfängst. Der zweite ist – Du kannst natürlich Backups Deiner Characterdatei machen und diese einfach zurückkopieren im Falle des Falles. Du lachst da jetzt vielleicht drüber, aber Du wirst Dich da schon früh genug dran erinnern! Etwa wenn ein hobbit kommt und Dir Dein hübsch funkelndes Schwert +78 klaut oder die schönen Elfenschuhe +66. Und ja, das passiert. Einige von diesen Biestern lieben es aufzutauchen und Dinge zu klauen anstatt zu kämpfen. Böse! Und sie nehmen dann eigentlich grundsätzlich die guten Sachen und nicht etwa den Heiltrank oder das alte Schild das Du sowieso nicht mehr brauchst.

Zum Thema Strategie und wie man Erfolg hat in Telengard kann ich einen Tip geben: Finde einen der grauen Kasten, speicher wenn Du direkt davor stehst (Backup nicht vergessen!) und geh runter bis auf Level 50. Deine Chancen auf einen frühzeitigen Tod stehen dann gut. ABER Du könntest auch einen richtig guten Gegenstand finden – wenn dem so ist benutze sofort eine Scroll of Rescur und geh ins nächste Gasthaus. Sobald Du auf einem Level bist in dem Du wenigstens ein Weilchen dort unten überleben kannst geh und suche dort nach Schätzen. Du kannst kein Gold mit Dir nehmen wenn Du eine Scroll of Rescue benutzt, also wirst Du entweder den ganzen Weg zu Fuß nach oben schaffen müssen oder Du mußt einen der grauen Nebelkästen finden. Wenn Dir das allerdings gelingt wirst Du so einige Level nach oben springen. Sobald Du Level 5 Sprüche sprechen kannst kannst Du dann ohnehin einfach rauf und runter teleportieren – von da an wird Dein Leben dann eine ganze Ecke leichter.

Aber ich will hier gar keine Schummeltechniken verbreiten. Der größte Teil der Zeit sollte immer noch in die Erforschung der Levels gehen in denen Du überleben kannst – das macht einfach mehr Spaß und auch viel befriedigender. Im allgemeinen erforsche ich zum Beispiel meist Level die so gerade eben härter sind als die in denen ich sicher alles töten kann. Im allgemeinen kannst Du davon ausgehen alles töten zu können bis zu Deinem eigenen Level, mit der Ausnahme von Drachen – die können ziemlich knifflig sein, manchmal hast Du Glück, aber manchmal spucken sie Feuer und selbst ein Level 5 Drache kann eine Bedrohung für einen Level 10 Abenteurer sein wenn’s dumm läuft. Die niederen Monster sind keine große Bedrohung – auf dem 10. Level sind Deine Chancen immer noch gut einen Level 30 Gnoll oder Hobbit zu töten. Aber glaub nicht daß Du Dich mit einem Level 90 Hobbit anlegen könntest – ich hatte diesbezüglich eine ziemlich unangenehme Erfahrung mit einem der mir eine Ohrfeige von guten 100 hp gab, die mich – unnötig zu sagen – sofort getötet hat.

Die Bausteine aus denen dieses Spiel gemacht ist sind wenige – 20 verschiedene Monster, Teleporter, Nebelkästen (die im Grunde auch nur fortgeschrittene Teleporter sind), Schatzkisten (die üblicherweise eine Menge Gold in sich haben, aber mit ziemlich üblen Fallen bestückt sein können – die höchste Explosion die ich mitbekommen habe lag bei 180 hp!), blinkende Kisten mit Knöpfen (öffne diese durch Versuch und Irrtum – aber sei Dir im Klaren darüber daß sie Dir wehtun wenn Du falsch liegst, nicht so schlimm wie die Schatzkisten allerdings im allgemeinen), Brunnen (die Dich heilen können, Dir schaden können oder Dich betrunken machen können – ich habe aufgehört sie zu benutzen als ich herausfand, daß sie Dir auch Dein Hab und Gut abnehmen können), Altäre (die allgemein Opfergaben erwarten und Dir anderenfalls Monster auf den Hals hetzen) und Throne (die Deine Attribute erhöhen oder verringern können wenn Du ihre Runen liest oder ein für den Level sehr hartes Monster beschwören). Im Grunde kann man da gar nicht viel erwarten – tu da noch die atemberaubende vierfarbige CGA-Grafik zu – also was macht dann die Faszination von Telengard aus? Es ist im Grunde das Characteraufbauen. Ihn immer stärker machen, bessere Gegenstände finden – und schließlich in der Lage seien eine weitere Ebene des Dungeons zu überleben, in der Lage zu sein Drachen zu töten und runter bis zu den wirklich üblen Levels zu kommen. Es scheint ziemlich unglaublich wie der Programmierer es geschafft hat 50 riesige Levels (und sie SIND riesig – ich habe mal ein Foto gesehen von jemandem der versucht hat sie zu kartieren… das ist ziemlich unmöglich – ich hab mehr als 10 zusammengeklebte Din A4 Zettel gesehen und das hat noch nicht mal den gesamten ersten Level erfaßt!) in dieses 201kb Stück Software zu quetschen, aber das hat er getan! Okay – im Prinzip wiederholt sich alles – die Monster haben nur höhere Level… aber das Spiel kann einen immer noch für einige Wochen oder Monate in seinen Bann ziehen.

Dieses Spiel ist ein frühes Highlight von Programmierkunst, einfachem Spielkonzept und einem hohen Suchtgrad – man kann es grob in die Kategorie der Rogueartigen Spiele einsortieren, aber so ganz paßt das auch wieder nicht, denn das Dungeon wird nicht zufällig generiert, es ist immer dasselbe. Ich hatte dieses Spiel lange Jahre rumliegen und es einfach nur als einfachen Standard Rogueklon betrachtet – es ist aber mehr als das.

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