Space Hulk

Firma:
Electronic Arts
Jahr:
1993
Systeme:
Amiga (OCS) / PC (DOS) / PC (VGA)
Genre:
Strategie
Tags:
Brettspiel / Umsetzung eines anderen Mediums / Horror / Science Fiction / Krieg
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
3.5/5

Meinung damals

Unterstützt wird diese Paranoia noch durch eine mitreißende Hintergrundmusik, lebensnahe FX, die immer wieder zusammenzucken lassen, und die schummrige Darstellung im 3D-Fenster. […] Grafik und Sound erfüllen alle Wünsche, Benutzeroberfläche und Steuerung sind zwar etwas gewöhnungsbedürftig, erfüllen aber ihren Zweck sehr gut. Allein der Action-Modus ist nicht mehr ganz aktuell. Trotzdem kann Space Hulk noch zu den Spitzen-Programmen gerechnet werden.

Alexander Geltenpoth, PC Games 6/93 

Grafik, Musik und FX wären zwar ganz ordentlich, aber an der Spielbarkeit hätten die Electrokünstler ruhig noch etwas feilen können. So jedenfalls bevorzugen wir dann doch das Brett vorm Kopf…

Michael Schnelle

Angstschreie, wilde Flüche und vom Bildschirm zurückspringende Zuschauer waren die ersten Reaktionen auf Space Hulk. Selten ruft ein Computerspiel derart starke Emotionen hervor. Story, Sound und Grafik vermischen sich zu einer unvergleichlichen Atmosphäre. […] Da das Spiel eine Computerspielumsetzung der „Warhammer 40.000“-Brettspiele ist, bei denen Kämpfe ausgewürfelt werden, hängt auch hier einiges vom (oft sehr unbarmherzigen) Zufall ab. […] Eigentlich entsprechen solche Zwischenfälle jedoch völlig der Realität und sollten gerade in einem taktischen Spiel wie diesem nicht unterschlagen werden. Ich jedenfalls werde noch so manchen Söldnerauftrag erledigen.

Thomas Werner, PC Player 6/93 

Wenn der General seine Soundkarten-Befehle ausgibt, wackeln die Aktivlautsprecher und jeder harte Krieger bekommt vor Aufregung einen feuchten Hosenboden. So schaurig-schön wurden wir noch in keinem Strategiespiel auf das Computergemetzel vorbereitet. […] Während Grafik und Sound also den latenten Sadomasocharme des Vorbilds voll rüberbringen, baut das Spielgeschehen langfristig leider ab. Hat man die Atmosphäre ausreichend genossen, beginnt die verworrene Sichtweise via Fünffach-Winzmonitor zu nerven. Gänzlich qualvoll wird’s, wenn wir zwei Einheiten steuern dürfen und bald nicht mehr wissen, wo hinten und vorne ist. Hui und Pfui, gleich „geht so“.

Volker Weitz, Power Play 7/93 

Bericht von Mr Creosote (06.12.2008) – Amiga (OCS)

Warhammer und seine Ableger erfreuen sich größter Beliebtheit. Selbst einer meiner Professoren an der Uni bekannte sich auf seiner Institutshomepage als „40K“-Fan (direkt neben der Liste seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen) und benutzte Bilder von „Hulks“ als Bildschirmschoner seines Laptops. Mein erster Kontakt mit diesem „Universum“ war allerdings das Computerspiel Space Hulk, und um eben dieses Spiel geht es in diesem Test. Welch Überraschung!

Das Spiel dreht sich um den üblichen Krieg im Weltraum: aggressive Aliens, die „Gene Stealers“ gegen hochgezüchtete menschliche Supersoldaten, die „Terminators“. Der Spieler übernimmt natürlich die Seite der Terminators, und befehligt sie durch die zahlreichen Missionen. Diese bestehen meist darin, einen „Hulk“ (ein riesiges Raumschiff) zu infiltrieren, die sich dort aufhaltenden Gene Stealers zu vernichten, außerirdische Artefakte zu finden oder auch einfach nur lebendig wieder herauszukommen.

Mangel an Atmosphäre kann man nicht beklagen
Mangel an Atmosphäre kann man nicht beklagen

Die offensichtliche Art der Umsetzung wäre ein einfacher Rundenmodus gewesen, aber Space Hulk benutzt stattdessen unterbrechbare Echtzeit. Das Geschehen kann jederzeit pausiert werden, und während dieser Pausen kann man trotzdem weiterhin seinen Soldaten (normalerweise hat man bis zu fünf; in machen Missionen befehligt man jedoch zwei Gruppen auf einmal) Befehle erteilen. Diese Möglichkeit ist jedoch nur begrenzt einsetzbar. Solange das Spiel angehalten ist, läuft ein Countdown am Ende dessen das Geschehen unvermeidlich wieder Fahrt aufnimmt. Läuft dagegen die Zeit normal, füllt sich das Pausenkonto wieder langsam auf. Dieses System erlaubt einerseits vorsichtige taktische Planung, aber hält andererseits immer den Druck auf den Spieler aufrecht.

Dadurch, sowie aufgrund der insgesamt sehr gut gemachten Atmosphäre, ist das Spiel immer voller Spannung, so dass man durchaus von (positivem) Schrecken sprechen kann. Diesbezüglich ist es eines der eindringlichsten Spiele, die ich jemals erlebt habe.

Vorsichtige Schritte, während die anderen Feuerschutz geben
Vorsichtige Schritte, während die anderen Feuerschutz geben

Trotzdem versagt Space Hulk auf ganzer Linie. Konzeptuell bedingt ist anscheinend, dass die Gene Stealers zwar keine Fernwaffen besitzen, aber im Nahkampf extrem tödlich sind. Oder andersrum formuliert: Sobald sie einem der Terminators nahe kommen, ist der ach-so-perfekt-ausgebildete Typ in schwerer Panzerung nutzlos. Dabei gibt es sogar Nahkampfwaffen, die den Terminators in die Hand gedrückt werden können (wobei diese anscheinend direkt aus den Masters of the Universe übernommen zu sein scheinen: Skeletors Terror Claws und He-Mans Zauberschwert), doch auch diese bringen praktisch nichts, und sobald man einen der Aliens in der dreidimensionalen Ansicht detailliert zu sehen bekommt, kann man den entsprechenden Soldaten auch gleich abhaken.

Problematisch wird das dadurch, dass die meisten Missionen viel Bewegung durch die verwinkelten Korridore der Schiffe erfordern. Wartet hinter einer Ecke schon ein Gegner, war’s das meist, denn noch bevor man sich überhaupt zu dem Gegner hindrehen kann, liegt man bereits in kleinen Stücken am Boden. Selbst, wenn man nur defensiv einen Engpass abzuschotten versucht, denn die hochgezüchteten Waffen bekommen früher oder später Ladehemmung (um genau zu sein scheinen sie dauernd Ladehemmung zu haben), und wenn das passiert, ist der jeweilige Terminator ebenfalls Katzenfutter.

Nicht schon wieder!
Nicht schon wieder!

Am schlimmsten ist jedoch, dass die Missionen allesamt zeitkritisch aufgebaut sind. Das wirkt sich so aus, dass wenn man nur einen einzigen falschen Schritt macht, die Chancen auf Erfolg bereits verstrichen sind. Schickt man die Terminators nicht auf genau den optimalen Wegen zu den genau richtigen Stellen, findet man sich innerhalb von Sekunden in einer unlösbaren Situation wieder. Das zeigt sich dadurch, dass man die Soldaten nur noch Rücken an Rücken statisch hinstellen kann, und versucht, dem unendlichen Strom von Gegnern so lange wie möglich standzuhalten, denn der Weg zu Missionsziel ist bereits durch zahllose Gegner (wieder mal alle hinter Ecken) verstopft. Dann gibt es nur noch zwei Möglichkeiten: sofort aufgeben, oder zusehen, wie irgendwann dann doch die Waffen die unvermeidliche Ladehemmung bekommen, und das Team abgeschlachtet wird.

Das war’s also. Space Hulk ist eine kolossale Enttäuschung. Sehr professionell gemacht, konzeptuell nahe an der Genialität, aber doch völlig unspielbar. Diese Zukunft sieht tatsächlich sehr dunkel aus.

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