Soul Crystal

Firma:
Starbyte
Jahr:
1992
System:
Amiga (OCS)
Genre:
Adventure
Tags:
Sonstige Fantasy / Humor / Textbasiert
Sprache:
Deutsch
Mittlere Wertung:
3/5

Meinung damals

Im Ganzen gesehen, ist Soul Crystal ein gelungenes Game, das besonders Adventure-Fans ansprechen wird. Das ganze Programm zeigt sich in perfektem Outfit und glänzt durch die vielen Features

Jörn-Erik Burkert, 64er 6/92

„Ultimativ“ ist Soul Crystal nun wirklich in keiner Hinsicht, aber doch ein liebevoll gestricktes und durchdachtes Adventure, dessen konventionelle Story noch allerhand Überraschungen bereithält. Und wer seine Überraschungen am liebsten vor dem Monitor und noch lieber in deutsch [sic!] erlebt, der darf hier bedenkenlos zuschlagen!

Joachim Nettelbeck, Amiga Joker 2/92 

Textadventures sind zwar eine vom Aussterben bedrohte Spielart, trotzdem gibt es immer wieder Programmierer, die ein Herz für verhungernde Abenteuerfreaks beweisen, indem sie versuchen, in die Fußstapfen von solchen Legenden wie Infocom oder Magnetic Scrolls zu treten. Dieses Unterfangen ist zwar an sich recht löblich, geht jedoch meistens daneben, da die „stimmungsvollen“, beziehungsweise „witzigen Texte“ (Zitat: Anleitung) oft lediglich aus einem Meer von Adjektiven bestehen, die absolut nichts aussagen – und der meisten ohnehin schon durch zu kleine und zu enge Schriftwahl kaum noch leserliche Text dadurch noch unlesbarer wird. Genau das ist leider auch bei Soul Crystal passiert. Spätestens wenn nach einer halben Stunde die Augen anfangen zu tränen, kann auch die beste Story einen noch so willigen Abenteurer nicht mehr an seinen Bildschirm fesseln.

Antje Hink, ASM 3/92 

Das Schönste an Soul Crystal ist der Soundtrack: So gepflegte Musikbegleitung findet man nicht oft in einem Text-Adventure. Leider ist der Vorrat an Superlativen damit erschöpft. Mit 23 unterschiedlichen Befehlen ist eine formschöne Kommunikation mit dem Computer nur begrenzt möglich. […] Die Geschichte ist recht pfiffig geschrieben und nimmt sich nicht ganz ernst. Witziger Text-Durchschnitt.

Volker Weitz, Power Play 5/92 

Bericht von Mr Creosote (05.05.2012) – Amiga (OCS)

Dave, 17 Jahre alt, darf zum ersten Mal in seinem Leben Urlaub ohne seine Eltern machen. Er hat sich Schottland als Ziel ausgesucht (?), wo er allerdings bereits am ersten Abend verschütt geht: Beim nächtlichen Schwimmen im See findet er sich auf der anderen Seite eines kleinen Wasserfalls in einer fremden Welt voller magischer Kreaturen wieder! Wo er dann auch gleich mal rekrutiert wird, den bösen Elfenkönig zu stürzen…

Soul Crystal ist schon seltsam. Es bedient sich primär textueller Ausgaben, hat jedoch keinen Texteingabeparser. Stattdessen stellt man Befehle mittels mausgesteuerten Menüs zusammen. Den Grundbefehlen sind zwar jeweils auch Tasten zugeordnet, aber insgesamt eintippen kann man komplette Befehle nicht einfach.

Das überrascht, da obwohl die (kleinen) Standbilder, die den aktuellen Aufenthaltsort zeigen, ganz nett gezeichnet sind, das Spiel in fast allen anderen Belangen sehr althergebracht gestaltet ist. Die Geschichte, die Rätsel und die Aufgaben könnten klassischer kaum sein. Der Schreibstil ist an den zentralen Stellen ausführlich, so dass man als Spieler schnell die Prioritäten zu erfassen im Stande ist. Darüber hinaus prägt ein selbstreferentieller Humor das Bild. Was grundsätzlich schonmal gut ist, aber sich dann doch etwas zu häufig wiederholt: Nach dem dritten Raum, für den die Designer angeblich „zu faul“ waren, eine Beschreibung zu schreiben, wird das dann doch alt.

Ach, übrigens, natürlich kann man sterben
Ach, übrigens, natürlich kann man sterben

Die Handhabung vermeidet die üblichen Probleme einer freien Texteingabe (d.h. Formulierungsprobleme trifft man selten an), hat aber seine ganz eigenen kleinen Schwächen. Erstens ist es einfach wenig effizient, sich immer wieder durch mehrlagige Menüs klicken zu müssen: Erst wählt man die „Kategorie“ der Befehls (die häufiger als einem lieb ist auch nicht allzu offensichtlich ist – man muss also entweder raten oder alles auswendig lernen), dann den Befehl selbst, dann ein Objekt aus einer Liste und dann eventuell ein weiteres Objekt aus einer anderen Liste. In der Zeit, die das kostet, hätte man den gleichen Befehl dreimal eingetippt.

Zweitens, und das ist wirklich völlig unverständlich, sind einige Befehle mehr als unbeholfen formuliert. Obwohl es sich ja um ein original deutschsprachiges Spiel handelt, funktioniert die Konstruktion der Imperative mehr schlecht als recht. Um beispielsweise ein Kleidungsstück auszuziehen, muss man er „verlieren“. Das ist gleichzeitig auch der Befehl, ein Objekt abzulegen. Um etwas zu benutzen, muss man es „anwenden“, wobei das Wort, mit dem der Schalter beschriftet ist, nur „wende“ lautet – man wird also doppeldeutig erstmal automatisch an „umdrehen“ denken. Klingt alles nach einer schlechten Übersetzung, aber woher und warum?

Übersieht man die sprachlichen und bedienungstechnischen Probleme, stellt sich Soul Crystal dann jedoch als sehr solides Rätselspiel heraus. Nimmt man es als das, was es ist – d.h. eine humorvolle Schatzsuche – dann macht es schon Spaß. Nebenbei sollte man erwähnen, dass die Hintergrundmusik wirklich gelungen ist. Also ein Spiel, dass nicht nur gut geschrieben ist (in dem Sinne, dass man nicht unnötig verwirrt wird und es immer auf den Punkt kommt), sondern auch gut aussieht und klingt. In seiner Entstehungszeit alles andere als modern, aber was zählt das schon noch zwanzig Jahre später?

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