Ski or Die

Firma:
Electronic Arts
Jahr:
1990
Systeme:
PC (DOS) / PC (EGA) / C64
Genres:
Action / Sport
Tags:
Kämpfen / Individualsportarten / Multiplayer
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
4/5

Meinung damals

Was den Spielwitz angeht, knüpft Ski or die an die Epyx-Sportklassiker wie Winter Games an. Neben gut spielbaren Disziplinen, bei denen keine Niete dabei ist, überzeugt Ski or die besonders durch die witzige Aufmachung und viele kleine Gags. Das Programm macht auch alleine Spaß, aber erst im Wettkampf mit Freunden entfaltet es seine vollen Qualitäten.

Heinrich Lenhardt, 64er 10/90

Alles in allem bietet Ski or Die […] hübsche Grafik, guten Sound von Meister Rob Hubbard, eine ausgefuchste Steuerung und jede Menge Spaß für „Schneebeißer“ – auch im Frühling!

Carsten Borgmeier, Amiga Joker 4/91 

Ski or Die ist ein Sportspiel, das sich jeder PC-Freak schleunigst besorgen sollte, denn es bietet alles, was das Herz eines jeden Spielers begehrt. Danke, Electronic Arts!

Torsten Oppermann, ASM 4/90 

Bericht von Mr Creosote (26.02.2010) – C64

Natürlich ist die Verlockung, Rezensionen dieses Spiels mit Sprüchen wie „wenn dieses Spiel ein ehrliches Abbild des Skisports ist, möchte ich lieber sterben“ zu beenden, bei so einem Titel recht groß. Der Vorgänger Skate or Die ruft allerdings primär positive Erinnerungen hervor, so dass das Risiko, das die Entwickler eingingen, nicht allzu hoch war. Yup, auch dieses Spiel folgt der bewährten Formel.

Wieder gibt es fünf Disziplinen. In „Snowboard Half-Pipe“ fährt (?) der Spieler eine übergroße Bobbahn hinunter und versucht dabei, einen zynischen Beobachter mit Sprüngen und anderen Stunts zu beeindrucken. „Innertube Thrash“ ist ein Rennen zwischen zwei Gegnern auf luftgefüllten Reifen. Der Spaß daran sind die ungewöhnlichen Gefährte, die schön unvorhersehbar elastisch von Hindernissen (und vor allem voneinander) abprallen. In „Acro Aerials“ versucht der Spieler möglichst kunstvolle Luftsprünge, die anschließend von Punktrichtern beurteilt werden. „Downhill Blitz“ ist ein relativ klassisches Abfahrtsrennen (ohne Gegner, aber dafür mit ein paar Abzweigungen). Als letztes wartet eine Schneeballschlacht: Der Spieler muss seine Eisfestung gegen eine Armee angreifender Kinder, die mit Schneebällen bewaffnet sind, verteidigen.

Downhill ist nicht sonderlich gelungen (oder vielleicht bin ich auch einfach unfähig), da die Kollisionsabfrage viel zu kleinlich ist. Half-Pipe und die Luftsprünge kennt man prinzipiell aus dem Vorgänger. Das Reifenrennen und die Schneeballschlacht sind dafür beide auf einem höheren Niveau. Überhaupt schon die Idee, eine Schneeballschlacht in einem Computerspiel zu simulieren, ist einfach verrückt – auf positive Weise! Ich kenne nur ein anderes Spiel, dass das jemals versucht hätte (und dessen Namen habe ich vergessen – ich bitte um Nachhilfe, wenn euch irgendwelche einfallen).

Ironscherweise, hat Ski or Die einen viel anarchischeren Charakter als Skate or Die, und das liegt nicht an dem pseudo-coolen Snowboardfaktor. Stattdessen sind es die „albernen“ Disziplinen, die in ihrer kindlichen Naivität zu gefallen wissen. Der einzige Wermutstropfen: Die Musik ist leider nicht mal ansatzweise so gut, wie im Vorgänger. Eine Kleinigkeit.

Bericht von Herr M. (20.12.2012) – PC (DOS)

Mal ehrlich: Computerspiele zum Thema Wintersport gibt es wie Sand am Meer (oder eher wie Eiskristalle am Gletscher), und die meisten von ihnen sind Abfahrts- oder Slalomrennen, die sich wie ein x-beliebiges Rennspiel spielen, bei dem halt der Sprite des Autos mit dem eines Skifahrers ersetzt wurde. An und für sich muss das ja nichts Schlechtes sein, aber wem auch immer schon mal nach einer originelleren Präsentation alternativer Winterextremsportarten zumute war, dem will ich „Ski or Die“ wärmstens ans Herz legen. Dort gilt es in insgesamt fünf ungewöhnlichen Disziplinen (von Schneeballschlacht bis Reifenrennen) gegen Uhr, Mensch und Highscore anzutreten und dabei einen möglichst guten Eindruck auf den Schneefeldern zu hinterlassen.

Snowball Blast

Verschanzt in einer Eisfestung, mit einem Arsenal an sage und schreibe 200 Schneebällen gewappnet, gilt es einer Belagerung von Neunziger-Jahre Kids (leicht zu erkennen an ihren geschmacklos neonfarbenen Anoraks) auszuharren. Entsatztruppen sind nicht zu erwarten und die Zeit ist knapp, denn es droht der Erfrierungstod. Hin und wieder verirren sich auch etwas unerwartete Besucher auf das Schlachtfeld, aber bloß keine Gnade zeigen, denn die sind bare Bonuspunkte wert.

Dieses Minispiel zeigt bereits die wahre Stärke Ski or Dies: die Abwechslung. Wo andere Winterspiele Shooter-artige Einlagen bestenfalls bei einem Biathlon (und dort auch wieder nur als Geschicklichkeits- oder Reaktionstest) bieten, wird hier waschecht mit Fadenkreuz und herzhaftem Gewumme aus dem Lautsprecher beinhart abgerechnet! Trotzdem bleibt der Humor nicht auf der Strecke: Hin und wieder lugt ein Gegner über die Eismauer, dessen Gesichtsausdruck beim Verabreichen eines Schneeballs reichlich Schadenfreude zu wecken versteht. Von den eher ungewöhnlichen Typen, die sich da teils auf den Schnee verirrt haben, ganz zu schweigen. :D

Downhill Blitz

Gerade aus dem Hubschrauber gesprungen knallt man schwungvoll in den Tiefschnee. Die nette Silhouette, die man dabei hinterlässt, bleibt aber bald zurück, denn es gilt möglichst rasch und elegant den Hang hinunterzufahren. Wagemutige Sprünge über Schluchten und Skihütten bringen Punkte und wer es unter zwei Minuten über die Ziellinie schafft, kann eine Menge Bonuspunkte einstreichen.

Was mir bei diesem Teil immer als erstes auffällt ist die Steuerung: Die ist nämlich, meiner Intuition nach, verkehrt. Drückt man nach rechts fährt der Skifahrer zwar tatsächlich nach rechts, aber aus seiner Perspektive eben nach links. Vielleicht geht es anderen Spielern da nicht so, und vermutlich könnte man da interessante psychologische Abhandlungen darüber verfassen, warum das so ist, aber mich hat es schon so manchen Highscore gekostet, wenn ich dann im entscheidenden Moment wieder mal darauf reingefallen bin.

Hat man aber einmal ein Gefühl dafür, macht das schon eine Menge Spaß so dahinzubrettern. Viel falsch machen kann man nicht, da man nach einem Sturz einfach wieder auf die Piste gesetzt wird (wenn auch gelegentlich an eine schlechtere Postion). Man steht auch nicht wirklich unter Zeitdruck, weil die Fahrt auch nach Überschreiten der oben erwähnten zwei Minuten normal weitergeht. Man wird also nicht wirklich dafür bestraft, wenn man schlecht fährt, sondern eher für geschickte Manöver belohnt. Und genau so sollte das meiner Ansicht nach sein.

Acro Aerials

Jetzt musst du springen! Wer die höchst kompetent wirkenden Preisrichter dazu bringen will, mehr als eine magere 2.0 zu vergeben, sollte möglichst „stylishe“ Saltos, Schrauben und Grätschen kombinieren. Ohne dabei kopfüber im Schnee zu landen versteht sich. Während ein einfacher Salto oft noch halbwegs leicht zu schaffen ist, ist eine Kombination mit einem zweiten schon ein wenig kniffliger. Und eine Neuner-Wertung ist oft nur drin, wenn das sehr elegant gelingt, eventuell noch mit einer kurzen Zwischengrätsche.

An und für sich gut umgesetzt, finde ich diese Disziplin ein wenig schwach, weil sie sich durch wenig Besonderes auszeichnet. Zudem hat man die besten Kombinationen recht rasch raus, und dann ist es nur noch eine Frage von Glück und Routine, ob man die Höchstwertung erreicht. Wobei ich einräumen muss, dass kann man sich hier vielleicht nicht ganz auf mein Urteilsvermögen verlassen kann, da mich meine Schwestern damals beim Acro Aerials immer geschlagen haben. :P

Innertube Trash

Noch ein Rennen? Diesmal halt bloß mit alten Autoreifen? Gegen einen zweiten schlappen Rennreifenreiter? Weit gefehlt! Denn wesentlich wichtiger, als ins Ziel zu kommen, ist hier, seinem Gegner die Luft aus dem Reifen zu lassen. Ob man ihn nun in Fangeisen rempelt, ihm den Reifen mit Messer, Dartpfeil und Angelköder aufsticht oder ihn in den Abgrund manövriert: Je fieser, desto besser! Wildes Herumkullern beim Zusammenstoßen, Glatteis und mit sinkendem Reifendruck abnehmende Manövrierfähigkeit sorgen dabei für zusätzliche Spannung.

Während der Computergegner zugegebenermaßen ein wenig schwach ist (seine Attacken sind langsam und zufallsgesteuert), zeigt diese Disziplin ihre wahre Stärke beim Spiel gegen einen menschlichen Gegner, der auch ordentlich zurückzuschlagen weiß. Was daran liegen mag, dass es leider die einzige ist, bei der man direkt gegen einen anderen Mitspieler antreten kann.

Snowboard Halfpipe

Willkommen in der verrücktesten Halfpipe der Computerspielegeschichte: Eine schnurgerade endlose Strecke mit ein paar Buckeln drinnen. Noch nicht ungewöhnlich genug? Wie wäre es mit ein paar Holzscheiten? Oder Punkuinen (Pinguine mit neonrosa Irokesen-Haarschnitt)? Oder Hasen mit Kettensägen? Da wirkt der Punkterichter mit seinen schicken pinken Ohrwärmern und eher halblustigen Kommentaren blass dagegen.

Gepunktet wird mit gewagten Sprüngen. Zwei Minuten hat man, um möglichst viele davon zu machen, wobei Abwechslung gefragt ist: Wer meint, immer den selben Stunt abziehen zu müssen, wird am Ende nicht sonderlich viele Punkte kassieren. Während die ersten paar Stunts recht einfach sind, gibt es doch einige Tricks, die einiges an Übung brauchen. Und das sorgt für eine gute Langzeitmotivation.

Technische Details

Damals, Anfang der 1990er, war dies ein sehr rechnerfreundliches Programm, das auch auf älteren DOS-PCs (286er) recht flüssig lief. Die EGA-Grafik wurde geschickt genutzt, so dass man kaum etwas von der Beschränkung der Farbpalette mitbekommt. Soundtechnisch wird immerhin Adlib unterstützt, was dann auch ein wenig besser klingt als das PC-Speaker-Gepiepse, welches hier noch dazu extrem hochfrequent ausfällt (ein gutes Beispiel dafür ist wohl „Downhill Blitz“, wo kein Ton unter 10.000 Herz sein dürfte). Gesteuert wird wahlweise mit der Tastatur (Cursor-Tasten, Enter und Shift) oder mit dem Joystick. Bis zu sechs Spieler können gegeneinander antreten, allerdings mit Ausnahme einer Disziplin immer nur der Reihe nach. Es gibt auch einen Übungsmodus, dessen Sinn sich mir aber nicht ganz erschließt, da er außer der Schnellballschlacht (bei der es dann keinen Timer, sondern eine Figur gibt, die anzeigt, wie eingefroren man ist) genau wie ein regulärer Wettkampf abläuft… außer dass man nicht in die Highscore Liste kommt.

Fazit

Was Ski or Die mich zu einem der Besten unter den Wintersportspielen macht, sind vor Allem drei Dinge: Erstens ist es sehr benutzerfreundlich. Man hat schnell den Dreh raus und die ersten Erfolgserlebnisse stellen sich rasch ein, dennoch ist es fordernd genug, wenn man eine richtig hohe Punktezahlen erreichen will. Zweitens bietet es Einiges an Abwechslung. Hier wird kein Konzept recycelt, die Spiele unterscheiden sich wirklich signifikant voneinander und manche sind so in keinem anderen Spiel zu sehen. Und drittens hat es Sinn für Humor. Die vielen kleinen Details, die sich im Schnee versteckt haben, die völlig durchgeknallten Charaktere (obwohl manche ihrer Kommentare inzwischen ein wenig altbacken sind… was aber auch wieder recht komisch ist :) ) und die ungewöhnlichen Spieleideen wissen durchaus zu unterhalten.

Als humoriges Schneestöbern zwischendurch verleihe ich „Ski or Die“ 4 von 5 Neonrosa-Anoraks.

PS: Ein merkwürdiges Detail am Rande, welches mir heute erst beim Testspielen für das Review aufgefallen ist, ist das Product Placement, welches hier recht ungeniert betrieben wird. Ob der Snowboardhersteller tatsächlich davon profitiert hat, mag auf einem anderen Blatt stehen, es ist aber wieder einmal ein Beweis dafür, dass es Schleichwerbung in Computerspielen länger gibt, als man allgemein vielleicht annehmen möchte.

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