SimCopter

Firma:
Maxis
Jahr:
1997
Systeme:
PC (Windows) / PC (SVGA)
Genre:
Simulation
Tags:
Fliegen / Polizei & Verbrecher / Logistik / Einzigartig
Sprachen:
Englisch / Deutsch
Mittlere Wertung:
5/5

Meinung damals

Super, meine Beschäftigung für die nächsten Wochen steht fest! Gut, echte Flugsimulanten sind hier wahrscheinlich unterfordert, aber das dürfte Absicht sein. Tatsächlich richtet sich das Programm wohl in erster Linie an all die vielen Städtebauer, die nun eben auch durch ihre eigenen Kreationen düsen und dabei Geld verdienen dürfen.

Joachim Nettelbeck, PC Joker 2/97 

Schön, daß ein Hersteller mal den umgekehrten Weg geht: Die Grafik ist schlecht, aber daß [sic!] Spiel ist gut! (Ist ja sonst meistens anders herum …) SimCopter hat neben der scheußlichsten Personendarstellung, seit es 3D-Grafik gibt, einen der höchsten „Einen Level noch“-Faktoren.

Boris Schneider, PC Player 2/97 

So ähnlich wie in Sim Copter stelle ich mir den Alltag eines Helipiloten vor. Ständig Ärger mit Verkehrsstaus, pampigen Demonstranten oder flüchtenden Kleinkriminellen. Die relativ echt wirkenden Missionen haben allerdings ihren Preis, denn auf Dauer schleicht sich Routine ein, was auch die coole Atmosphäre und die stetig komplexeren Aufträge nicht ganz vermeiden können.

Peter Steinlechner, Power Play 1/97 

Bericht von Mr Creosote (11.04.2015) – PC (Windows)

Flammen schlagen aus den Fenstern. Sie züngeln bereits an dem Dach, auf das sich die letzten paar Bewohner zurückgezogen haben. Das Schreien und Weinen wird beinahe vom Krachen der nachgebenden Balken des Gebäudes übertönt. Der Helikopter lässt die rettende Leine durch den dichten Qualm herab und zieht einen nach dem anderen in Sicherheit.

Um keine falschen Hoffnungen zu wecken: Das ist leider nur das Intro
Um keine falschen Hoffnungen zu wecken: Das ist leider nur das Intro

Ist euch schonmal aufgefallen, dass keine der Sim-Spiele von Maxis tatsächlich Simulationen im eigentlichen Sinne sind? Zugegeben, natürlich sind sie es, aber nur auf die Weise, wie alle Computerspiele Simulationen sind: Sie simulieren etwas, wie eine Stadt, einen Planeten oder ein Ökosystem. Genauso wie dann auch Monkey Island eine Simulation ist.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die einzigen beiden Spiele der Reihe, bei denen es sich wirklich um Fahrzeugsimulationen handelt, heutzutage praktisch unbekannt sind. Sim Copter war das erste; es kam heraus, als die große Flut der Sim Irgendetwas bereits langsam abzuebben begann. Anders als die meisten der nur halbwegs erfolgreichen Nachkommen des Originalspiels, das die Flut lostrat, besinnt es sich direkt auf Sim City – technisch wie thematisch.

Sim Copter ermöglicht es einem, in den Städten Sim Citys umherzufliegen – im wahrsten Sinne des Wortes. In der Rolle eines Rettungsfliegers sammelt man mittels kleiner Missionen Punkte und Geld. Diese drehen sich um die Rettung von Personen, Verbrecher zu fassen und Brände zu bekämpfen, aber auch um banalere Aufgaben wie die Leitung im Stau feststeckender Autos. Zu diesen Zwecken ist der Hubschrauber mit zusätzlichen Passagiersitzen, einem Megafon, einem Suchscheinwerfer und einem Wassereimer ausgestattet. Spätere Modelle, die man je nach finanzieller Lage erwerben kann, sind natürlich dann noch etwas luxuriöser bestückt.

In bester Tradition der Sim-Spiele ist dies also eine der ganz wenigen zivilen Flugsimulationen (wenn man mal von dem versteckten Bonus-Helikopter zwecks Abschuss des Bonus-UFOs absieht). Ebenso gibt es wie in den meisten anderen Sim-Spielen kein konkretes Spielziel.

Hilfe für die Polizei bei der Verfolgung eines Verbrechers
Hilfe für die Polizei bei der Verfolgung eines Verbrechers

Wie in den besten der Reihe schadet dies dem Spielspaß Sim Copters überhaupt nicht. Erstens liegt das an einem geradezu genialen Kniff; wohl einer der besten Ideen in der Geschichte der Spieleentwicklung: Städte aus Sim City 2000 (d.h. indirekt auch Spiele des originalen Sim City) können importiert werden! Was bedeutet, dass man in seinen eigenhändig unter Schweiß und Tränen erbauten und somit liebgewonnenen Straßen umherfliegen kann. Sie erwachen in echten drei Dimensionen (statt der pseudo-dreidimensionalen isometrischen Perspektive) zum Leben; man kann um die Wolkenkratzer kreisen, unter den Brücken hindurchfliegen, auf den Dächern der Krankenhäuser landen usw. Und sobald diese Faszination dann doch mal nachlässt, gibt es ja immer noch die bereits erwähnten Missionen, die einen weiter bei der Stange halten.

Natürlich gibt es niemals Sonne ohne Schatten. Erstens könnte man diesbezüglich eine relative Kleinigkeit nennen, denn der Import der Städte läuft nicht immer ganz so glatt wie erwartet. Um in Sim Copter wirklich spielbar zu sein, benötigen typische große SimCity-2000-Städte erstmal eine gewisse Anzahl zusätzlicher Feuer- und Polizeiwachen oder aber man muss eine sehr geringe Auftrittswahrscheinlichkeit der Ereignisse einstellen, damit die Missionen überhaupt noch schaffbar sind.

Hauptschlag ist jedoch die grafische Qualität… startet man ein neues Spiel, sieht man zuerst den eigenen Avatar vor dem Hubschrauber stehen und es überkommt einen das überbordende Verlangen, das Spiel sofort wieder auszumachen – und sobald er sich erstmal bewegt, wird es noch schlimmer! Aus der Luft gesehen gestalten sich die Dinge dann leicht brauchbarer, aber schön ist immer noch etwas anderes.

Der Sound hinterlässt ebenfalls gemischte Gefühle. Die Idee, zwischen verschiedenen Radiosendern wählen zu können und zusätzlich durch das Funkgerät bezüglich der zu erledigenden Einsätze beschallt zu werden, ist schon ziemlich gut (sogar noch vor GTA). Doch wie schon bei der Grafik ist die technische Qualität recht durchwachsen. Alles klingt so, als wäre es absichtlich mit einem Rauschfilter überlagert – warum auch immer.

CD-Qualität darf man also nicht erwarten und ebensowenig der Entstehungszeit angemessene Grafik. Gleichermaßen ist auch die Flugsimulation weit entfernt von irgendwelchem Realismus: Alles ist sehr simpel gehalten, um einen leichten Einstieg zu ermöglichen. Trotz Allem habe ich sehr viel Zeit in das Spiel versenkt. Es hat diesen unentrinnbaren Sandkastencharme, den nur wenige Sims verströmten. Dass es ausgerechnet in diesem dem Titel scheinbar fachfremden Spiel nach so vielen Blindgängern wieder auftauchte, war eine riesige Überraschung. Schaut einfach über die hässliche Fassade hinweg!

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