Silverload

Firmen:
Millennium / Psygnosis
Jahr:
1995
Systeme:
PC (DOS) / PC (VGA)
Genre:
Adventure
Tags:
Cartoon & Comic / Horror / Western / Mythen und Sagen
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
1/5

Meinung damals

Lob hat sich dafür die akustische Umrahmung mit ihrer komplett eingedeutschten Sprachausgabe und den vor Atmosphäre triefenden Gruselmelodien verdient. Wer also die spieltechnischen Schwächen in Kauf nimmt und mit leicht angestaubter, spärlich animierter Optik leben kann, mag dennoch Gefallen an diesem „Werwestern“ finden.

Manfred Duy, PC Joker 9/95 

Die Sache muß ja einen Haken haben, wenn Kollege Langer freiwillig ein Testmuster rausrückt: „He, schau’s Die mal an, ist ein neues Adventure…“. Und Klatisch, angefaßt ist angefaßt – der Fluch des Werwolfs ist nichts dagegen. […] Neben Bedienung und Fairneß kreucht auch die Grafik unterhalb des Existenzminimums dahin. Als Vollpreis-Produkt ist ein solcher Trash indiskutabel hoch drei.

Heinrich Lenhardt, PC Player 8/95 

Was hääte man nicht alles aus einer Werwolf-Western-Mixtur machen können! Wenn diese Grusel-Mysterien und Kleinbuben-Wunschträume auch nur eine halbwegs glückliche Kombination miteinander eingegangen wären, hätten unsere spieleifrigen Hände an der Maus geklebt wie Clint Eastwoods Zughand am 45er-Longcolt. […] Bedienerunfreundlicher geht es einfach nicht mehr. […] Gestorben wird in Silverload schneller, öfter und unvermittelter als in allen Sierra-Adventures zusammen – und das will was heißen! Die deutsche Sprachausgabe steht dem Hörspiel, das ich als Pubertierender mal zusammen mit Klassenkameraden im Deutschunterricht fabrizierte, in nichts nach. Spätestens dadurch wird jeder Gruselmoment zum unfreiwilligen Lacherfolg.

Frank Heukemes, Power Play 9/95 

Bericht von Mr Creosote (20.03.2009) – PC (DOS)

Im späten 19. Jahrhundert geschehen seltsame Dinge rund um das abgelegene Westernstädtchen Silverload. Einer von zwei Wissenschaftlern, die dort hingeschickt werden, um alte Artefakte zu katalogisieren, wird bereits im Prolog von den Werwolf-Einwohnern angegriffen, und sein Partner taucht unter, um diesem Schicksal zu entgehen. Eine andere Familie, die nur auf der Durchreise war, wird ebenfalls nicht verschont. Diesmal schnappen sich die bösen Monster den neunjährigen Sohn und verschwinden mit ihm. Der Spieler übernimmt nun die Rolle eines Revolverhelden, der im Camp der Familie vorbeikommt. Als er deren Geschichte hört, entschließt er sich, die verfluchte Stadt zu betreten und das Kind zu befreien.

Ein Mädchen mit Zöpfen und einem Teddy – muss böse sein
Ein Mädchen mit Zöpfen und einem Teddy – muss böse sein

Silverload kommt vom gleichen Entwicklerteam, dass auch für Daughter of Serpents verantwortlich war, und hat so auch die meisten der spielerischen Probleme jenes Spiels geerbt. Die Bedienung ist schrecklich – bewegt man sich von Bildschirm zu Bildschirm, ändert sich dauernd die Perspektive, so dass man sich praktisch zwangsweise verläuft. Die Grafik ist, warum auch immer, schlechter als in dem älteren Spiel. Immerhin ist der Prolog ehrlich gut gemacht: Er wird im Stil von Comicheften erzählt; dieser Stil ist natürlich inkonsistent mit dem Rest des Spiels. Allerdings verrät er die Geschichte komplett, und so bietet sie also keinerlei Spannung. Rätsel gibt es fast überhaupt nicht. Und es versteht sich schon fast von selbst, dass der beste Aspekt des Vorgängerspiels, die Charaktergenerierung, vollständig abgeschafft wurde. Dementsprechend entfällt die Möglichkeit, verschiedene Handlungszweige oder unterschiedliche Lösungen für bestimmte Rätsel zu haben.

Vergisst man, die Tür zu verbarrikadieren, bevor man sich schlafen legt, ist man tot. Das Fenster kann dagegen ruhig offen bleiben.
Vergisst man, die Tür zu verbarrikadieren, bevor man sich schlafen legt, ist man tot. Das Fenster kann dagegen ruhig offen bleiben.

Statt richtiger Rätsel baut das Spiel auf ein gegenüber dem extrem kurzen Vorgänger neues „Feature“, um die Spielzeit zu erhöhen: zahllose Szenen, in denen man sofort und unvorhergesehen zu Tode kommt. Man läuft nach Sonnenuntergang noch ein bisschen in der Stadt herum? Schon wird einem die Kehle von Werwölfen aufgerissen. Man öffnet die falsche Tür im Hotel? Von Werwölfen abgeschlachtet. Man geht am hellichten Tag zu dem kleinen Haus, das etwas außerhalb der Stadt liegt? Irgendein gebrechlicher alter Mann bringt einen um, und man wird von Geiern gefressen. Ja, das erhöht definitiv den Spaß – man kann den Entwicklern für diese genialen Spielkomponenten gar nicht genug danken!

Silverloads Hauptentwickler nach einem Treffen mit den Kunden
Silverloads Hauptentwickler nach einem Treffen mit den Kunden

Das wirkt sich so schlimm aus, dass man selbst, wenn man eine Lösung neben sich liegen hat, noch ernste Probleme haben wird, das Spiel erfolgreich beenden zu können – oder sogar nur den ersten Abend zu überleben. Kommt man erstmal zum zweiten Tag, könnte das Spiel glatt einen kleinen Hoffnungsschimmer verbreiten. Man bewegt sich zumindest relativ frei in der Stadt und trifft auf die Bewohner, die einem alle abweisend und wenig hilfreich gegenübertreten, und einem nahelegen, schnell wieder zu verschwinden. So beschwört man sicherlich eine geheimnisvolle Atmosphäre herauf. Oder genauer gesagt: Diese Szenen hätten diesen Effekt haben können, hätte der Spieler nicht bereits im Prolog erfahren, dass sie eh alle Werwölfe sind. Besser wäre es so gewesen: Warum sind alle so unfreundlich? Was verbergen diese Leute? Und dann langsam das Geheimnis der Stadt enthüllen.

Durch die inkonsistente Erzähltechnik kommt es jedoch dazu niemals. Stattdessen wartet schon die nächste Todesszene auf einen, weil man auf den falschen Pixel des Bildschirms geklickt hat. Toll. Einfach nur toll. Warum haben die nicht noch mehr Spiele in diesem Stil gemacht? Zumindest hätten wir dann einfache Ziele für unseren Spott.

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PC (DOS)

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