Silent Service – The Submarine Simulation

Andere Titel:
Das U-Boot
Firma:
MicroProse
Jahr:
1985
System:
C64
Genre:
Simulation
Tags:
Historisch / Schifffahrt / Krieg
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
5/5

Meinung damals

Ja, Silent Service ist wirklich ein nervenaufreibendes „Spiel“, und es geht (zumindest mir) ganz schön an die Nieren. Doch das Gefühl, das sich mit bei Betrachtung des Programms in noch viel stärkerer Intensität aufdrängt ist… purer Ekel! Mir ist es absolut unverständlich, wie man die ständig drohende Gefahr eines Krieges in der „realen“ Welt und das große Leid Unschuldiger als Folge menschenverachtender Politik zu einem „Spiel“ auf dem Computer degradieren kann. Bei allem Verständnis dafür, daß Software-Hersteller nun mal vom Verkauf ihrer Programme leben, irgendwo sollte eine Grenze gezogen werden.

Bernd Zimmermann, ASM 5/86 

Silent Service ist mal wieder eines von den Spielen, das durch die ausgesprochen kriegerische Handlung unangenehm auffällt. Spielerisch gehört das Programm aber zur besonders fesselnden Sorte. Die Komplexität und Realität der Simulation können sich sehen lassen. Die Grafik ist gut, Soundeffekte werden spärlich, aber effektvoll eingesetzt. Unter Wasser ist akustisch nun mal nicht allzuviel los.

Heinrich Lenhardt, Happy Computer 7/86 

Bericht von Mr Creosote (28.10.2023) – C64

1985 hatte Microprose sich bereits als Marktführer im Bereich militärischer Flugsimulationen etabliert. Der frühere US-Air-Force-Pilot Bill Stealey stellte sich nur allzu gerne mit martialischen Posen und Phrasen in den Vordergrund, um die hauptsächlich von seinem Co-Gründer Sid Meier entwickelten Spiele zu bewerben. Der Firmenname stand für technische Qualität, gut designte Software und… höchst kriegerische Spielinhalte. Schließlich waren dies die Reagan-Jahre.

Spielfeld?
Spielfeld?

Silent Service bedient sich immerhin einem historischen Szenario: dem pazifischen Seekrieg im 2. Weltkrieg. Man bekämpft die kaiserlich-japanische Flotte. Nach Microprose-Standards war das relativ gemäßigt. Was natürlich die zeitweise Indizierung in Deutschland nicht verhinderte. Ein Schicksal, das so ziemlich jedes Kriegsspiel der Zeit teilte. Das Marktpotential derartiger auf Heimcomputern war noch weitgehend unausgelotet. Würde irgendjemand sowas überhaupt ohne das Gimmick eines physischen Periskops, wie von Spielautomaten bekannt, anfassen wollen? Das Spiel wurde zum großen kommerziellen Erfolg und etablierte damit im Handstreich praktisch ein neues Untergenre.

Was machte und macht es so verlockend? Zuallererst ist die Simulation ziemlich actiongeladen. Strategische Überlegungen wirft sie einfach über Bord. Auf taktischer Ebene löst das Szenario drastische Tempi-Wechsel von einem Moment zum nächsten aus.

Jeder Kampf beginnt mit einer Sichtung. Transportschiffe sind einfache Ziele, doch normalerweise von einem oder mehreren Zerstörern begleitet. Letztere sind was reine Feuerkraft angeht dem eigenen Unterseeboot weit überlegen. Es dreht sich also alles um Überraschung und Detektion. Man schleicht sich langsam unter Wasser an. Das Periskop nur knapp über der Wasseroberfläche. In Position für die erste Ladung Torpedos. Die hoffentlich die stärksten Gegner direkt erledigen. Dann schnell die Richtung ändern, tauchen oder man stellt die Motoren ganz aus, um die nun natürlich gefechtsbereiten Feinde wieder abzuhängen.

Gaaaanz vorsichtig…
Gaaaanz vorsichtig…

Langsame, vorsichtige Phasen, in denen man den Kopf einzieht, explodieren in intensiven Ausbrüchen schneller Action, nur um dann sofort wieder in absolute Ruhe zurückzufallen. Zumindest wenn alles gelingt. Nehmen die Spürhunde die Fährte auf, nähern sich schnell die Wasserbomben. Der gefürchtete Ping des Sonars bedeutet nahendes Verderben. Was desto wirkungsvoller ist, da das Spiel ansonsten weitgehend tonlos bleibt. Wäre dies nicht der richtige Moment, ein bisschen Schrott als Tarnung auszuwerfen? Klaustrophobie verengt das Denken. Geht es gut, dann folgt abschließend der besonders belohnende Moment des Triumphs, wenn man der Tiefe entflieht, um den nun schutzlosen Transportern den Rest zu geben.

Tag und Nacht beeinflussen die Missionen deutlich. Nicht nur der Himmel wird anders eingefärbt. Von Sonnenuntergang an und insbesondere in der Nacht werden Überwasserangriffe durchaus möglich. Schließlich können über Wasser die Batterien geladen werden und die natürliche Dunkelheit bietet vielleicht genug Schutz.

Der Grad semi-realistischer Einstellungen der Simulation kann eingangs konfiguriert werden. Dadurch entstehen organisch unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Unabhängig davon funktioniert die effektive Bedienung. Man wechselt frei zwischen den Hauptstationen des U-Boots. Beim Spieler liegt nicht nur das Setzen des Kurses und der Tiefe, sondern man hat auch Torpedos und Deckkanonen abzufeuern. Die zoombare Karte wirkt wahre Wunder, das Vorgehen zu planen. Selbst Torpedos werden darauf verlässlich angezeigt. Selbst Sichtverhältnisse werden berücksichtigt. Feindliche, nicht mehr direkt sichtbare Schiffe werden blinkend angezeigt, da ihre Position nur noch geschätzt werden kann. Die Schadensanzeigen und der Status des Gesamtschiffs ist mehr als wertvoll und intuitiv lesbar.

Ziel voraus!
Ziel voraus!

Alles präsentiert sich praktisch, direkt und ohne die typischen Abstraktionen, die man sonst so in Militärsimulationen findet. Zumindest nachdem man die basischen Tastaturbefehle aus der Anleitung verinnerlicht hat. Dass dies gelingt, ohne dabei die Simulation über Gebühr zu verflachen, hebt das Spiel aus der hauseigenen Konkurrenz wie auch aus dem Gesamtmarkt heraus.

Zweitens erlaubt Microprose hier anders als in den meisten seiner Simulationen hier nicht nur das Springen von Mission zu Mission, sondern auch einen Patrouillenmodus. Darin kreuzt man durch den Pazifik und kämpft in zufällig generierten Begegnungen, bis man schließlich zu einer alliierten Basis zurückkehrt, auftankt, Reparaturen vornimmt usw. So kann man praktisch endlos weiterspielen, da man nicht auf vorgefertigte Missionen beschränkt ist.

Angesichts all dem ist es letztlich keine Überraschung, dass als fünf Jahre später Silent Service II herauskam, es nicht mehr war als eine Überarbeitung von Grafik und Sound. Kurz darauf hätte Microprose das wohl Silent Service Deluxe oder Silent Service Gold genannt, so wie mit anderen derartigen Remakes geschehen. Trotzdem wurde der zweite Teil wieder enthusiastisch aufgenommen. Was Bände über die Stärke des Originals spricht. Dessen Design einfach unkaputtbar ist.

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