Rings of Medusa II: The Return of Medusa

Firma:
Starbyte
Jahr:
1991
System:
Amiga (OCS)
Genres:
Rollenspiel / Strategie
Tags:
Krieg / Schwerter & Magie
Sprachen:
Deutsch / Englisch
Mittlere Wertung:
4/5

Meinung damals

Empfehlen kann man RoM II praktisch jedermann, denn dank seiner enormen Komplexität garantiert es Spielspaß für die nächsten 300 Jahre – und bei diesem Genre-Mix müßte doch eigentlich auch für jeden etwas dabei sein!

Max Magenauer, Amiga Joker 9/91 

The Return of Medusa sollte eigentlich den selben Spielspaß bieten und mit gleicher Hit-Qualität wie sein brillanter Vorgänger aufwarten. Dem kann man hier nicht jedoch nicht ganz [sic!] Folge leisten, wenn man sich vor Augen hält, daß es doch im Grunde nur die Dungeon-Adventures sind, die ihr Geld wirklich rechtfertigen.

Torsten Blum, ASM 10/91 

Die faszinierende Mischung aus Strategie, Handel und Rollenspiel haut auch im zweiten Teil hin. Return of Medusa ist glücklicherweise nicht bloß Aufguß des bekannten Spielprinzips: Die Einführung von 3-D-Dungeons und animierten Seegefechten ist genau die richtige Prise Neuheit, die man von einer Fortsetzung erwarten darf.

Volker Weitz, Power Play 9/91 

Bericht von Mr Creosote (22.09.2016) – Amiga (OCS)

Man sollte meinen, der Nachfolger eines recht beliebten Spiels immerhin bekannt sein sollte. Mit Return of Medusa gelang Starbyte das Unmögliche: Den Nachfolger direkt der Vergessenheit zu übergeben. So sehr, dass es heutzutage wohl ein heißer Kandidat für den Titel des am konsistentesten fehlklassifizierten Spiels geworden ist. Denn es ist überhaupt kein Rollenspiel!

Na ja, zumindest nicht primär, doch dazu später. Durch eine bizarre Wendung ist die böse Göttin Medusa, die der Spieler im ersten Spiel besiegt hatte, doch nicht tot, sondern ist in die Zukunft entflohen, wo sie wieder den Großteil des Landes erobert hat. Natürlich begeht sie den üblichen Kardinalfehler aller Comic-Bösewichte und kann es sich nicht verkneifen, dem frisch gekrönten Cirion alles zu erzählen und ihn zu verhöhnen, so dass dieser ihr natürlich prompt durch den Zeittunnel folgt.

Das Spiel, das sich daraufhin entwickelt, ist zugegeben sicher ein zweischneidiges Schwert. Das Kernspiel entspricht dem aus dem Vorgänger bekannten: Man zieht durch das Land, besucht Städte und handelt dort, zieht sich eine Armee heran, rüstet sie aus und trainiert sie und schließlich schlägt man die Medusa. Nur dass alles umbenannt wurde: An die Stelle der Kavallerie treten Panzer, statt Drachenreitern befehligt man Helikopter. Die Namen haben sich geändert, die Grafiken wurden neu gezeichnet, aber man fühlt sich eigentlich gleich wie zu Hause, wenn man den Vorgänger gespielt hat.

Doch da man all das ja bereits vorher wirklich bereits zur Genüge gespielt hat, beschleicht einen auch ein unschönes Gefühl. 17+4 durch Roulette zu ersetzen rechtfertigt nicht wirklich ein neues Spiel könnte man behaupten. Wäre da nicht das… genau… das eine große neue Feature, das heutzutage zum Fluch des Spiels geworden ist. Der Grund, warum niemand das Spiel spielt.

Statt nach magischen Ringen sucht man nämlich nach dreizehn Schlüsseln, die den Zutritt zu dem Bunker, in dem sich die Medusa verschanzt, gewähren. Was natürlich ebenfalls nur als reine Neubenamung gesehen werden könnte, doch tatsächlich ist diese Suche nun mit einem Minispielchen unterlegt. Während man vorher Schätze einfach auf der Landkarte „fand“, also direkt ausgehändigt bekam, findet man nun nur den Eingang zu einem Bunker, der den Schlüssel dann enthält.

In den Bunkern (und das gleiche gilt für das Durchstreifen alter U-Bahn-Stationen, in denen man Gefangene finden und befreien kann, die sich dann der eigenen Abenteurergruppe anschließen) wird das Spiel dann plötzlich zum Dungeoncrawler, mit allem, was man normalerweise davon erwartet: Hunger und Durst, Waffen, Rüstungen, Schlüssel usw. Keiner der Dungeons ist wirklich groß oder komplex; sie beschränken sich normalerweise auf ein oder zwei Levels. Man könnte glatt behaupten, sie sind ziemlich gut gelungen, wenn man bedenkt, dass sie ja eigentlich nur ein kleiner Nebenaspekt des Gesamtspiels sind.

Und trotzdem sind da zwei Dinge, die wirklich jeden abschrecken. Erstens beginnt das Spiel in einem Dungeon. Ohne Anleitung (was bekanntermaßen schon früher, aber heute sogar noch mehr, die übliche Form war, in der man neue Spiele bekommt) wissen neue Spieler nicht einmal, dass da noch ein ganz normales Strategiespiel nur zwei Stockwerke über ihnen auf sie wartet. So das Spiel zu beginnen kann man nur als großen Designfehler bezeichnen, da es zu sofortiger Verwirrung und Orientierungslosigkeit führt! Zweitens: Während finaler Tod ansonsten ein recht seltenes Ereignis war (Niederlagen in Schlachten ziehen nur den Verlust der Armee und der Waren nach sich, aber man kann weiterspielen), schwebt dieses Damoklesschwert in den Dungeons viel näher über einem.

Auch wenn Rings of Medusa bereits ein kleiner Genremix war, spielte sich alles immerhin fast ausschließlich im gleichen „Makrogenre“ ab, d.h. innerhalb der Strategie (mal abgesehen von den actionreichen Seeschlachten). Ein Dungeoncrawl ist ein völlig anders gelagertes Genre. Natürlich war der Einbau mutig und das Spiel für die einzige Neuigkeit, die es überhaupt bietet, zu kritisieren, fällt nicht leicht – denn ohne sie handelte es sich um einen ziemlich nutzlosen Nachfolger – aber diese Kombination schränkt die Zielgruppe doch sehr stark ein. Nur noch Spieler, die Handel, strategische Kriegsführung und Dungeon Crawls mögen!

Man könnte jetzt noch weiter darüber schwadronieren, dass die Dungeons vielleicht etwas zu viel Zeit in Anspruch nehmen und einen deshalb aus der Hauptebene des Spiels zu sehr hinausreißen. Was vielleicht stimmt und auch nicht ideal ist. Doch vergleichsweise wären das Beschwerden über nachgeordnete Details, die im Großen und Ganzen keine Rolle spielen.

Was für das Spiel spricht, ist die Faszination, dieses Land, das man bereits im vorigen Spiel kennengelernt hat, nochmals zu besuchen, und zu sehen, was die Jahrhunderte daraus gemacht haben. Die „gleiche“ Landschaft zu durchstreifen, die nun im wahrsten Sinne des Wortes verwüstet ist und in der sich die Bewohner in nur noch wenigen Mega-Metropolen zusammengefunden haben. Dieses Thema stärker auszubauen und expliziter zu verfolgen hätte das Rezept für diesen Nachfolger sein können. Neue Spielelemente hätte man auch einbauen können; vielleicht sogar diese Dungeons mit ein paar Anpassungen, oder ein paar kleine neue Actionsequenzen. Doch auf keinen Fall hätte man die Spiele dermaßen ins kalte Wasser werfen dürfen.

Jetzt wisst ihr immerhin, um was es sich bei diesem Spiel wirklich handelt. Damit solltet ihr auch wissen, ob es ein gutes Spiel für euch ist. Sollte dem so sein, dann viel Spaß! Den werdet ihr sicher haben. Nur, dass ihr nicht viele andere Leute finden werdet, mit denen ihr über eure Spielerfahrungen reden könnt, denn außer euch hat es ja niemand gespielt…

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