Phobia

Firmen:
Ratt / Image Works
Jahr:
1989
System:
Amiga (OCS)
Genre:
Action
Tags:
Fliegen / Horror / Multiplayer / Science Fiction
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
4.5/5

Meinung damals

Wenigstens ist für den C-64 ein Spitzenballerspiel entstanden, daß zu Recht den Hitstern verdient hat.

Peter Braun, ASM 10/89 

Die Grafiken sind sehr gut gezeichnet, der Sound ist passend und die Action ganz gewaltig. Leider ist bei Phobia fast schon wieder zu viel auf dem Bildschirm los. Streckenweise ist das Programm dermaßen schwer, daß ich den Programmierern nachts als Alptraum erscheinen möchte. Das Spiel wird ab dem dritten Level so hart, daß man den Joystick gefrustet aufessen möchte. […] Wer sich an dem Alptraum-Szenario und dem extra hohen Schwierigkeitsgrad nicht stört, bekommt ein solides, durchschnittliches Ballerspiel geboten.

Michael Hengst, Power Play 8/89 

Bericht von Mr Creosote (13.11.2002) – Amiga (OCS)

Im Genre der Horizontalshooter wurden schon früh Standards gesetzt, die dann niemand mehr zu brechen wagte. Stattdessen gab es dann das Rennen um die Perfektion – hauptsächlich in den Spielhallen, aber natürlich auch auf den Computern der Zeit.

Was macht ein gutes Ballerspiel aus? Gute Grafiken, große Explosionen, viele Extrawaffen, tückische Gegner und natürlich riesige Endgegner? Logisch! Etwas anderes, viel Wichtigeres, wird aber viel zu oft übersehen: Fairness. Was bringen all die anderen Sachen, wenn das Spiel unspielbar ist? Wo ist der Sinn von all dem tollen Kram, wenn man ihn überhaupt nicht zu Gesicht bekommt, weil man immer gleich am Anfang stirbt? Darauf werden wir später noch zurück kommen.

Diese Einleitung wäre natürlich etwas deplatziert, wenn es sich bei Phobia nicht um solch ein Ballerspiel handelte. Der böse Lord Phobos hat eine Prinzessin (die Tochter irgendeines Weltraumherrschers) aus unbekannten Gründen entführt. Man soll sie befreien. Soviel zum Teil, den man am besten gleich wieder vergisst. Der spielerische Effekt ist wohl wichtiger: Phobos hat – laut Anleitung nach intensivem Studium der menschlichen Psyche – ein System von Planeten, die alle auf verschiedene menschliche Urängste abzielen, auf dem Weg zur Prinzessin entworfen.

Man fliegt ein Raumschiff (?) durch das vom Erzfeind entworfene Sonnensystem. Um an einem Planeten vorbeizukommen, muss man zuerst seine Oberfläche „säubern“ (ein Level inklusive Endgegner) und dann zum Planetenkern vordringen (durch ein psychedelisches Labyrinth), sowohl um ihn zu zerstören, als auch um dort ein seltenes Element zu finden, das einen vor der Strahlung der Sonne schützt – im letzten Level. Nachdem man einen Planeten geschafft hat, kommt jeweils noch eine kurze Reise durchs All.

Jeder Planet hat sein eigenes, gut gemachtest Thema. Der erste beispielsweise (passenderweise Arachno genannt) ist voller Spinnen und anderer Insekten. Der Planet Ornitho ist von Vogelarten bevölkert (Hitchcock?), Ufo hat entsprechende Flugobjekte und so weiter. Doch auch subtilere Ängste kommen zum Tragen: Klaustrophobie (angreifende Schlüssel, sich schließende Türen,….), Angst vor der Dunkelheit und so weiter.

Abwechslung und Originalität sind somit vorhanden. Einer der beiden großen Vorzüge von Phobia. Doch nun zurück zur Spielbarkeit und Fairness. Überraschenderweise spielt sich Phobia am besten mit der Maus. Die meisten Gegner schießen nicht mit gewehrartigen Kugeln (also schnell und klein), sondern eher mit seifenblasenähnlichen Geschossen (also groß und langsam). Beides zusammen macht es immer möglich, noch rechtzeitig auszuweichen, aber natürlich trotzdem nicht einfach.

Bezüglich Leben und Continues geht Phobia auch einen sehr fairen Weg: In jedem Level kann man blaue Objekte („Kissen“) einsammeln, die, sobald man genug gesammelt hat, das eigene Schiff grau einfärben und sich bei anhaltender Sammlung in neuen Leben umsetzen. Solange man grau bleibt, wird man auch von weniger Gegnern beschossen.

Diese beides Hauptargumente zusammen mit einigen kleineren machen es ohne Weiteres auch für Nicht-Profis möglich, das letzte Level ohne Hilfe von Cheats zu erreichen – es dauert dann nur ein bisschen länger als bei den Cracks.

All dies macht Phobia zu einem meiner absoluten Lieblingsballerspiele. Es ist originell, die Welt zu erkunden macht Spaß, ein bisschen strategische Planung für die beste Route durchs All ist auch dabei und vielleicht ist es sogar das fairste seiner Art.

Natürlich ist es nicht perfekt. Das Lebensammeln am Anfang kann etwas öde werden. Manche Levels sind besser als andere. Hauptächlich ist da aber das letzte Level, das einfach unmöglich zu schaffen ist. Plötzlich kommen all die schrecklichen Designkatastrophen hervor, die man von anderen Spielen her kennt: Gegner, an denen man nicht vorbeikommen kann, tödliche Fallen und ein vollkommen unbezwingbarer Endgegner. Als ob das noch nicht schlimm genug wäre, kommt auch noch das tödlichste „Feature“ in Shootern plötzlich zum Tragen: Wenn man stirbt, verliert man Feuerkraft, und das macht einen verwundbarer. Dadurch stirbt man dann noch öfter, was es einem unmöglich macht, die dringend benötigte Stärke wiederzuerlangen.

Vom letzten Level abgesehen vereint Phobia alles, was ein gutes Ballerspiel ausmacht, in sich. Ein viel besseres gibt es nicht. Wenn es nur nicht so frustrierend wäre, dass man es nicht durchspielen kann…

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