Panzer General II

Andere Titel:
Allied General
Firma:
SSI
Jahr:
1995
Systeme:
PC (Windows) / PC (SVGA)
Genre:
Strategie
Tags:
Brettspiel / Historisch / Multiplayer / Krieg
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
4/5

Meinung damals

Eigentlich ein ziemlich starkes Stück, einen „Panzer General 1 für Windows“ mit Verbesserungen auf Update- und Mission-Disk-Niveau zum legitimen zweiten Teil zu erklären. Für Freunde solch zeitraubender Strategie-Kaliber allerdings kein Grund zum General-Streik: First Class-Hardware vorausgesetzt, gehört auch der jüngste Sproß der SSI-Familie zu den ausgesprochenen Prachtstücken in diesem Genre.

Petra Maueröder, PC Games 3/96 

Als Allied General sollte sich somit nur verdingen, wer über modernstes Kriegsgerät verfügt – allen übrigen Strategen sei das inzwischen zum Budgetpreis erhältliche Original empfohlen.

Michael Schnelle, PC Joker 2/96 

SSI hat es ängstlich vermieden, grundlegende Änderungen am Panzer-General-Spielprinzip vorzunehmen. Verständlich, denn eben dieses Design hatte mich nach wenigen Minuten wieder fest im Griff. […] Die Kampagnen sind gelungen, die Rußland-Szenarios selbst für Profis eine Herausforderung – Allied General bietet die zur Zeit beste Hexfeld-Taktik.

Jörg Langer, PC Player 2/96 

Man kann es nicht leugnen, aber Allied General versprüht den unmißverständlichen Charme einer Mission-Disk. Es ist einfach nichts anderes als der Original-Panzer General mit umgedrehter Besetzung – und es ist immer noch saugut.

Knut Gollert, Power Play 2/96 

Bericht von Mr Creosote (07.02.2017) – PC (Windows)

Aus Allied General – SSIs Melkkuh-Nachfolger zum erfolgreichen Panzer General – wurde in Deutschland Panzer General II (was dann ein paar Jahre später, als ein originales Panzer General II, herauskam, zu weitreichenden Problemen führte). Durch die Umbenennung wird nicht intuitiv klar, dass die Rollenverteilung des Originals einfach umgedreht wurde: Statt der Mittelmächte übernimmt man die Rolle der sogenannten Alliierten. Ach ja, und das Spiel läuft unter MS Windows, d.h. heutzutage ist es viel komplizierter, es zum Laufen zu kriegen. Toll, vielen Dank!

Da Spielengine und -funktionen identisch sind, sparen wir uns mal die wiederholte Beschreibung. Es sollte klar sein, dass die zugrundeliegenden Qualitäten der spielerischen Konzepte wie Nachschubmanagement, Wetter, Verschanzung, Kerneinheitenpflege usw. weiterhin zutreffen. Die einfache Bedienung wurde ebenfalls übernommen.

Neu sind die drei Kampagnen des Spiels. Wenn denn dann die Rollen vertauscht sind, dann sollte der Spieler ja erstmal in der defensiven Rolle sein. Was wirklich ein neues Spiel rechtfertigen würde, denn die taktische Herausforderung wäre dadurch fundamental verschieden. Also tauchen wir mal ein und prüfen, wie das Spiel sich in dieser Konstellation schlägt.

Leider stellt sich große Enttäuschung ein. In Westeuropa beginnt das Spiel nicht etwa mit dem Ausbruch des Krieges, sondern mit der Invasion der Normandie der Alliierten. Darüber hinaus wird ein starker Fokus auf nordafrikanische Schauplätze gelegt, wo ebenfalls hauptsächlich Schlachten abgedeckt werden, in denen die Alliierten am Drücker waren. Zuguterletzt gibt es noch die sowjetische Kampagne, die sich nach einem Angriff auf Finnland tatsächlich erstmal defensiv verhält. Doch steigt man dann in die Szenarien ein, ist es doch weitgehend nur „falsche Offensive“: Leider verhält es sich meist so, dass die Hauptstreitkräfte des Spielers in einer Ecke des Schlachtfelds beginnen und man sie so schnell wie möglich zu den ansonsten schwach verteidigten Stellungen, die man halten soll, bewegen muss.

Natürlich wäre es spielerisch nicht ganz trivial gewesen, den Spieler beispielsweise zu einem französischen Kommandanten im Jahr 1939 zu machen. Was, wenn es dem Spieler gelänge, Paris zu verteidigen? Kampagne gewonnen, oder? Nach gerade mal vier Schlachten? Also sollten diese ersten Schlachten gleich richtig schwierig zu gewinnen sein? Das wäre für den Spieler nicht gerade motivierend. Also ist schon klar, dass man da sehr gut hätte planen müssen.

Unlösbar wäre es aber nicht gewesen. Erste denkbare Option wäre, es äquivalent zum originalen Panzer General zu machen, wenn es einem dort nicht gelang, den Krieg vorzeitig zu beenden: Die Mechanik des „Major“- und „Minor Victories“ hätte man benutzen können, zu unterscheiden, ob die Initiative der Kampagne tatsächlich zum Spieler übergeht („Major“) und so eine offensiv geprägte Schlacht folgen wird, oder ob der Vormarsch des Gegner nur verlangsamt wurde („Minor“), was also die folgende Schlacht etwas vereinfachen könnte (beispielsweise, weil man weitere Verstärkungen heranführen konnte). Zweitens hätte man sich auch bei History Line inspirieren lassen können: So hätte der Spieler kleinere Schlachten schlagen können, die das globale Kriegsgeschehen nicht weiter beeinflussen. Zumindest in der anfänglichen Kampagnenphase.

Hier wurde also einiges Potential verspielt, das dem Spiel überhaupt erst eine Existenzberechtigung hätte geben können. Dazu kommt, dass viele der Schlachtfelder eher langweilig sind: Die Sowjetunion besteht aus großen, freien Flächen und Nordafrika ist größtenteils leere Wüste. Selbst ohne die Messlatte der Erwartungen kann Panzer General II somit nicht mit dem Original mithalten.

Apropos Original, das originale Entwicklerteam hatte hiermit natürlich nichts zu tun. Es konzentrierte sich stattdessen auf Fantasy General. Ein Spiel, das tatsächlich etwas anders machte, auch über das Szenario hinaus. Nicht unbedingt in allen Belangen erfolgreich, aber trotzdem ist es damit zumindest eigenständig erwähnenswert.

Dateien

Screenshots

PC (Windows)

Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild

Box

PC (Windows)

Bild Bild