Miami Vice

Firma:
Ocean
Jahr:
1986
System:
C64
Genre:
Action
Tags:
Umsetzung eines anderen Mediums / Fahren / Polizei & Verbrecher
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
2/5

Meinung damals

Magere Grafik mit ödem Sound und einer altbekannten Spielidee = Miami Vice. Die Software-Firmen sollten sich nicht auf die Umsetzung von erfolgreichen Serien spezialisieren, denn was dabei herauskommt, ist selten ein gutes Programm!

Stefan Swiergiel, ASM 8/86 

Das Spiel hat durchaus ein paar nette Ideen, aber zwei wesentliche Mankis. Die simple Grafik ist eine herbe Enttäuschung. Sie hätte vor zwei Jahren noch für Wohlwollen gesorgt, aber anno 1986 macht sie einen schwachen Eindruck. Außerdem ist Miami Vice fast unspielbar. Die Steuerung des Autos ist zu schwierig und die zufällig auftauchenden Computer-Autos brausen einem oft so schnell von hinten in die Karrosserie, daß man keine Chance zum Ausweichen hat.

Heinrich Lenhardt, Happy Computer 11/86 

Bericht von Mr Creosote (29.04.2018) – C64

Nein! Nicht noch ein Ocean-Lizenzspiel! Die Erwartungen sollten entsprechend niedrig sein. Immerhin ist Miami Vice allerdings nicht die Vollkatastrophe, als die es allgemein gerne dargestellt wird; es ist sogar recht originell.

Thematisch rücken die beiden Protagonisten des Spiels endlich dem Drogenboss Mr. J. auf die Pelle. Es geht das Gerücht um, er werde schon bald persönlich bei einem Megadeal anwesend sein. Doch wo und wann genau findet dieser bloß statt? Das gilt es herauszufinden und der Spieler beginnt am unteren Ende der Informationspyramide. Ausgestattet mit ein paar Hinweisen auf kleinere Deals hofft man, den so gestellten Kleinkriminellen Hinweise auf weitere Aktivitäten zu entlocken, bis man schließlich den entscheidenden Tipp erhält.

Spielerisch teilt sich das Geschehen in zwei Phasen. Erstens fährt man in der Stadt herum. Es gilt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und sich, wenn nötig, Verfolgungsjagden mit fliehenden Kriminellen zu liefern. Inklusive Schussduelle aus den rasenden Autos heraus natürlich. Zweitens schaltet das Spiel beim Betreten von Gebäuden auf eine Seitenansicht um, in der man sich zu Fuß bewegt; die Pistole natürlich immer bereit.

Die recht offene Gestaltung der Spielwelt motiviert initial gelungen. Die Stadt hat zwar keine riesigen Ausmaße, erscheint jedoch immerhin einigermaßen lebendig und ein wenig Planung zur Routen- und Aktivitätsoptimierung ist schon notwendig. Unbeteiligte Zivilisten sind neben Polizei und Gangstern ebenfalls auf den Straßen unterwegs. Klar, der Zeit geschuldet erscheinen und verschwinden derlei Autos zufallsgesteuert. Global gesehen existieren sie nicht einmal; sobald die den sichtbaren Bildschirmausschnitt verlassen, sind sie aus dem Spiel verschwunden. Doch es hinterlässt diesbezüglich einen guten Eindruck.

Der Bildschirm ist ebenfalls praktisch aufgeteilt. Der Hauptteil ist für das in Vogelperspektive auf den Straßen herumfahrende Auto reserviert. Darunter gibt es einige Statusinformationen, wie Gesundheit der Spielfiguren, den eingestellten Schusswinkel sowie einen Nachrichtenticker, durch den Befragungsergebnisse durchgegeben werden (noch schöner wäre es natürlich gewesen, wenn diese essentiellen Information nicht flüchtig wären, sondern später wieder aufgerufen werden könnten). Die Grafik ist akzeptabel, wenn auch nichts Besonderes. Die Steuerung per Joystick muss erstmal eingeübt werden, da sowohl die Richtungen, als auch der Feuerknopf kontextsensitiv verschiedene Funktionen erfüllen, aber letztendlich funktioniert sie auch recht gut.

Großer Frust entsteht allerdings durch die nicht vorhandene künstliche Intelligenz der Autos kombiniert mit der Designsünde, den Wagen des Spielers bei der geringsten Berührung direkt explodieren zu lassen. Bordsteinkante und Büsche können mit der Zeit erfolgreich umsteuert werden, aber die zivilen Autos, die gerade eben noch gelobt wurden, fahren leider in völliger Ignoranz der Existenz des Spielers. Schamlos rammen sie einen von hinten und nehmen ebenso einen frontalen Zusammenstoß in Kauf, ohne dass ein Bremsen oder Ausweichen sichtbar wäre. Mangels Scrolling ist das Fahren am Bildschirmrand besonders gefährlich (aber alternativlos), da ein zufällig generierter Wagen jederzeit direkt neben einem auftauchen kann.

Dies, sowie die Unspielbarkeit ohne Anleitung (die eine Tabelle mit Zeiten und Orten der ersten Deals enthält), macht das Spiel heutzutage zum beliebten und einfachen Ziel für gespielte Aggressionen oder simple Verhöhnung. Durchaus nachvollziehbar. Doch reduziert man es auf seine zentrale Spielmechanik, ist die Grundidee wirklich gelungen und führt zu einem ausbalancierten Weg durch die Geschichte. An der Umsetzung hapert es, aber mit einiger Geduld ist es einigermaßen spielbar. Und sein wir doch mal ehrlich: besser so, als noch ein auswechselbares Hüpf- und Springspiel, oder?

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