John Sauls Blackstone Chroniken: Ein Abenteuer des Schreckens

Andere Titel:
John Saul's Blackstone Chronicles: An Adventure in Terror
Firma:
Legend Entertainment
Jahr:
1998
Systeme:
PC (Windows) / PC (SVGA)
Genre:
Adventure
Tags:
Umsetzung eines anderen Mediums / Horror
Sprachen:
Englisch / Deutsch

Meinung damals

Kakteen züchten, Füße einschlafen lassen oder Fliege im TV gucken – alles spannender als dieser Ausflug in ein verschnarchtes Kukucksnest. Zum Gruseln sind hier allenfalls die endlos vorgetragenen Texte aus Tagebüchern, Patientenakten oder psychiatrischer Fachliteratur. Und angesichts der Trockenheit der Dialoge mit den unsichtbaren Gespenstern ehemaliger Insassen, würde Bonds Martini vor Neid die Olive aus dem Glas kicken. Daß so was aus einer traditionsreichen Adventureschmiede wie Legend (Spellcasting 101) kommt, ist der blanke Horror!

Michael Trier, PC Joker 1/99 

Welches Spiel ist langweiliger: Byzantine oder Blackstone Chronicles? Schwer zu sagen. Während ersteres zumindest anfänglich halbwegs spannend ist, verbreitet letzteres schon zu Beginn biedere Müdigkeit. Andererseits muss man ihm handwerklich solide designte Rätsel attestieren, während der Byzantiniker doch gerne etwas wirr wirkt.

Joachim Nettelbeck, Power Play 1/99 

Archivierte Berichte

Bericht von Mr Creosote (20.08.2011) – PC (Windows)

Legend Entertainment nimmt sich mal wieder ein Buch vor: Gründer Bob Bates persönlich versucht, die mäßig unterhaltsamen Blackstone Chroniken zum Leben zu erwecken. Anstatt jedoch jede der originalen Kurzgeschichten in jeweils eine spielbare Episode zu verwandeln, setzt das Spiel ein paar Jahre später an: Obwohl Oliver Metcalf den Einfluss seines toten Vaters abgeschüttelt hat, ist Malcolms Geist immer noch da. Sein teuflischer Plan: Er hat Olivers Frau und Kind entführt, um Oliver wieder in die stillgelegte Anstalt zu locken. Natürlich ist, wie auch in der Vorlage, die eigentliche Frage, ob es nicht Oliver war, der das ganze in einem schizophrenen Anfall selbst durchgeführt hat.

Ein Großteil des Spiels läuft ohne Interaktionen mit anderen Charakteren ab. Die Räume und Korridore der Anstalt sind ausnahmslos leer, nur die Stimme Malcolms, die Oliver immer wieder Einblicke in die Zeit, als Malcolm noch Leiter dieser Institution war, einflüstert, begleitet einen. Und dann trifft man später auf die Geister früherer Insassen, die jeweils ihre eigene Geschichte erzählen. Das sorgt für eine passende Geisterhausatmosphäre, die für ein solches Spiel angemessen ist – und spielerisch verläuft es alles sehr klassisch:

Das Spiel besteht also daraus, das große Haus zu erkunden, langsam mehr über die wahre Vergangenheit des Ortes und Malcolms „Heilungsmethoden“ zu erfahren. Objekte und physikalische Manipulationen der Umgebung treten spielerisch eher in den Hintergrund, existieren jedoch im Stil moderner Myst-Manipulationen alter Maschinen, die zeitlich durchaus einen entscheidenden Anteil einnehmen.

Wie passt das zusammen? Das Spiel ist alles in allem eher gemütlich, allerdings übernimmt Malcolm in manchen Szenen plötzlich wieder die Kontrolle über Olivers Körper. Dann muss der Spieler tatenlos zusehen, wie sein Alter Ego plötzlich sehr, sehr dumme (und potentiell tödliche) Dinge anstellt – der Spieler bekommt erst dann wieder die Kontrolle, wenn es schon fast zu spät ist, der Gefahr zu entkommen. Ist es euch schonmal passiert, dass ihr plötzlich in einem großen Ofen eingesperrt aufgewacht seid? Tja, wie man hier lernt, ist das nicht sonderlich angenehm.

Die Blackstone Chroniken stammt aus einer Zeit, als Legend mit unterschiedlichen Stilen experimentierten, um ihre alternde, sehr textzentrische Engine zu ersetzen. Das begann mit Mission Critical, aber anders als sein direkter (zeitlicher) Vorgänger Callahan's Crosstime Saloon setzt dieses Spiel auf relativ freie Bewegung im dreidimensionalen Raum, was eher an Rollenspiele als Grafikadventures erinnert (wiederum ist es jedoch dem Nord-Süd-West-Ost-Bewegungsschema von Textadventures ähnlich).

Die Szenen sind optisch allgemein ganz ansprechend gestaltet, sind aber statisch. Die Bewegung von Bild zu Bild sind vorberechnet und werden nur immer wieder gleich abgespielt. Malcolms Sprecher macht seinen Job sehr gut und die Musik passt sich der jeweiligen Situation stimmungstechnisch gut an. Das sind die Stärken des Spiels. Die Rätsel sind dagegen schwächer – es dreht sich im Spiel mehr und die Stimmung und die Erzählung. Das reicht jedoch, wenn man dem Spiel ein wenig Zeit gibt, sein diesbzeügliches Potential auch zu entfalten – der Anfang ist erstmal etwas trocken geraten. Hat man diese Zeit, dann sei es empfohlen.

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