Indiana Jones and the Fate of Atlantis

Andere Titel:
Indiana Jones und das Schicksal von Atlantis
Firma:
LucasArts
Jahr:
1992
Systeme:
Amiga (OCS) / PC (VGA)
Genre:
Adventure
Tags:
Umsetzung eines anderen Mediums / Sonstige Fantasy / Kämpfen / Humor / Krieg / ScummVM
Sprachen:
Englisch / Deutsch / Französisch / Spanisch
Mittlere Wertung:
5/5

Meinung damals

Lucasfilm hat das gesetzte Ziel, eine würdige Fortsetzung der Filmserie […] zu produzieren, voll erreicht. […] Holt Euch das zur Zeit beste Adventure auf dem Markt!

Guido Alt, ASM 6/92 

Irgendwelche Schwachpunkte? Wir haben keine gefunden: Indy 4 ist auch ohne Filmvorlage der beste Indy bisher – ein Erlebnis!

Carsten Borgmeier, PC Joker 4/92 

Manchmal werden die Mausklicks erst deutlich später zur Kenntniss [sic!] genommen und die dauernden Nachladezeiten lassen auch mit Festplatte kein flüssiges Spielgefühl aufkommen. […] Der Sound hat im Vergleich zu Monkey Island II wieder zugelegt und die Spielatmosphäre ist immer noch sehr gut. Lediglich, wenn man die PC-Version ausgiebig gespielt hat, sträubt man sich, die Amiga-Version länger zu spielen.

Hans Ippisch, Play Time 3/93 

Wer einmal angefangen hat, Indy 4 zu spielen, kommt nicht mehr davon los, bis er das Ziel des Spiels erreicht hat. Ungeachtet von Hunger, Wetterbedingungen oder höherer Gewalt; die rechte Hand wächst an die Maus, die linke knetet grübelnderweise selbständig an Kinn und Lippen. Sämtliche Körperfunktionen werden abgeschwächt. Lediglich Gehirn, Augen und Hände sind durchblutet – das Indy-Fieber. Der vierte Teil schlägt alle bisherigen Lucasfilm-Adventures um Längen.

Richard Eisenmenger, Power Play 6/92 

Bericht von Mr Creosote (27.09.2002) – Amiga (OCS)

Indiana Jones – George Lucas' und Steven Spielbergs Hommage an die alten sogenannten „Pulp“-Abenteuerheftchen. Oder auch purer Kommerz, basierend auf recycelten Ideen. Hyper-mega kommerziell natürlich. Eines ist allerdings sicher: Die Filme sind höchst unterhaltsam, und das ohne tiefgründige Story oder vielschichtige Charaktere, sondern archetypische Bösewichte im Kampf gegen einen einsamen Helden, mit harter Schale und weichem Kern, der nebenbei auch noch kräftig zuschlagen kann wenn nötig.

Indiana Jones and the Fate of Atlantis wurde inoffiziell Indiana Jones 4 genannt, weil es auf keinem der Filme basiert, und nach den jeweiligen Umsetzungen veröffentlicht wurde. Es verspricht also eine extra für das Spiel geschriebene Story – nichts Wiederverwertetes.

Trotzdem ist die Story durchaus filmreif: Indiana Jones muss böse Nazis im Rennen auf der Suche nach Atlantis, wo sich eine unerschöpfliche Energiequelle (die die Nazis natürlich zu Kriegszwecken nutzen wollen) befinden soll. Die einzige halbwegs verlässliche Quelle auf der Suche nach Atlantis ist der Verlorene Dialog des Plato, in dem Sokrates von der mysteriösen Insel redet.

Die Suche nach dem verlorenen Kontinent führt Dr. Jones um die Welt und zurück. Exotische Orte von den Azoren über Tijuana und der Sahara bis zu antiken griechischen Ruinen stehen an der Tagesordnung. Für ein Spiel stellt das Abwechslung sicher, aber es ist auch das einzige Problem, dass sich nicht gut in einem Film machen würde: es wird einfach zu viel hin und her gereist, manchmal, um nur ein einziges Objekt zu holen.

Das ist dann aber auch das einzige Detail. Die Story funktioniert sehr gut, der Spannungsbogen wird durch ein paar Wendungen und Überraschungen immer aufrecht erhalten. Die Charaktere sind glaubwürdig, solange man ein einfaches Gut-Böse-Schema akzeptiert (ganz wie im Film…). Man hat immer ein deutliches Ziel vor Augen und weiß auch, warum man eigentlich dort ist, wo man sich gerade befindet – was bei vielen anderen Spielen ja keine Selbstverständlichkeit ist…

Die zweite große Frage ist natürlich das Gameplay. Im Falle von Adventures hauptsächlich die Rätsel. Das Spieldesign will es so, dass man sich immer an einer ziemlich begrenzten Anzahl von Orten zur gleichen Zeit befindet, also befindet sich die Betonung darauf, was zu tun ist anstatt wo. Dieses „was“ ist meistens perfekt durchdacht, sinnvoll und fordernd. Nicht übermäßig schwierig, gerade richtig für den durchschnittlichen Spieler. Besonders die späteren Puzzles, die sich mit atlantischer Maschinerie auseinandersetzen sind wirklich gelungen.

Indiana Jones wäre aber nicht Indiana Jones, gäbe es nicht ein bisschen Action. Ich kann schon förmlich das Entsetzen in den Gesichtern der Puristen sehen – Action? Zuerst einmal sind da Faustkämpfe. Diese sind nicht allzu schwierig und erinnern stark an Pirates!. Wer sie ganz vermeiden will, muss meistens nur ein zusätzliches Rätsel lösen oder einfach eben nicht in die Arme der Nazisoldaten laufen. Und wenn man dann doch mal versehentlich in eine solche Situation gerät, hilft immer noch der Superschlag, der (fast) jeden Gegner sofort niederstreckt – einfach Null auf dem Zahlenblock drücken (Amiga 600 – Benutzer sind hier im Nachteil). Weitere action-angehauchte Sequenzen sind beispielsweise Kamelreiten, Ballonfliegen und ein U-Boot zu steuern, aber nichts davon sollte Probleme bereiten.

Als besonderes Feature ist Indiana Jones 4 kein strikt lineares Spiel. Häufig gibt es Alternativlösungen zu Problemen, solange es logisch ist, ist es meist auch vorgesehen. Außerdem kann der gesamte Mittelteil des Spiels auf drei komplett unterschiedliche Wege absolviert werden: einer actionorientiert, ein Rätselweg und einer basiert stark auf Teamwork mit der zweiten Protagonistin: Sophia Hapgood. Die besuchten Orte sind auf den Wegen meist gleich, doch was man dort zu tun hat, die Leute, mit denen man zu tun hat und warum man eigentlich dort ist, ändert sich. In Atlantis laufen dann alle Wege wieder zusammen. Die Wiederspielbarkeit von Adventures ist häufig Thema heißer Diskussionen, und das zu Recht. Indiana Jones ist wiederspielbar, da gibt es keinerlei Zweifel!

Bezüglich der Präsentation gibt es allerdings schon Einiges zu meckern. Die musikalischen Kompositionen sind zwar über jeden Zweifel erhaben, das Indy-Hauptthema kommt zwar genau wie die „Teil 4“-spezifischen Melodien gut rüber, aber die Songs haben in der Übersetzung ins Amiga-Format schon gelitten; einige der parallelen Stimmen sind wohl einfach ersatzlos gestrichen. Grafisch musste natürlich auch von den 256 Farben auf den 32-farbigen OCS-Standard heruntergerechnet werden. Anders als in vorigen Lucas-Arts-Produktionen macht beides keinen so besonders guten Eindruck, es riecht alles sehr danach, als seien Sound und Grafik größtenteils automatisch konvertiert worden anstatt mit genauem Blick und Handarbeit wo nötig – wie es bei der Konkurrenz von Sierra ja schon immer üblich gewesen war.

Damit wären wir bei den technischen Fragen. Das Spiel besteht aus 11 Disketten – genau wie Monkey Island 2. Anders als letzteres sind die Daten aber nicht intelligent verteilt, so dass man dauernd Disketten wechseln muss – manchmal sogar, nur um ein stupides „das klappt so nicht“ ins Gesicht gesagt zu bekommen. Mit weniger als vier Laufwerken ist das Spiel unspielbar. Und richtig gut wird es erst, wenn man es auf eine Festplatte installiert, wozu zum Glück ein Programm mitgeliefert wird.

Das Spiel ist inkompatibel mit dem AGA-Chipsatz der „neuen Amigas“, es existiert allerdings ein inoffizieller Patch dafür, falls man keine andere Wahl hat. Wer es per Emulator spielt, sollte auf jeden Fall ECS wählen.

Historisch kann Indiana Jones 4 den traurigen Titel des allerletzten Lucas-Arts-Spiels, das jemals für den Amiga gemacht wurde, für sich beanspruchen. Für jemanden, der die Entwicklung damals nicht verfolgt hat, könnte es sich so darstellen (auch aus diesem Test), als hätte das an der alternden Hardware gelegen. Das ist nicht der Fall. Lucas Arts war eine der Firmen, die den Amigamarkt wegen sogenannter Raubkopien verließen. So sagte man zumindest. Oder war es einfach der mittlerweile selbst in Europa schrumpfende Markt für diesen Computer? Ihre Spiele waren immer welche der beliebtesten und bekanntesten, aber „seltsamerweise“ verkauften sie sich nicht besonders gut. Auch die berüchtigten Codescheiben halfen da nichts. Selbst als die Amigas der nächsten Generation herauskamen, konnten sie nicht überzeugt werden zurückzukehren. Commodore versuchte sogar, die Rechte der nächsten Hits (Day of the Tentacle und Rebel Assault) zu erwerben, um sie selbst umzusetzen. Das Geschäft kam allerdings nie zu Stande, möglicherweise, weil Commodore kurze Zeit danach sowieso Bankrott ging.

Wir sollten dieses Spiel also als Warnung in Erinnerung behalten. Dieses beinahe perfekte Spiel mit seiner großartigen Story und genialem Gameplay hätte locker die Höchstwertung verdient, wäre da nicht die schlampige technische Seite. Das letzte seiner Art für unseren Lieblingscomputer. Das Ende einer Ära…

Screenshots

Amiga (OCS)

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