Galleons of Glory: The Secret Voyage of Magellan

Firma:
Brøderbund
Jahr:
1990
Systeme:
PC (DOS) / PC (VGA)
Genre:
Strategie
Tags:
Lernspiel / Historisch / Schifffahrt
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
3/5

Meinung damals

Eine gehaltvolle Mischung, die Broderbund bald den Vielseitigkeitspreis bescheren kann!

Eva Hoogh, ASM 5/91 

Bericht von Mr Creosote (04.05.2024) – PC (DOS)

Brøderbund war schon früh eine der Firmen, die früh versuchten, Zielgruppen außerhalb der typischen Computernerds zu erschließen. Ihre Carmen-Sandiego-Reihe wurde insbesondere in Nordamerika zu einem weitverbreiteten Namen. Trotz des simplen Spielprinzips oder gerade deswegen? Galleons of Glory versucht, in eine ähnliche Kerbe zu schlagen. The Seven Cities of Gold hatte die Kernzielgruppe bereits 1984 begeistert. Brøderbunds Spiel kommt wie eine stark vereinfachte Version dieses Klassikers rüber.

Land in Sicht!
Land in Sicht!

In Europa werden die Segel in die (zufällig generierte) neue Welt gesetzt. Man erkundet die Küste. Wagt sich vor aufs Land. Trifft die dortigen Bewohner. Tauscht Glasperlen gegen Wertvolles. Hofft darauf, das eine oder andere Gerücht über bedeutendere Schätze aufzuschnappen, geheime Routen oder legendäre Ortschaften. Oder aber es läuft weniger gut, Begegnungen entwickeln sich feindlich. Soweit, so ähnlich.

Dies alles zu planen, umzusetzen, fühlt sich jedoch viel weniger direkt an. Man springt von Schiffsteil zu Schifftsteil oder an Land, muss dann jedoch Anweisungen an die verantwortlichen Offiziere geben, um etwas geschehen zu lassen. Eine Änderung der Rationen geht nur über den Koch. Den Anker kann man nicht selbst herunterlassen, sondern nur der Navigator. Zum Strand rudert man nicht selbst, sondern äußert gegenüber dem Kapitän den Wunsch an Land zu gehen. Und so weiter. Direkt steuert man seine Mannschaft niemals. Aufteilen muss man sie eh nicht, um beispielsweise eine Expedition an Land zu bringen, das Schiff aber trotzdem bemannt zu halten.

Ganz organisch ergibt sich daraus die Möglichkeit, die Berichte der Offiziere über die Stimmung an Bord zu hören, den Zustand des Schiffes usw. Was schon praktisch ist. Denn früher oder später erkennt man, dass genau darin die Kernschwierigkeit des Spiels besteht.

Was, wir sind hier nicht willkommen?
Was, wir sind hier nicht willkommen?

Die Verteilung der Ereignisfelder ist jedes Mal unbekannt. So gilt es also effizient die Welt zu erkunden, dabei aber die Vorräte im Blick zu behalten. Schließlich soll niemand an verrottetem Fleisch sterben, oder? Doch auch andere Faktoren beeinflussen die Zufriedenheit der Männer. Die ersten paar Partien enden unweigerlich mit Meuterei. Das Schiff immer wieder zu flicken, ist regelmäßig notwendig.

Bei Begegnungen mit Bewohnern braucht man ein wenig Gespür dafür, wie man ihnen entgegentreten sollte. Geht es eh in Richtung Konfrontation oder kann man Informationen gewinnen, vielleicht sogar Handeln? Ersteres wird grafisch dargestellt. Letzteres ist pures Raten.

In der Gesamtheit betrachtet bedeutet das also: Je länger man am Raten ist, desto länger muss man das Schiff in Schuss, die Mannschaft bei Laune halten. Raten bleibt Raten, meistern muss man den Rest und der wird schnell zur Routine. Nichtmal der Kurs des Schiffes kann bedeutend bestimmt werden. Wo es als nächstes hingeht, ist automatisiert. Man entscheidet Zeitpunkt und Länge der Reise. Jongliert die Menge der Vorräte, die Reisezeit, die Landaufenthalte; grast jede Station nach Wertgegenständen und Hinweisen ab. Ein Kreislauf.

Disziplin an Bord!
Disziplin an Bord!

Für dedizierte Spieler ist das schon ein wenig dünn. Darüber hinaus wirkt das Vorgehen recht mechanisch, lange nicht so abenteuerlich, wie man sich das angesichts des Themas wünschen würde. Doch man muss sich der initialen Annahme erinnern: Dieses Spiel sollte sich wohl an eine andere Zielgruppe richten; eine, die sonst nicht so viele andere Spiele spielt. Immerhin überfordert Galleons of Glory einen nicht mit seiner Komplexität. Die Aufgaben sind klar, die Mittel zur Erfüllung ebenfalls. Und das Abenteuergefühl? Könnte durchaus vorhanden sein, wenn man das Ganze weniger professionell-zynisch durchleuchtet.

Anders als die Carmen Sandiego Spiele, brachte Brøderbund Galleons of Glory jedoch nicht erfolgreich an die Schulen. Der Lernspielaspekt war wohl zu speziell. Eine bestimmte historische Periode und auch darin nur genau ein Thema. Eine Zielgruppe außerhalb des Bildungsbereichs für derartige „Casual Games“ gab es auf dem freien Markt noch nicht. Heute erinnert sich niemand mehr an das Spiel.

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