Bericht von Mr Creosote (12.10.2012) – Interpreter (Z-Code)
Fish Bowl bezeichnet sich selbst als „interaktiver Horror“. Der Einleitungstext erinnert dagegen er an eine absurde Komödie. Bereiten wir uns also auf das Schlimmste vor… anscheinend übernehmen wir die Rolle eines „betrunkenen Strandläufers“, also eines Einsiedlers, der von Strandgut lebt. Ein explizites Ziel kommuniziert das Spiel nicht, außer vielleicht herauszufinden, wo dieses Fischglas herkommt. Untersucht man die direkte Umgebung, wird man jedoch schnell genug in ein gewollt surreales Abenteuer, an dessen Ende die Selbsterkenntnis steht, hineingezogen.
Die oberflächlichen Aktivitäten des Spielers, wie die Beerdigung einer toten Katze, das namensgebende Fischglas mit Wasser zu füllen und darin einen toten Fisch wiederzubeleben oder eine Flaschenpost aus dem Wasser zu schnappen geben sich allesamt hochsymbolisch. Die Flaschenpost rutscht immer wieder durch die Finger… hmm, was das wohl bedeuten soll? Das wird durch kleine Hinweise darauf, das hier eben doch etwas mehr abläuft, als erstmal sichtbar, begleitet. Diese Hinweise werden dann in einer kurzen zweiten Szene (einen zweiten Tag) aufgelöst, in dem alle Objekte durch andere ersetzt (oder sagen wir mal „neu interpretiert“) werden. Was nach der Einstiegsszene, so kurz auch sie gewesen sein mag, natürlich nicht mehr so richtig überraschend ist.
Diese Art surrealen Horrors gibt es im Adventuregenre öfters und Fish Bowl ist auch sicher nicht das definitive Meisterwerk, das einen neuen Höhepunkt darstellt. Die Plotidee ist brauchbar und manchmal ist es zugegebenermaßen gruseliger, wenn man weniger Details weiß als andersherum. Doch ein wenig tiefer hätte es bei der Erforschung der auftauchenden Motivik schon gehen dürfen.
Signifikanter ist jedoch, dass die technische Umsetzung manchmal im Wege steht. Ausgänge werden nicht aufgelistet. Manche Objekte werden nur ein einziges Mal überhaupt erwähnt, dann nie wieder. Die Entscheidungen des Parsers zur Auflösung von Objektreferenzen führen manchmal zu unfreiwillig komischen Situationen (am Strand, bereits mehrere Schritte ins Meer gewatet, wird das Nomen „Wasser“ immer noch als Referenz auf einen leeren Eimer interpretiert, anstatt die offensichtliche Bedeutung zu verstehen). Offensichtlich synonyme Aktionen werden nicht erkannt („schlafen“ kann man am Ende der ersten Szene nicht, aber wenn man sich auf das Bett legt, schläft man sofort ein). All diese Dinge sind nicht im Sinne des Surrealismus intentional, sondern sie machen das Leben des Spielers einfach unnötig schwer.
Doch immerhin ist Fish Bowl technisch ausreichend, so dass man diesen kleinen Ausflug ins Unterbewusstsein ganz gut genießen kann. Gut gemacht – nächstes Mal noch mehr Zeit in die Umsetzung stecken, dann wird das ein wirklich gutes Spiel!