Dunkle Schatten

Firma:
Art Department
Jahr:
1994
Systeme:
PC (DOS) / PC (VGA)
Genre:
Adventure
Tags:
Lernspiel / Politik / Werbespiel
Sprache:
Deutsch
Mittlere Wertung:
3/5

Meinung damals

Die recht ordentlichen Animationen des optisch und akustisch sauber präsentierten und komplett deutschen Spiels lassen sich dabei genau wie die Textausgaben in ihrer Geschwindigkeit dreifach variieren, die Steuerung klappt insbesondere via Maus ganz ausgezeichnet, und trotz der ernsten Thematik gibt’s auch viel zu lachen

Manfred Duy, PC Joker 02/95 

Bericht von Tapuak (09.10.2002) – PC (DOS)

Dunkle Schatten erschien 1994 im Rahmen der Kampagne „Fairständnis“ unter dem Motto „Menschenwürde achten – gegen Fremdenhass“ im Auftrag des Bundesinnenministeriums. Die technische Umsetzung besorgte die Firma Art Department, die sich seinerzeit als Entwickler diverser ähnlicher Werbespiele einen Namen gemacht hatte.

Im Gegensatz zu den anderen Spielen wird hier jedoch nicht für ein Produkt, sondern für Toleranz, Courage und soziales Engagement geworben. Dazu übernimmt man die Rolle eines gewissen Karsten Wegeners, der den Idealtypus einer Identifikationsfigur verkörpert. Sein Verhalten und sein Lebensumfeld sind offensichtlich so konstruiert, dass aus jugendlicher Sicht alles möglichst authentisch und nachvollziehbar wirken soll.

Entsprechend findet die Handlung in einer stinknormalen, fiktiven Stadt irgendwo in Deutschland statt, durch die man sich mittels eines Stadtplans bewegen kann. Während der Schulferien befindet sich dort ein Jugendzentrum im Aufbau, bei dessen Entstehung man selbstverständlich tatkräftig mithilft. Die fröhliche Arbeit wird jedoch bald von rassistischen Umtrieben in der Stadt überschattet, denen es nun gilt, Einhalt zu gebieten.

Um den ockerfarbenen Pöbel einzudämmen, bedient man sich einer vereinfachten Version der klassischen „Point-and-click“-Bedienung. Sechs verschiedene Aktionen der Sorte „Benutze“ und „Nimm“ stehen zur Auswahl, und man hat darüber hinaus Zugriff auf ein grafisch dargestelltes Inventar.

Erfahrene Adventure-Kenner wird es etwas enttäuschen, dass alle Bestandteile der Bedienung nur selten gebraucht werden. Die meisten „Rätsel“ lösen sich schlicht durch das Aufsuchen bestimmter Orte. Im Dialog mit anderen Figuren erhält man oft neue Gegenstände, die lediglich zu jemand anderem gebracht werden müssen; statt kniffligen Denksportaufgaben erwarten einen größtenteils Botengänge. Ein Festhängen an einer Stelle kommt also niemals vor, da man im Notfall einfach alle begehbaren Schauplätze abklappert und mit allen Personen spricht.

So entwickelt sich die Handlung zumeist in Form betont lockerer Unterhaltung weiter. Natürlich wirkt diese ständige „coole“ Jugendsprache oft etwas aufgesetzt, überfordert aber sprachlich garantiert keinen, der etwas mit Wörtern wie „geil“ und „Maloche“ anfangen kann. Trotz oder gerade wegen dieser Sprache werden die Dialoge für Menschen mit Sinn für etwas Ironie niemals langweilig.

Inhaltlich gefiel mir das Spiel jetzt etwas besser als ich es von früher in Erinnerung hatte. Obwohl die Thematik es anbieten würde, wird bei einigen Charakteren tatsächlich auf das Verwenden des typischen Schemas von Gut und Böse verzichtet. Natürlich gibt es auch hier den wohlwollenden Streetworker und den gröhlenden Glatzkopf, doch erstaunlicherweise findet sich manchmal auch die ein oder andere Person zwischen den beiden Extremen. So wird Rassismus nicht als die Philosophie einer winzigen Horde von knüppelschwingenden Chaoten, sondern als ein gesamtgesellschaftliches Phänomen dargestellt, das bereits im alltäglichen Umgang seinen Anfang nehmen kann.

Dagegen wird die grundsätzliche Absurdität von Rassismus vermutlich aus Gründen der schweren Vermittelbarkeit nicht angesprochen. Stattdessen wird als Überzeugungsarbeit eher mit Fakten argumentiert, die man beispielsweise rein zufällig herumliegenden Broschüren entnehmen kann. Spielerisch ist Dunkle Schatten leider letztendlich viel zu simpel. Insgesamt aber doch mit einigen Abstrichen eine überraschend differenzierte Behandlung des Themas. Glücklicherweise fehlt auch ein Schlussbild, bei dem sich Nazis und Gutmenschen heulend in den Armen liegen, und das ist schon eine Menge wert. Ebenso erfreulich ist die verblüffende Erkenntnis, dass es tatsächlich einmal öffentlich geförderte Spiele gab, bei denen es nicht wie üblich das Ziel ist, im staatlichen Auftrag Menschen zu ermorden.

Screenshots

PC (DOS)

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