Dreamweb

Firma:
Empire Interactive
Jahr:
1994
Systeme:
PC (DOS) / PC (VGA)
Genre:
Adventure
Tags:
Apokalypse / Horror / Science Fiction / ScummVM
Sprachen:
Englisch / Spanisch / Deutsch
Mittlere Wertung:
5/5

Meinung damals

Träume sind eben doch Schäume

Klaus Trafford, ASM 01/95 

Erwachsene, die von hoppelnden Häschen, kleinen Zauberlehrlingen und mutigen Prinzen die Nase voll haben, können sich aber jetzt endlich über ein echtes Erwachsenen-Adventure freuen.

Thomas Brenner, PC Games 11/94 

Dreamweb ist ein echter Straßenfeger – allerdings einer, der Altersfreigaben für Computerspiele sinnvoll erscheinen läßt…

Joachim Nettelbeck, PC Joker 10/94 

Eine Mischung aus Splatter, Dark Fantasy und Science-fiction, kann Sie begeistern? Sie sind bereit, für sechs Stunden Unterhaltung rund 100 Mark hinzulegen? Dann – aber auch nur dann – wird Sie Dreamweb nicht enttäuschen.

Jörg Langer, PC Player 11/94 

Vielleicht eines der witzigsten (makabersten) Abenteuer der letzten Zeit. […] Adventurefreaks mit morbider Psyche kommen an diesem Spiel nicht vorbei.

Peter Schwindt, Power Play 10/94 

Bericht von LostInSpace (04.01.2022) – PC (DOS)

Durch seine explizite Veranschaulichung von Wahnsinn liegt DreamWeb thematisch eindeutig nicht im Trend des Mainstreams. Auch wenn in der Filmindustrie blutige Werke über Serienkiller durchaus Tradition haben. DreamWeb lässt in dieser Hinsicht bis zum Schluss bewusst offen, ob man wirklich nur ein brutaler Mörder oder das heilige Werkzeug zur Rettung der Menschheit ist.

Der desolate Zustand von Ryans Psyche kommt in seinem Tagebuch mit dem Titel: „Diaries of a (Mad?)Man“ (Tagebuch einer (verrückten?)Person) zum Ausdruck, das dem Spiel in gedruckter Form beiliegt. Vor der Kulisse einer dystopischen Großstadt im Cyberpunk-Zeitalter der Menschheit sieht sich Ryan mit der Aufforderung zu Auftragsmorden konfrontiert. Die vielleicht nur eingebildeten Hüter des tausende Jahre alten DreamWebs höchstpersönlich hätten Ryan ausgewählt, die Welt vor dem Untergang zu bewahren. Im Laufe des Spiels erfährt Ryan von ihnen, dass die Seelen verstorbener Menschen auf den Bahnen des DreamWebs in ein Seelen-Reservoir zurückgeführt werden. Böse Kräfte haben Besitz von 7 Personen der realen Welt ergriffen und drohen dadurch jenen heiligen Seelenbrunnen negativ zu beeinflussen. Die Eliminierung dieser Feinde liege in Ryans Hand.

Der Spaß ist vorbei!
Der Spaß ist vorbei!

Erwartungsgemäß wird das Blut nun in Strömen fließen: Es kommt zu einem gnadenlosen, verpixelten Abschlachten von zahllosen unschuldigen Menschen, die sich ihm bei der Verfolgung seiner Zielpersonen in den Weg stellen. Er führt bereitwillig die Exekution eines Rockstars aus, der gerade Sex mit einem Groupie hat. Negativer Höhepunkt ist der Gnadenschuss in den Kopf einer Frau, deren Unterleib Ryan vorher mit einer von ihm verursachten Explosion abgerissen hat. Und ja, das Spiel ist erst ab 18.

Die Kreuzung von Psycho-Thriller mit dem Cyberpunk-Genre schlägt sich deutlich in der Wahl der teilweise klischeehaften Kulisse nieder: eine heruntergekommene Spelunke mit obligatorischen Spielautomat; das Hinterzimmer in einem Club mit dem mafiösen Waffendealer; machtvolle Firmenzentralen, über die ein dämonenartiger Machtmensch herrscht; die verlassene Kirche für den Showdown mit dem abtrünnigen Erzbösewicht; verlassene U-Bahn-Tunnel mit Geheimverstecken von Geisteskranken.

Auch die Rätsel verfolgen diese Cyberpunk-Anleihen: Geheim-Codes für das Öffnen von Türen; Manipulation von Aufzugsschalttafeln; Benutzung eines Computerterminals mit verschiedenen Steckkarten. Im Mittelteil wirkt dieser Bezug zur fortschrittlichen Cyberpunk-Technologie aber eher unglaubwürdig: ein Strom-Verteilerkasten eingegraben in den Sand einer Meeresbucht? Dieser kann nicht etwa mit Messer oder Schraubenzieher geöffnet werden, sondern nur (Achtung: Spoiler) mit dem abgebrochenen Teil eines Geländers aus dem vorhergehenden Screen. Ein Rätsel-Design, das Kopfschütteln verursacht.

Am Ende des Spiels sind die Rätsel einfach nur einfallslos, um nicht zu sagen sau-dämlich. Sie laufen nach dem Muster ab: Nimm Gegenstand A auf und setze ihn zwei Bildschirme weiter bei B ab. Lustigerweise sind auch nur genau diese relevanten Gegenstände auf dem Schauplatz verteilt. Der Spieler scheint nur noch Statist in einem interaktiven Film zu sein. Nur das Fehlen des oben erwähnten Tagebuchs, könnte wirklich Kopfzerbrechen bereiten. Denn dieses enthält essentielle Hinweise, für das Lösen einiger kritischer Rätsel. Aber auch spielerisch kann in einigen Situationen das Spiel nicht mehr gelöst werden. Da hilft dann nur Neustart oder das Laden eines alten Spielstandes.

Die Präsentation des Spiels ist durchgehend aus einer Top-Down-Perspektive. Dies führt dazu, dass man in Gebäuden ständig das Gefühl hat, auf einen Grundrissplan zu schauen. Die Umgebung ist nur spärlich animiert: ein drehender Ventilator; die Nagelfeile der Dame an der Rezeption. Innerhalb dieser Szenarien ist Ryan ebenfalls unbeweglich und wird erst durch eine konkrete Interaktion in Gang gesetzt. In einem kleinen zusätzlichen Fenster wird der aktuell fokussierte Bereich des Hauptbildschirms vergrößert angezeigt. Dadurch können auch wenige Pixel große Gegenstände noch erkannt werden.

Die Wohnungen des Protagonisten und seiner Freundin am Anfang des Spiels sind mit untersuchbaren Gegenständen geradezu vollgestopft. Aus der Vielzahl einzelner Objekte muss der Spieler die entscheidenden Items in sein beschränktes Inventar überführen. Dabei ist die Point’n’Klick-Steuerung zur Inventarverwaltung etwas umständlich geraten. Passt aber als technische Metapher gut ins Spiel.

In der CD-Version sind die Gespräche fast durchgehend vertont und die Synchronisierung zur deutschen Sprache ist professionell umgesetzt worden. Auf der CD befindet sich außerdem ein Bonustrack zur In-Game-Musik. Diese untermalt und verstärkt exzellent die optische Grundstimmung und wertet den Spielspaß insgesamt positiv auf.

Das Seelen-Reservoir
Das Seelen-Reservoir

Grundsätzlich bietet DreamWeb zwar einen beeindruckenden Einstieg, flacht aber in Punkto Story, Spannung und Kreativität der Rätsel gegen Ende rapide ab. Man hat das Gefühl, dass den Designern die Ideen ausgegangen sind. Das sehr klein geratene Spielfeld mit dem riesigen, deplatziert wirkenden Abbild von Ryan als Platzfüller daneben wirken des Weiteren eher wie ein Anachronismus. Der wirklich gelungene Soundtrack, die gut artikulierte deutsche Sprachausgabe und die Abgefahrenheit der Story können diesem dürftigen Grundgerüst jedoch eine gute Portion Spannung und Cyberpunk-Atmosphäre einhauchen. Auch der Bezug zum beiliegenden Tagebüchlein ist durchaus eine innovative Idee.

Das Spiel ist insofern äußerst ambivalent. Diese positiven und negativen Aspekte nun etwa zu einer durchschnittliche Gesamtbewertung zusammenrechnen, würde dem Spiel meiner Meinung nach aber nicht gerecht werden. Als Fan von thematisch benachbarten Psychothrillern wie Das Schweigen der Lämmer oder Se7en ist DreamWeb für mich eine echte Bereicherung im sonst so weichgespülten Adventure-Genre.

Spielen

Box

PC (DOS)

Bild Bild

Dateien

Screenshots

PC (DOS)

Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild

Videos

Recorded Amiga Games