Die Fugger II

Andere Titel:
Die Fugger 2
Firma:
Sunflowers
Jahr:
1996
Systeme:
PC (DOS) / PC (SVGA)
Genre:
Strategie
Tags:
Geschäftswelt / Historisch / Multiplayer / Politik / Logistik
Sprache:
Deutsch

Meinung damals

Handeln, Gegner anschwärzen, Erpressung, Sabotage… Sunflowers hat wirklich alle Register gezogen, um einen monotonen Spielablauf zu vermeiden. Wer über die kleinen historischen Ausrutscher hinwegsieht, bekommt mit Die Fugger 2% eine sehr unterhaltsame Wirtschaftssimulation, die ihren Reiz besonders im Mehrspieler-Modus so richtig entfalten kann. Auch Einsteiger ins Genre sind mit diesem Programm gut bedient.

Herbert Aichinger, PC Games 05/96 

Den zahlreichen Freunden solcher Simulationen wie Hanse – Die Expedition oder Der Patrizier haben die neuen alten Fugger eine ganze Menge zu bieten!

Manfred Duy, PC Joker 06/96 

Mobbing einmal anders: Statt dem Vorgesetzten mittels sülziger Memos was unterzuschleimen, verpetzt man einen mißliebigen Konkurrenten halt beim Bürgermeister. Das mittelalterliche Ränkespiel macht nicht nur wegen solcher Parallelen diebischen Spaß; das saftige Szenario wirkt auch liebevoll inszeniert.

Heinrich Lenhardt, PC Player 06/96 

Während es anfangs Spaß macht, die Talerchen zu vermehren und auf der Karriereleiter nach oben zu klettern, kommt relativ schnell Langeweile auf

Peter Steinlechner, Power Play 06/96 

Bericht von Mr Creosote (31.12.2006) – PC (DOS)

Reichtum und politische Macht liegen oft nah zusammen. Die titelgebende Familie ist dafür eines der bekanntesten historischen Beispiele. In diesem Spiel tauchen die tatsächlichen Fugger allerdings nicht auf. Stattdessen geht es ein paar Ebenen nach unten. Auf regionaler Ebene, d.h. in einem Teilstaat des damaligen „Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation“, versuchen die Spieler, ähnlichen politischen Einfluss zu erlangen, wie ihre großen Vorbilder.

Doch aller Anfang ist schwer. Die Kontrahenten beginnen das Spiel gerade mal mit einem geerbten Karren und wenigen Talern Startkapital. Letzteres gilt es durch Handel zu vermehren. Dieser Handel folgt bekannten Bahnen: In einer Stadt Waren produzieren, woanders hin transportieren, und dort gewinnbringend absetzen. Zum Transport stehen verschiedene Gefährte zur Verfügung, vom bereits genannten Karren bis hin zu Heißluftballons. In den Städten selbst muss noch für ausreichenden Lagerraum gesorgt werden.

Viele Spiele erschöpfen sich damit bereits. Außerdem wird das hin- und herschieben von Waren inklusive allen Micromanagements mit wachsendem Umfang des eigenen Handelsimperiums natürlich unübersichtlich und macht auch keinen Spaß mehr. Die Fugger 2 umgeht diese Probleme. Zur Abwicklung des Handels kann in jeder Stadt ein Direktor angestellt werden, der gegen eine gewisse Beteiligung am Gewinn das Tagesgeschäft dort übernimmt. Der Spieler muss sich dann nur noch um die Gesamtbudgetierung kümmern, damit auch klar ist, wie viel Geld eingesetzt werden darf.

Trotzdem gibt es noch genug zu tun für die Spieler selbst, denn die bereits angesprochene politische Karriere will gepflegt werden. „Mittelland“ (so der Name des Spielbereichs) teilt sich in drei Grafschaften, in denen sich jeweils wieder mehrere Städte befinden. Sowohl weltliche, als auch kirchliche Ämter sind auf allen drei Ebenen vorhanden und häufig zu vergeben. Anfangs gibt man sich noch mit Posten wie Ratsherr, Pastor oder Bürgermeister zufrieden, doch mit steigendem Profit drängt man zu Höherem. Wie wäre es mit einem Job als Finanzberater der Grafschaft oder als Bischof? Richtig spannend wird es dann für Möchtegern-Inquisitoren und diejenigen, die gar Regent oder zumindest Kanzler werden möchten.

All diese Ämter werden „nach Bedarf“ vergeben, d.h. sobald sie durch Tod, Amtsenthebung oder Rücktritt des Amtsinhabers frei werden. Wie sie jeweils vergeben werden unterliegt klaren Regularien. So wird ein Bürgermeister beispielsweise durch die drei Ratsherren der Stadt gewählt, während diese wiederum durch Baumeister, Richter und Kämmerer bestimmt werden. Der Bürgermeister kann dafür letztere ernennen. Um gewählt zu werden, muss man sich also jeweils mit den bestimmenden Personen gutstellen. Eine kleine „Spende“ könnte beispielsweise Wunder wirken…

Beim Freimachen von Posten kann man auch durchaus nachhelfen. Beispielsweise kann man Spione beauftragen, kompromittierendes Material über einen Würdenträger zu sammeln, und dieses legt man dann dem jeweiligen Dienstherren vor. Schenkt dieser einem Glauben, ist der Stuhl schneller frei, als man vielleicht gedacht hat. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit einer Klage vor Gericht – bei einem Schuldspruch ist eine der möglichen Strafen die Amtsenthebung.

Jedes Amt bringt gewisse Privilegien mit sich. So führt kann ein Richter beispielsweise bei Gerichtsverfahren, die auf seiner organisatorischen Ebene stattfinden, über Schuld oder Unschuld mitentscheiden, ein Erzbischof Wunder vollbringen und ein Justizminister ändert die Gesetze des Landes nach eigenem Gutdünken. Gewisse Ämter haben so auch strategische Vorteile – als Inquisitor kriegt man beispielsweise praktisch jeden Konkurrenten problemlos aus dem Amt.

Zusätzlich kommt eine gewisse militärische Komponente ins Spiel. Es ist ein offenes Geheimnis, dass in Mittelland einige Räuberlager existieren. Deren Besitzer kann versuchen, Warentransporte zu überfallen. Dem entgegen stehen die auf Zollburgen untergebrachten Soldaten. Schlachten werden auf einem pausierbaren Echtzeitschlachtfeld ausgetragen. Zwar gibt es einige Kommandos, mit denen man eigene Truppen kontrollieren kann, jedoch bleibt dieser Teil des Spiels eher rudimentär.

Die Fugger 2 kann man als reines Multiplayerspiel mit Trainingsfunktion sehen. Als Einzelspieler muss man sich zwar durchaus nicht sofort entsetzt abwenden, jedoch erschließt sich der Sinn der meisten Spielfunktionen nicht (Warum sollte man einen anonymen Computergegner sabotieren?) und die Karriere verkommt zum Selbstzweck. Mit steigender Anzahl menschlicher Mitspieler ist das natürlich ganz anders – der Konkurrenzgedanke und die Schadenfreude machen einen Großteil des Spaßes aus.

Eine gute Idee ist weiterhin, dass es neben dem „Endlosspiel“ (das um genau zu sein auch nach hinten begrenzt ist – ab einem gewissen Jahr können einfach keine Kinder mehr gezeugt werden, so dass zwangsläufig alle am Spiel beteiligten Dynastien früher oder später aussterben) auch Aufträge gibt. Jeder Spieler zieht am Anfang eine Karte (also tatsächlich, nicht im Spiel), auf der seine Mission beschrieben ist. Diese Aufträge sind in drei Schwierigkeitsgrade aufgeteilt, je nach dem, wie lange man spielen möchte, und sie drehen sich beispielsweise um Erringung bestimmter Ämter und Adelstitel oder Anhäufung eines bestimmten materiellen Vermögens und privater Ländereien. Per Zahlencode werden dem Spiel die Aufträge mitgeteilt, so dass kein anderer Spieler weiß, worauf seine Konkurrenten denn nun genau aus sind.

Dem Spiel mit einer Zahlenwertung gerecht zu werden, ist nicht einfach. Mit entsprechend motivierten Mitspielern macht es sehr viel Spaß – eine „5“ ist angemessen. Jedoch gibt es ausschließlich einen „Hotseat“-Modus, also ist kein Spielen übers Netzwerk / Internet möglich. Alleine ist es trotz netter Optionen und Eingänglichkeit nur durchschnittlich. Dafür wären Punkte abzuziehen. Die wenigen, die diesen Test aber nun gelesen haben, wissen, wie es gemeint ist, und alle anderen haben Pech gehabt.

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