Day of the Tentacle

Andere Titel:
Der Tag des Tentakels / Día del Tentáculo
Firma:
LucasArts
Jahr:
1993
Systeme:
PC (DOS) / PC (VGA)
Genre:
Adventure
Tags:
Cartoon & Comic / Historisch / Humor / Science Fiction / ScummVM
Sprachen:
Englisch / Deutsch / Französisch / Spanisch / Italienisch
Mittlere Wertung:
5/5

Meinung damals

Wer also auf richtig abgedrehte Adventures steht, wo ein Gag den anderen jagt, ist mit Day of the Tentacle bestens bedient.

Carsten Borgmeier, PC Joker 08/93 

LucasArts zeigt mit diesem Meisterstück eindrucksvoll, wer auf dem heißumkämpften Markt der Abeuteuerspiele die Nr. 1 ist.

Heinrich Lenhardt, PC Player 07/93 

Day of the Tentacle ist nicht nur das beste Fun-Adventure des Jahres, sondern kratzt sogar hartnäckig am Monkey Island-Thron.

Volker Weitz, Power Play 07/93 

Bericht von Mr Creosote (20.07.2008) – PC (DOS)

Hinter dir, ein dreiköpfiger Affe! Falsches Spiel, Holzliebhaber. Trotz Allem (und insbesondere trotz Monkey Island) war es Maniac Mansion, das Lucasfilm Games an die Spitze katapultierte. Sprung ein paar Jahre weiter. Die Firme heißt nun Lucas Arts und der Kopf hinter Maniac Mansion (und auch Monkey Island) hat sich davongemacht. Zeit für den sehnsüchtig erwarteten Nachfolger.

Weder Hauptfigur Dave, noch seine Freundin Sandy haben allerdings ein Comeback. Schließlich war es auch die Familie Edison, die ihren Platz im öffentlichen Bewusstsein gefunden hatte. Zusätzlich kommt einer der optionalen Charaktere des ersten Teils, Bernard, zu der Ehre, diesmal die Hauptrolle zu übernehmen. Diese muss er sich allerdings mit seinen Freunden Hoagie (ein übergewichtiger Möchtegern-Rockmusiker) und Laverne (eine eventuell Drogen konsumierende Medizinstudentin). Sie erhalten eine Nachricht von Bernards Freund Grün-Tentakel. Anscheinend hat Lila-Tentakel einen Schluck vom Abwasser der atomaren Matschmaschine Dr. Freds genommen, und ist dadurch zum Genie (mit Armen!) mutiert. In Kombination mit der moralisch bösen Gesinnung ist das Ziel klar: die Weltherrschaft.

In der Villa der Edisons (die zu einem drittklassigen Motel umfunktioniert wurde) angekommen treffen die drei Protagonisten Dr. Fred persönlich, der eine einfache Lösung vorschlägt: Mit Hilfe seiner Zeitmaschine sollen die Drei einen Tag in die Vergangenheit reisen, und Lila davon abhalten, seinen IQ zu vergrößern. Es kommt, wie es kommen musste: Alles geht schief. Der billige Diamantersatz, den Dr. Fred zur Energieversorgung seiner Maschine eingebaut hat, zerspringt, und die Helden werden in drei verschiedene Richtungen in der Zeit geschleudert. Hoagie landet 200 Jahre in der Vergangenheit, Laverne 200 Jahre in der Zukunft (wo die Tentakel bereits die Macht übernommen haben) und Bernard verschlägt es zurück an den Ausgangspunkt: die Gegenwart. Das Ziel ist natürlich immer noch das selbe: Die Zukunft, in der Laverne nun gefangen ist, zu verhindern – nur ist diese Aufgabe gerade deutlich schwieriger geworden.

Nach drei so ziemlich perfekten Adventures in Folge hätten die Erwartungen nicht höher sein können, und Day of the Tentacle erfüllt sie fast alle. Der Spielverlauf wirkt größtenteils nichtlinear, und lebt von den exzellent durchdachten Interaktionen zwischen den Zeitzonen. Normale Objekte können mit Hilfe von Dr. Freds Technik durch die Zeit hindurch ausgetauscht werden. Dies gilt es ausgiebig zu nutzen, denn Dinge, die man einsackt, sind häufig in völlig anderem Zusammenhang für einen anderen Charakter von Nöten. Andere Objekte, und auch alles Lebendige, können so nicht transferiert werden – was allerdings nicht automatisch bedeutet, dass man nicht trotzdem einen Weg finden muss, sie in die entsprechende Zukunft zu bringen. Diese Notwendigkeit führt zu den wahrscheinlich originellsten Rätseln des Spiels.

Über die Cartoongrafik gibt es nichts Schlechtes zu sagen. Schwer zu glauben, dass das immer noch die selbe Bildschirmauflösung ist, die auch in Maniac Mansion verwendet wurde! Soundtechnisch ist zwischen zwei Versionen zu unterscheiden. Die ursprüngliche Diskettenversion ist im Intro vollständig vertont. Die Stimmen sind jedoch (zumindest in der deutschen Version) völlig unpassend, und die Intonation eine einzige Katastrophe. Ein paar Monate später kam eine CD-Version mit vollständiger Sprachausgabe heraus. Für diese gab es wohl ein richtiges Casting – wieder mal „sehr gut“.

Das gleiche gilt für die Story und die Dialoge. Auch wenn hierzulande sicherlich nicht jeden Witz über John Hancock sofort zündet, bleiben immer noch genug absurde Situationen (von Wortspiel bis zu rein optischem Slapstick), so dass ein paar Ausfälle nichts machen.

Ein paar Absätze zuvor tauchte das Wort „fast“ auf. Kurz und leicht zu übersehen, und doch hat es seine Relevanz. Hier also, todesmutig dem Lynchmob ins Auge blickend, die vorsichtige Kritik: Day of the Tentacle ist zu einfach. Obwohl die Rätsel wie bereits erwähnt logisch, einfallsreich und fantasievoll sind, verflacht die Bedienung das Ganze doch sehr. Oberflächlig betrachtet handelt es sich um das gleiche SCUMM-Interface, das seit Monkey Island 2 zum Einsatz kam. Aber was ist mit den vorselektierten Befehlen beim Rechtsklick passiert? Das wird hier dermaßen extensiv benutzt, dass 90% der Fälle ein einfacher Rechtsklick ohne weiteres Überlegen reicht, da das Spiel bereits die passende (lösende) Aktion automatisch ausgewählt hat. Von den neun Verben (was ja ohnehin schon eine sehr geringe Auswahl ist) braucht man die meisten überhaupt nie. Beispielsweise ist das „Benutzen“ eines Objekts mit einer Person das gleiche, wie das „Geben an“ – warum gibt es also letzteres überhaupt? Das grundlegende Problem sollte klar sein.

Natürlich gibt es keine objektive Grenze dafür, wo es zu simpel oder zu komplex wird. Seltsam ist es jedoch, wenn ein Spiel sein eigenes System aushebelt! Andere Firmen hatten zu der Zeit bereits begonnen, mit den ersten Inkarnationen der verhassten Ein-Klick-Bedienung zu experimentieren, die schon bald das Genre vollkommen beherrschen sollte. Und hier haben wir die Reaktion darauf?

Day of the Tentacle spielt sich schon allein als verrückter Cartoon hervorragend genug. Und bedenkt man, wie „nicht interaktiv“ es in den folgenden Jahren noch werden sollte, haben wir hier immer noch ein ziemliches rätseltechnisches Schwergewicht. Im Rückblick ist es jedoch wohl als „Anfang vom Ende“ zu sehen – das Spiel, mit dem der einstige Marktführer aufgab. Bitter, aber sehr, sehr süß.

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