Curse of Enchantia

Firma:
Core Design
Jahr:
1992
System:
Amiga (OCS)
Genre:
Adventure
Tags:
Cartoon & Comic / Sonstige Fantasy / Humor
Sprache:
Multi
Mittlere Wertung:
2/5

Meinung damals

Die nette Gebrüder Grimm-Grafik, in der sich der Nachwuchs-Held frei bewegen kann, begeistert vor allem durch die urkomischen Animationen, dazu gibt’s recht atmosphärischen Sound. Tja, ein etwas höherer Schwierigkeitsgrad und eine etwas weniger umständliche Steuerung, und aus Klein-Bradley wäre ein richtig großer Held geworden!

Monika Stoschek, Amiga Joker 12/92 

Alles in allem also ein gelungenes Spiel, das sowohl Anfängern als auch Fortgeschrittenen eine Menge Spaß bereiten wird und in keiner Sammlung fehlen sollte.

Michael Anton, ASM 11/92 

Allen „seriösen“ Abenteurern würde ich eher vom Kauf dieses Spiels abraten. Für diejenigen unter uns, die nicht so sehr auf durchrätselte Nächte stehen, sondern relativ schnell bei einem Spiel vorankommen möchten, ist Curse of Enchantia wohl eine sinnvolle Ergänzung der Spielesammlung.

Thomas Brenner, PC Games 02/93 

Das textlose Adventure – eine verlockende Idee. Leider haben die Programmierer so brutal danebengehauen, daß man sich bald nach mittelmäßigen Sierra-Titeln zurücksehnt.

Boris Schneider, PC Player 02/93 

Curse of Enchantia ist besonders für jüngere Spieler und Neulinge im Abenteuerland eine bunt-fröhliche Alternative zu den etablierten Konkurrenzprodukten.

Volker Weitz, Power Play 11/92 

Archivierte Berichte

Bericht von Mr Creosote (24.12.2002) – Amiga (OCS)

  1. Sierra hatte den Amigamarkt mit großem Trara verlassen (nur um später kommentarlos wiederzukommen, aber das ist eine andere Geschichte), andere Firmen versuchten, die Lücke zu schließen. Core Design (heutzutage hauptsächlich bekannt als Hersteller schrecklicher Actionspiele, die sich hauptsächlich auf große Brüste stützen) tat das höchst erfolgreich – sie nahmen Sierras Platz mit ihren Adventures beinahe deckungsgleich ein! Nicht so sehr bezüglich des massenhaften Produzieren von endlosen Serien, aber auf jeden Fall von der Qualität der Produkte her. Sie haben also geniale Klassiker mit tollen Stories und einfallsreichen Rätseln gemacht, denen der Zahn der Zeit nichts angehabt hat? Nicht wirklich.

Curse of Enchantia ist der erste Versuch der Firma eines Point & Click – Adventures. Das Ambiente und die Komplexität der Story (oder eher der Mangel davon) erinnert stark an King’s Quest. Irgendein Durschnittstyp namens Brad wird plötzlich von einer bösen (?) Hexe in eine andere Dimension teleportiert, in ein Gefängnis geworfen und kopfüber an die Wand gehängt. Das wird zusammen mit den Motiven der Hexe und der Charakterisierung Brads durch das nicht existente Intro perfekt ignoriert. Das Spiel beginnt einfach kommentarlos mit der Szene, in der man an der Wand hängt – den Rest soll man sich wohl selbst aus der Anleitung zusammenreimen.

Als Zweites (nach der fehlenden Story) bemerkt man die Handhabung. Als man sich gerade fragt, wer man eigentlich ist und was man dort macht, berührt der Cursor das obere oder untere Ende des Bildschirms und ein Menü öffnet sich. Dieses enthält grafische Icons, die gewisse Handlungen repräsentieren sollen. Als erfahrener Adventurespieler scheinen sie für einen selbsterklärend sein. Doch Moment! Viele Icons lösen nicht direkt eine Aktion aus, sondern stehen nur für eine Gruppe von Handlungen. Wenn man beispielsweise auf die Hand klickt, öffnet sich ein zweites Menü mit noch mehr Möglichkeiten – vom Öffnen von Türen mit Schlüsseln und Öffnen von Türen mit Chipkarten (wirklich eine sinnvolle Unterscheidung) bis zum Werfen und Weggeben von Dingen. Insgesamt gibt es viele Verben. Ich bin immer für Abwechslung und Flexibilität, das allmächtige „benutze“ nervt mich bei vielen Adventures eher. Dieses System ist allerdings auch keine Alternative! Es ist schlecht durchdacht, viele Verben werden überhaupt nicht gebraucht, einige sind vollkommen identisch und zu guter Letzt werden manche auch noch auf vollkommen unpassende Weise benutzt. Schlecht. Einfach nur verwirrend.

Das wird durch die Rätsel noch unterstützt. Das Spiel wird vom Suchen unsichtbarer Gegenstände, die bevorzugt hinter Steinen oder in Haufen identisch aussehender Dinge liegen, dominiert. Die zweite Rätselart ist, „Leuten“ (Tieren) irgendwas zu geben, und dafür etwas anderes zu bekommen. Dann gibt es noch Rätsel, die auf der Kombination von Gegenständen beruhen. Können diese das Spiel noch retten? Um es kurz zu machen: nein. Unlogik erklimmt neue Höhen in diesem Spiel! Fast alle Lösungen kommen vollkommen aus dem Nichts, sie sind einfach vollkommen willkürlich und in keinster Weise motiviert – entweder kann man die „Logik“ dahinter erst verstehen, wenn die Szene vorbei ist (dann fragt man sich natürlich, woher man das hätte wissen sollen), oder aber es gibt noch nicht mal den Versuch einer logischen Erklärung (mit der einzigen schwachen Erklärung, dass in der Welt einfach andere Naturgesetze gelten, oder warum verwandelt sich der Dieb in einen Sack Gold, wenn man ihn mit einem Schwert ersticht?)!

Als ob das noch nicht genug wäre (was also die Verwirrung des Spielers noch unterstützt), gibt es im gesamten Spiel keine einzige Dialogzeile. Alles wird über kleine Bildchen vermittelt. Um mitzuteilen, ob etwas, das der Spieler versucht hat, geklappt hat, oder nicht, ändert sich der Cursor in „Daumen hoch“ bzw. „Daumen runter“, allerdings vollkommen ohne Erklärung, warum etwas nicht funktioniert. Wenn man etwas anschaut, bekommt man keine verbale Beschreibung, sondern in 99% aller Fälle einfach nur eine flache, „ablehnende“ Hand! Mit anderen „Leuten“ zu sprechen funktioniert ähnlich: Man sieht nur Sprechblasen mit Blidern, die einem versuchen, das Allernötigste zu vermitteln (z.B. ein Händler „sagt“ einem, was er gegen was tauscht). Wie war nochmal die Definition des Begriffs „stimmungsvoll“?

Was Curse of Enchantia zumindest über die ersten paar Minuten rettet ist die Grafik. Fast alle Hintergründe sind sehr gut gezeichnet, von daher könnte das Spiel wirklich zur Oberklasse gehören. Wenn da nicht das Scrolling wäre! Das Wort „Scrolling“ ist eigentlich schon völlig unangebracht: statt sanftem Hin- und Hergleiten wird der Bildschirm ruckartig in Schritten von etwa 100 Pixeln (zum Vergleich: insgesamt hat das Bild 320 Pixel Breite) verschoben. Eine schreckliche Erfahrung für die Augen!

Passenderweise endet das Spiel so, wie es anfängt: vollkommen kommentarlos und auch ohne irgendeine entlohnende Endsequenz. Das Fehlen von Storyelementen und Charakteren (blau-grüne Käfer, die nur auf der Straße stehen, um den Spieler am Vorbeigehen zu hindern, zählen nicht) macht den Status von Curse of Enchantia für mich schon mehr als zweifelhaft! Es spielt sich mehr wie eine einfache Ansammlung von Denksportaufgaben. Und dabei noch eine schlechte! Core Design kann stolz auf sich sein: In allen Gesichtspunkten außer einem (die Grafiken sind nicht hässlich und technischer Müll) haben sie Sierras Stil perfekt nachgeahmt – ein passenderer Ersatz ist kaum denkbar!

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