Creatures 2: Torture Trouble

Firmen:
Apex Designs / Thalamus
Jahr:
1992
System:
C64
Genres:
Action / Denkspiel
Tags:
Cartoon & Comic / Sonstige Fantasy / Humor
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
5/5

Meinung damals

[…] ein Spiel der Extra-Klasse.

Jörn-Erik Burkert, 64er 8/92

Trotz der ganz schön grellen Story steckt hinter Creatures 2 ein ziemlich simples Jump & Run-Spiel, das zwar gut gemacht, aber von Idee her keinesfalls neu ist.

Heinrich Stiller, ASM 8/92 

Ein hoher Schwierigkeitsgrad und viele spielerische Feinheiten sorgen für dauerhafte Motivation, die kein C64-Besitzer versäumen sollte.

Hans Ippisch, Play Time 10/92 

Die gelungene Fortsetzung zum ersten Abenteuer von Clyde stellt extrem hohe Ansprüche an Joystick-Profis. […] Wer diese anfängliche Hürde überwunden hat, genießt aber ein buntes, irrsinnig abwechslungsreiches Hüpfspiel mit viel Witz und Charme.

Richard Eisenmenger, Power Play 8/92 

Bericht von Mr Creosote (13.01.2024) – C64

Bereits das erste Creatures war eine Art Schwanengesang des C64 gewesen. Und trotzdem kam zwei Jahre später noch ein Nachfolger heraus, mit dem wirklich niemand mehr gerechnet hatte. Selbst die professionellen Rezensenten derjenigen Magazine, die (theoretisch) noch den C64 auf dem Zettel hatten, gaben sich verdutzt. Zwar fanden sie freundliche Worte, aber handelten das Spiel generell oberflächlich und kurz angebunden ab. Mehr als einmal finden sich in Besprechungen der Zeit sarkastische Kommentare, dies sei das das beste C64-Spiel auf dem Markt – was natürlich mit Blick auf die ansonsten leeren Regale des Systems gemeint war.

„Das beste“ auf einen ansonsten nicht existenten Markt zu sein mag für sich nicht viel bedeuten, aber es schließt auch nicht aus, dass es wirklich toll sein kann. Viele Sprites des Vorgängers werden hier zwar wiederverwertet, aber spielerisch wird der Vorgänger sozusagen auf den Kopf gestellt. Die Folterkammern, die vormals ein kleine Episödchen zwischen den Hauptlevels dienten, stehen nun im Zentrum. Normale Jump’n’Run-Plattform-Levels gibt es gar nicht mehr.

Was in gewisser Weise, wenn auch ungewollt, die sich damals in vollem Gange befindliche Debatte um Heimcomputer gegen Spielekonsolen zusammenfasst. Ein Reaktionsspiel erhält einen leicht kopflastigen Dreh. Vielleicht weil die alternde Heimcomputerplattform was die Technik anging nicht mehr mithalten konnte? Gar nicht mal wahrscheinlich, denn das gleiche Team brachte ein weiteres Jahr später noch Mayhem in Monsterland heraus. Oder lag es vielleicht doch daran, dass Computerbenutzer diese Variation einfach wertschätzten?

Ohne Zweifel haben die Designer eine Menge aus dem Konzept der Rätsel auf statischen Bildschirmen herausgeholt. Schon ihre Designs auf Basis der cartoonigen ACME-Maschinen sind sehenswert. Unter Zeitdruck gilt es, per Versuch und Irrtum die richtige Sequenz an Aktionen herauszufinden. Es gilt das Gesetz von Aktion und Reaktion. Man wirft den Felsbrocken auf den dicken Bauch des schlafenden Drachen. Verwirrt wacht er auf und Flammen züngeln aus seinen Nüstern. Diese schmelzen das Eis, das den Pinguin einschließt. Schnell zur Rutsche rennen und jene so ausrichten, dass der Pinguin direkt auf dem Folterknecht landet und ihn ausknockt. Man schnappt sich dessen Schlüsselbund und befreit die Familie.

Dies ist natürlich kein echter Level, aber das Konzept sollte klar sein. Die besten Rätsel erfordern außer perfekter Kontrolle des Charakters auch mehrdimensionales Denken. Zum Beispiel, wenn man beispielsweise verschiedene Bewegungsmuster oder nicht offensichtliche Zusammenhänge zu bedenken hat.

Da ist es also doch wieder, das Actionspiel. Creatures 2 ist selbst in diesem Sinne hammerschwer. Was Sinn ergibt, denn der Spaß liegt zu einem nicht verachtenden Maß darin, die Fallen zuschnappen zu sehen. Die grausamen Tode zu sterben. Zu verbrennen, in Säure aufgelöst oder zerquetscht zu werden usw. Angemessen zeigt der Abspann, wenn man es dann endlich alles geschafft hat, den Protagonisten Clyde dabei, wie er blutige Rache an dem Endgegner nimmt… mit einer Kettensäge! Man stelle sich das mal auf einer „familienfreundlichen“ Nintendo-Konsole vor…

Zwischen den Folterkammerrätseln wird die Stimmung mit leichterer Kost aufgelockert. Man ließ sich dafür von Circus und anderen Arcade-Action-Standards inspirieren. Lange braucht man dafür nie. Was in hochfrequenter Abwechslung resultiert.

Selbiges macht Creatures 2 auch insgesamt zu einem kurzen Spiel. Zumindest, wenn man die endlose Versuche, die man in den Hauptlevels benötigt, nicht mitzählt. Vor 30 Jahren hätte ich das wohl kritisch gesehen. Heutzutage liegen die Dinge anders. Jetzt habe ich nur noch Lob für dieses hervorragende Spiel unseres heißgeliebten C64 übrig. Genau diese Art Spiel machte diesen kleinen Computer so besonders. Einfach charmant!

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