Colonial Conquest

Firma:
SSI
Jahr:
1987
System:
Atari ST
Genre:
Strategie
Tags:
Brettspiel / Historisch / Krieg
Sprachen:
Englisch / Französisch
Mittlere Wertung:
4/5

Meinung damals

Jeder, der Risiko oder andere Strategiespiele mag, wird von diesem Programm begeistert sein. I’s a hit!

Philipp Kus, ASM 07/87 

Insgesamt gesehen ist Colonial Conquest ein fesselndes Spiel, das auch mit mehreren Mitspielern sehr viel Spaß machen kann.

M. Kohlen, Happy Computer Sonderheft 03/85 

Bericht von Mr Creosote (15.12.2007) – Atari ST

Krieg ohne Blutvergießen? Einfach, man darf nur eben nicht die Einzelschicksale zeigen, sondern muss das Ganze auf einer abstrakteren Ebene betrachten: Schiebt man nur noch Holzklötze auf einer Weltkarte herum, wird auch Völkermord plötzlich zum Mordsspaß! Wie in Colonial Conquest.

Sechs Supermächte des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts schicken ihre Armeen um die ganze Welt, um ihre Vormachtstellung auszuweiten. Die Vorteile von Stellvertreterkriegen haben sie noch nicht vollständig realisiert, aber zumindest ist ihr Erkenntnisprozess bereits soweit fortgeschritten, dass ihnen klargeworden ist, dass ihre Heimatländer nicht die bevorzugten Schlachtfelder sein sollten (wobei dies andererseits auch nicht ausgeschlossen ist).

Also werden „unterentwickelte“ (also militärisch schwächer entwickelte) Länder „kolonisiert“ (also besetzt). Mehr beherrschtes Land äußert sich in mehr Geld und damit wiederum mehr Truppen. Bis dann der große Zusammenstoß mit einer anderen Supermacht (die sich ähnlich hochgerüstet hat) unvermeidlich ist…

Was Colonial Conquest von anderen Risiko-ähnlichen Spielen unterscheidet sind die zusätzlichen Spieloptionen. Es gibt Bodentruppen und Schiffe, und Länder müssen nicht notwendigerweise militärisch erobert werden, sondern man kann sie auch bestechen. Andererseits kann man kleinen Nationen auch finanzielle Hilfe zukommen lassen, um beispielsweise das Vorrücken eines der eigentlichen Gegner zu verlangsamen. Man kann Festungen bauen usw. Trotz Allem ist das Spiel immer noch sehr zugänglich (im Vergleich zu den sonstigen Spielen, die SSI zur gleichen Zeit rausbrachte, sogar geradezu revolutionär).

Zwei Aspekte sind besonders hervorzuheben. Erstens die Maßnahmen, Spieler, die bereits sehr mächtig geworden sind, in ihrer weiteren Expansion zu „behindern“. Neue Armeen können nicht einfach willkürlich auf der Karte verteilt werden, sondern erscheinen immer nur in den festgelegten Produktionsstätten. Diese befinden sich immer im Herz des eigenen Heimatlands, also meist weit entfernt von der Front. Ebenso ist die Gesamtanzahl zu tätigender Züge pro Runde begrenzt, so dass man eventuell noch nicht einmal alle Armeen bewegen kann. Zweitens gibt es zwischen den spielbaren Staaten kleine, aber feine Unterschiede. Die englischen Schiffe und Armeen sind die besten der Welt, aber sie sind teuer. Russland kann dagegen in kürzester Zeit riesige Truppenverbände ausheben – die wiederum weniger effektiv kämpfen. Letzterer Staat hat auch nur eine einzige Produktionsstätte, und wird diese von einem anderen Staat besetzt, sieht es plötzlich sehr schlecht aus.

Es gibt drei Szenarien (jedes spielt auf der altbekannten Erde, es gibt keine Zufallskarten), die den Spieler jeweils mit einer „historischen“ Weltsituation konfrontieren. Natürlich entwickelt es sich niemals „historisch“, da dazu wiederum zu wenig Komplexität vorhanden ist. Doch darum geht es in diesem Spiel ohnehin ist. Es will nur unterhalten, und das schafft CC. Mögliche Kritikpunkte sind nur die untransparenten Schlachten (man sieht den Ausgang dieser häufig erst am Anfang der nächsten Runde – und warum es so gelaufen ist, bleibt ohnehin im Dunkel) und das Fehlen grundlegender diplomatischer Optionen (wie wäre es mit Friedensverhandlungen?). Wer Balance of Power erwartet, wird mit Colonial Conquest nicht glücklich. So will es aber auch gar nicht sein, und darin, was es ist, ist es wirklich gut.

Screenshots

Atari ST

Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild

Box

Atari ST

Bild Bild