Brutal Sports Football

Andere Titel:
Crazy Football
Firma:
Millennium
Jahr:
1993
Systeme:
Amiga (CD32) / Amiga (OCS) / PC (DOS) / PC (VGA)
Genres:
Sport / Action
Tags:
Sonstige Fantasy / Kämpfen / Multiplayer / Mannschaftssportarten
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
4/5

Meinung damals

Actionliebhaber, Metzger und andere Orks werden somit sicher ihren Spaß mit dem Game haben – ernsthaftere Sportler bleiben indessen besser bei John Madden Football, und die BPS guckt hoffentlich gerade woanders hin…

Manfred Duy, Amiga Joker 12/93 

Erinnern Sie sich an Speedball II? Dieses Oldie von den Bitmap Brothers zeigte, wie Action und Sport eine halbwegs spielbare Ehe eingehen können. Brauchen wir Crazy Sports Football? Klar, als Anschauungsbeispiel für die Rubrik „so nicht“.

Heinrich Lenhardt, PC Player 02/94 

Dank der zahlreichen Spielmodi und des durchaus vorhandenen Spaßpotentials sollten alle Speedball-Freunde zugreifen. Etwas zartere Gemüter werden mit Brutal Sports Football ihre Probleme haben und spätestens dann schreiend wegrennen, wenn ein Spieler recht blutig seinen Kopf verliert.

Knut Gollert, Power Play 12/93 

Bericht von Mr Creosote (13.08.2022) – Amiga (CD32)

Man sollte meinen, ein Meilenstein wie Speedball 2 sollte mehr Nachahmer inspiriert haben. Doch es brauchte ein paar Jahre, bis der erste ernstzunehmende auftauchte. Brutal Sports Football kam Ende 1993 heraus und Mitte 1994 folgte die spezielle AGA-Version. Es wurde von der lokalen britischen Presse gefeiert, von den deutschen Fachzeitschriften jedoch nur mit verächtlichem Naserümpfen bedacht. Wahrscheinlich schwang da auch schon der Verdacht mit, die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften werde nicht wohlwollend mit dem Spiel umspringen.

Wikinger gegen Echsenmenschen
Wikinger gegen Echsenmenschen

Partien finden auf einem Spielfeld, das an American Football erinnert, und mit einem ebenso eierförmigen Ball statt. Letzterer muss in die Endzone des Gegners bugsiert werden. Damit erschöpfen sich die Parallenen jedoch. Tore sind nur ein Weg, Spiele zu gewinnen. Ebenso führt die massenhafte Enthauptung der gegnerischen Spieler zum Sieg. Am Ende jeder Partie werden erzielte Tore sowie „Headers“ gezählt und in Preisgeld umgerechnet, mit dem dann eigene Leichen reanimiert oder Verletzte wieder aufgepäppelt werden können.

Praktischerweise liegen auf dem Spielfeld verstreut Waffen herum. Mit einem Schwert lassen sich viel leichter klaffende Wunden reißen als mit bloßer Faust. Power-Ups tauchen ebenfalls zufällig auf und bieten alles von temporärer Steigerung der Laufgeschwindigkeit bis hin zu göttlichen Blitzen, die jeden niederstrecken, der es wagt, zu Nahe zu kommen. Selbst beim unbewaffneten Kampf wird bereits zwischen einfach durchzuführenden Sprungattacken und Schlägen (notwendig, um Köpfe fliegen zu lassen) unterschieden.

Kopf ab!
Kopf ab!

Bei derart ausgefeilten Kampfmöglichkeiten verlagert sich das Gameplay stark in diese Richtung. Wo Speedball 2 auch verletzte Spieler kannte, sobald ihr Energiebalken verschwand, war es dort doch meist ein Nebeneffekt der regulären Auseinandersetzung. Brutal Sports Football erlaubt nicht nur, eine solche Taktik bewusst zu verfolgen, sondern macht es geradezu zum Konzept. Obwohl die gegnerischen Teams sich auf der üblichen Skala von „schnell, aber schwach“ bis zu „langsam, aber stark“ bewegen, ist die zuverlässigste Methode zu gewinnen immer die des offenen Kampfes.

Entsprechend einfach ist der sportliche Teil gehalten. Speedball 2 ermöglichte mit wenigen expliziten Aktionen (tiefer Pass, hoher Pass und Aftertouch) wunderschöne Spielzüge unter der Einbeziehung mehrerer Spieler. Tiefe und hohe Pässe gibt es in Brutal Sports Football ebenfalls. Fehlende künstliche Spielerintelligenz und das überhaupt höchst chaotische Herumgerenne des Hühnerhaufens auf dem Spielfeld machen die Durchführung mehrerer gezielter Pässe hintereinander allerdings zu einem seltenen Zufallsereignis. Und das trotz des „Radars“ am oberen Bildschirmrand.

Unentschieden, Spielzeit bald vorbei, alle Spieler erschöpft
Unentschieden, Spielzeit bald vorbei, alle Spieler erschöpft

All dies macht das Spiel insgesamt zu einer Art Team-Brawler, in dem mehr oder weniger zufällig auch ein Ball herumspringt, anstatt eines echten Sportspiels. Mehr als eine Partie wurde bereits gewonnen, indem man einfach diesen Ball in einer Ecke des Spielfelds ablegt, sich stattdessen ein Schwert schnappt, und alle herannahenden Spieler abschlachtet.

Unter dieser Prämisse ist das Spiel hervorragend! Grafik und Animationen sind so gut wie der Soundtrack. Selbst das Scrolling ist in der AGA-Version endlich einigermaßen flüssig. Die wählbaren Steuerungsvarianten bieten die richtige für jeden und hätten auch ansonsten besseren Spielen gut zu Gesicht gestanden. Der ultra-zynische Tonfall und das cartoonhaft übertrieben spritzende Blut helfen, den Spieler auf gesunder geistiger Distanz zu dem, was da streng genommen auf dem Bildschirm vor sich geht, zu halten. Das Kampfmodell ist einfach zu erlernen und bietet immer wieder schöne Momente (positiven) Frusts oder Triumphes, wenn ein Kopf davonfliegt. Die Schadenfreude ist natürlich viel größer, wenn man gegen einen anderen Menschen spielt.

Hey, das ist nicht fair!
Hey, das ist nicht fair!

Etwas mehr schrauben können hätte man (abgesehen vom Ausbau der Sportkomponente) an der Ausbalancierung. Selbst im Ligamodus, wo eine Niederlage eigentlich nicht so schlimm sein sollte, kann eine solche den Beginn einer unüberwindbaren Abwärtsspirale bedeuten. Nein, nicht einmal einer Spirale, sondern eher den direkten Absturz in eine Kluft, aus der es kein Entrinnen mehr gibt. Schließlich ist das Preisgeld direkt an die gleichen Kriterien wie Sieg oder Niederlage gekoppelt. Soll heißen, nach einer Niederlage reicht das Geld häufig nicht, das Team wieder vollständig herzurichten. Womit die Chancen für die folgende Partie ziemlich düster aussehen. Tja, da waren die Bitmap Brothers schlauer, indem sie die beiden Aspekte entkoppelt haben.

Brutal Sports Football sollte man als eigenständiges Werk wertschätzen. Ohne Erwartungen auf Basis seines Vorbilds. So ähnlich es auf den ersten Blick wirken mag, spielt es sich doch ziemlich anders. Die anarchische Rauferei ist wirklich spaßig und selbst der Ball ist letztlich nicht völlig nutzlos. Einfach den Torwart enthaupten und schon kann man Tor an Tor an Tor reihen ;)

Archivierte Berichte

Bericht von Mr Creosote (26.02.2000) – PC

Entgegen den potentiellen Erwartungen nach der Namensgebung hat Brutal Sports Football nur sehr bedingt etwas mit Fußball oder Football (oder sogar Sport) zu tun. Einige Elemente wurden aber übernommen. Zwei Teams versuchen, einen Ball in das gegnerische Tor zu befördern, während man das eigene davor schützt.

Die spezifischen „Regeln“ sind allerdings völlig anders. Es ist nämlich so ziemlich alles erlaubt. Man kann mit dem Ball in der Hand so weit laufen wie man will und kann. Die Gegner versuchen einen dabei durch Schläge, Tritte, Schwertschläge oder sogar Bombenwerfen und Feuerspucken zu stoppen. Diese Gewalttätigkeiten können aber auch als Selbstzweck benutzt werden: Man hat nicht nur gewonnen, wenn man in der vorgegebenen Spielzeit mehr Tore macht als der Gegner, sondern auch, wenn man alle feindlichen Spieler tötet. Das erreicht man, indem man ihnen erst mit den erwähnten Methoden die gesamte Energie abzieht und sie anschließend unter Blutspritzen köpft.

Es gibt verschiedene Arten von Mannschaften, auf deren Taktik man sich entsprechend einstellen sollte. Wenn der Gegner über besonders schnelle, aber widerstandsschwache Spieler verfügt, die dauernd Tore machen, sollte man sie lieber alle umbringen. Spielt man hingegen gegen ein Team von muskulösen Drachen, ist von allzu häufigen direkten Konfrontationen abzuraten.

Während des Spiels tauchen auf dem Feld von Zeit zu Zeit Extras auf, die man nach dem Aufsammeln bei Bedarf einsetzen kann. So kann man z.B. alle gegnerischen Spieler für ein paar Sekunden einfrieren, oder sie mit Blitzen niederstrecken. Wenn man nicht aufpasst, bekommt man allerdings Nachteile wie temporäre Langsamkeit angehängt.

Je nach dem wie gut man im Spiel abgeschnitten hat, erhält man danach eine Geldprämie, die man dazu einsetzt, die angeschlagenen/toten eigenen Spieler wieder aufzupäppeln. Das geht von daher einfach, dass es alles Androiden sein sollen. Wenn man allerdings nicht alle wieder vollständig wiederherstellen kann, ist das nächste Spiel schon fast verloren. Also ist dieser Punkt mehr Schein als Sein. Man braucht sowieso immer genug Geld für die vollständige Restaurierung.

Es gibt die üblichen Spielmodi: Liga, KO-System und einzelnes Spiel („Unfriendly“). In den Spielen selbst gibt es keine Variationen. Natürlich können auch mehrere menschliche Spieler teilnehmen.

Zu beschreiben, warum Brutal Sports Football gut ist, ist fast unmöglich. Es macht einfach Spaß! Das unkomplizierte Spielkonzept ist leicht zugänglich, gleichzeitig später aber immer noch fordernd genug. Natürlich kann man es nicht monatelang spielen, aber für ein paar Wochen kann es leicht fesseln. Und welches neue Spiel kann das schon von sich behaupten?

Box

Amiga (CD32)

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Amiga (OCS)

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Screenshots

Amiga (CD32)

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Amiga (OCS)

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Gameplay (Amiga 500)

Gameplay (CD32)