Battle Isle 3: Schatten des Imperators

Andere Titel:
Battle Isle 3: Shadow of the Emperor [en]
Firma:
Blue Byte
Jahr:
1995
Systeme:
PC (Windows) / PC (SVGA)
Genre:
Strategie
Tags:
Brettspiel / Multiplayer / Science Fiction / Krieg / FMV
Sprachen:
Deutsch / Englisch

Meinung damals

Die hochprozentige Spielspaß-Wertung ist mit Vorsicht zu genießen, denn Schatten des Imperiums [sic!] gehört keinesfalls in die Schublade „Leichtverdauliches Strategiespiel für jedermann“. Dazu ist Battle Isle 3 einerseits für den Durchschnitts-Spieler zu komplex, andererseits macht’s erst dann richtig Spaß, wenn sämtliche Faktoren (Wetter, Benzin, Nachschub usw.) einkalkuliert werden – denn nur so hat man auch eine Chance, einen Level zu knacken.

Petra Maueröder, PC Games 10/95 

Im Ergebnis haben wir damit zwar immer noch ein gutes Strategical vor uns – aber um Highlights wie Panzer General oder den frisch aufgelegten Genre-Urahn Nectaris auszutaktieren, hätte Blue Byte nun mal nicht so eng an bewährten Mustern kleben dürfen.

Ole Albers, PC Joker 10/95 

Man merkt deutlich, daß Schatten des Imperators ein Ableger des zweiten Teils ist, aber kein von Grund auf neues Programm. An alte Glanzzeiten kann Battle Isle 3 nicht ganz anschließen, bietet aber doch hochwertige Taktikkost für Fortgeschrittene.

Jörg Langer, PC Player 10/95 

Achtung, Fans von Chromos: Dieser Teil ist besser als sein Vorgänger, daher heißt es zugreifen!

Ingo Horn, Power Play 10/95 

Bericht von Mr Creosote (07.11.2015) – PC (Windows)

„Also was SSI mit ihrer Panzer-General-Reihe macht, können wir schon lange!“, muss sich Blue Byte gedacht haben. Was sie also taten war, ihr erfolgreiches Battle Isle 2 auf Windows zu portieren, neue Missionen zu gestalten und schwupps – fertig ist das neue Spiel! Ein garantierter Erfolg! Oder auch nicht.

Zumindest hatte man den Anstand, einen neuen Plot drumherumzuspinnen. Ben Harris, Sohn des „Großen Strategen“ Val (das Alter Ego des Spielers im vorigen Spiel), ist zu einer großen Nummer in der Politik aufgestiegen. Außerdem ist er ein Arschloch. In einem öffentlichen Auftritt vor dem Parlament beleidigt er Caro, die Botschafterin/Gesandte/Administratorin (ihr Titel wechselt wild) der Kai, die seit langer Zeit unter der Herrschaft der Drull leben, bis aufs Blut. Caro, ebenfalls ein neurotisches Arschloch, nimmt das sehr persönlich. Ihr Schiff hat einen Unfall über einer scheinbar unbewohnten Insel, wo sie den Geist des „alten Imperators“ (Arschloch!) trifft, der ihr die Macht seiner Leibgarde, der Prätorianer, anbietet, die trotz ihrer mehreren hundert Jahre auf dem Buckel immer noch der Technik der Drull überlegen sind. Sie akzeptiert, um sich an Benny zu rächen und lässt sich auf eine physische und mentale Gehirnwäsche (durchgeführt von einem offensichtlich bösen Hologramm in düsterem Cape) ein.

Warum ein geistig gesunder Spieler in die Rolle dieser Caro, die offensichtlich von der Inkarnation des Bösen benutzt wird, schlüpfen wollen sollte? Keine Ahnung. Nicht dass der bescheuerte Plot von dem menschlichen Heilsbringer, der von der Erde entführt wird, um den Krieg gegen böse Roboterarmeen zu gewinnen, irgendwie ernstzunehmen war (Ja, ich weiß, dass das tatsächlich als Buch herausgekommen ist. Peinlich genug!), aber selbst verglichen mit jenem niedrigen Niveau ist dies nochmal ein Schritt abwärts!

Es hilft nicht direkt, dass dieser unglaublich dümmliche Plot mittels unglaublich dümmlicher Videoclips illustriert wird, in denen die „Schauspieler“ – offensichtlich vor einem Bluescreen – in unglaublich dümmlichen Kostümen agieren. Sie sind alle offensichtlich nachsynchronisiert und das auch nur mit halbwegs passenden Stimmen. Stimmen, die unglaublich dümmliche Sätze von sich geben, von denen jeder zweite mit „Faktum“ endet. Ein unglaublich dümmlicher „alter Schlachtruf der Entschlossenheit“; oder auch der gescheiterte Versuch der Schreiber, eine interessante, futuristische Sprache zu entwerfen.

Zum Glück ist es einfach genug, diesen peinlichen Teil des Spiels auszublenden und es nur als taktische Herausforderung zu begreifen. Womit wir jedoch wieder bei der Feststellung wären, dass dieses Spiel seinem Vorgänger sehr ähnlich ist. Selbst bis zur wiederverwendeten Grafik. Die einzige Änderung auf den Landkarten, auf denen der Hauptteil des Spiels stattfindet, ist die hochgeschraubte Farbtiefe und die Option, den Spieler zwischen drei Zoomstufen wählen zu lassen. Wobei die mittlere, äquivalent mit Battle Isle 2, klar die beste ist. Womit die Einstellung nutzlos ist. Die Einheitensprites sind die alten, die 3D-gerenderten Versionen in dem Infokasten sind die gleichen wie die der CD-Version von Battle Isle 2 und sogar die Vektor-Kampfszenen sind genauso eckig wie eh und jeh – es wurden nur ein paar neue flache Texturen auf die alten Modelle geklatscht.

Immerhin versuchte Blue Byte sich an einer gewissen Innovation durch die konsequente Verwendung einer Fensteroberfläche. Die taktische Karte, die Übersichtskarte, die Informations-Pop-Ups usw. können alle frei platziert und damit auch gleichzeitig offen gehalten werden. Gar nicht mal so unpraktisch, da es bislang nicht zu den Stärken Battle Isles gehörte, essentielle Informationen (wie die übrige Kampfkraft einer Einheit) direkt auf der Karte darzustellen. Hierdurch gibt es jetzt also endlich einen Workaround für ein Problem, das gewisse andere Spiele niemals hatten.

Ihr erinnert euch, dass ich schrieb, die Einheitensprites seien immer noch die alten? Das liegt daran, dass die Einheiten ebenfalls die alten sind. Nein, Moment, ganz stimmt das nicht. Es gibt einen neuen Einheitentyp: Die Prätorianer des Imperators, die nicht neu gebaut, aber immerhin repariert werden können.

In Ordnung, das ist doch endlich mal eine gute Idee, die eine wirklich neue Dimension taktischer Tiefe einführt. Die ja auch schon vorher nicht von schlechten Eltern gewesen war. Funktionen wie beispielsweise die wählbaren Höhenebenen der U-Boote und einiger Flugzeuge, die verschiedenen Waffen der Einheiten, die verschieden effizient gegen bestimmte gegnerische Einheitentypen sind, das komplexe Ressourcenmodell usw. machen die Aufgaben weiterhin fordernd selbst für erfahrene Taktiker.

Ebenfalls willkommen ist, dass der Kampagnenmodus nun einen etwas stärkeren roten Faden dadurch erhalten hat, dass man Einheiten von einer Schlacht zur nächsten mitnehmen kann. Doch, wahrscheinlich um die Spielbalance nicht zu stark zu gefährden, ist das nicht ganz frei möglich. Vielmehr wird abgeglichen zwischen den überlebenden Einheiten der letzten Mission und den in der nächsten vorgesehenen. Gibt es Überlappungen, bekommt man statt einer neuen den erfahrenen Veteranen eingesetzt.

Dadurch wird vorsichtiges Vorgehen belohnt. Was sich doppelt lohnt, denn die neuen Missionen sind echt hart! Was jedoch leider nicht an verbesserter künstlicher Intelligenz liegt. Der Computer setzt weiterhin auf zahlenmäßige Überlegenheit und umfangreiche Ressourcen an Stelle von trickreicher (oder zumindest solider) Planung. Die ersten paar Angriffswellen zu überstehen ist meist schwierig, doch dann wird das Gewinnen eine reine Geduldsfrage (wenn nicht gerade ein vordefiniertes Ereignis unerwartet zuschlägt).

Die Stärke der Missionen ist, dass Blue Byte nun vollständig auf anscheinend multipolare Szenarien setzt. Es gibt nicht eine einzige, in der nur zwei Farben die Schlacht bestreiten. So richtig multipolar wird es aber trotzdem nicht, da immer alle Seiten in zwei Allianzen organisiert sind. Trotzdem ist dies für weitere willkommene Komplexität gut.

Insgesamt gibt es 20 Szenarien, was jedoch nicht 20 neue Karten bedeutet, da einige mehr als einmal auftauchen. Das ergibt zugegeben Sinn: Welcher Krieg ist schon eine lange, endlose Vorwärtsbewegung? Also bekommen wir auch mal Szenarien, in denen man einen Gegenangriff zurückschlagen muss, also auch gleichzeitig die übliche Missionsstruktur („erobere alles“) durchbricht. Trotzdem für ein Vollpreisspiel eher am unteren Rand des akzeptablen Umfangs.

Es sollte mittlerweile klar geworden sein, welch gemischte Gefühle Battle Isle 3 auslöst. Es gibt zwar Verbesserungen, aber sie sind allesamt Details. Die Missionen sind prinzipiell gut geplant, aber wenig an der Zahl. Sie federn die Schwächen der künstlichen Intelligenz ab, aber das macht jene KI nicht besser (nur effektiver). Das Fenstersystem hilft, wichtige Informationen im Blick zu behalten, aber nur, wenn das System mindestens eine Auflösung von 1024x768 unterstützt (800x600, wie auf den Screenshots zu sehen, ist einigermaßen erträglich).

Trotz Allem – dieses Spiel niedriger zu bewerten als seinen Vorgänger wäre unfair, denn die Qualitäten der Engine, der Regeln und der Bedienung sind ja allesamt weiterhin vorhanden. Das könnte man höchstens auf die Videos (die man besser nicht weiter erwähnen sollte) zurückführen oder ein Prinzip, dass Evolution absolut notwendig sei. Wir bei The Good Old Days glauben an so etwas natürlich nicht ;)

Dateien

Screenshots

PC (Windows)

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PC (Windows)

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