Andromeda Apocalypse

Firma:
Marco Innocenti
Jahr:
2012
System:
Interpreter (Glulx)
Genre:
Adventure
Tags:
Apokalypse / Science Fiction / Textbasiert
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
3/5

Bericht von Mr Creosote (30.10.2012) – Interpreter (Glulx)

Andromeda Apocalypse ist der Nachfolger von Andromeda Awakening, einem Spiel, zu dem ersterer Titel viel besser gepasst hätte, da es dort um die apokalyptische Zerstörung einer ganzen Welt ging. Das nun veröffentlichte Apocalypse ist dagegen ein eher langsames Erkundungsspiel in einer verlassenen Raumstation (streng genommen handelt es sich um ein riesenhaftes Raumschiff). Doch mal abgesehen von der seltsamen Benamung besteht schon eine starke Kontinuität zwischen den beiden Spielen, auch wenn es nicht zwingend notwendig ist, den Vorgänger gespielt zu haben.

Das Spiel beginnt damit, dass der Protagonist mit seinem Gefährt in die erwähnte Raumstation (nennen wir es jetzt einfach mal so) stürzt. Dem baufälligen Zustand nach zu Urteilen muss diese schon seit langer Zeit unbemannt herumschweben. Es gibt keine Zeichen irgendwelchen Lebens, jedoch arbeiten die lebenserhaltenden Systeme anscheinend noch ausreichend. Wie das Genre es so will muss der Spieler also nun erkunden, was hier passiert ist. Es ist eine klassische Geschichte, die in eine ebenso bewährte Zwiebelstruktur eingebettet ist: Einerseits gibt es den kleinen Plot dieses Teils („Was ist auf dieser Raumstation passiert?“), andererseits die unterschwellige Fortsetzung des Plots der Serie (die sich darum dreht, dass eine ganze Galaxie von Maschinen unbekannter Herkunft und aus unbekannten Gründen zerstört wird).

Um eines der typischen Probleme einer solchen Struktur zu vermeiden, nämlich dass der große Zusammenhang nur am Anfang und am Ende überhaupt zur Sprache kommt, während man ihn im Hauptteil des Spiels praktisch komplett vergisst, werden immer wieder Rückblenden aus der Zeit vor dem ersten Teil eingebaut. Doch damit handelt sich das Spiel einen anderen erzählerischen Fehler ein: die nur pseudo-interaktive Rückblende. Auch wenn prinzipiell in diesen Szenen alle Möglichkeiten des Parsers zur Verfügung stehen, bestehen sie doch ausschließlich aus einer Unterhaltung mit einem alten Freund. Es wird dem Spieler brutal vermittelt, dass er gefälligst nur genau eines einzugeben hat: „talk to person“. Der Spielfluss der Gegenwart wird also immer wieder durch Szenen unterbrochen, die in ihrer spielerischen Beschränktheit frustrieren und die sich gerade konkret stellenden Probleme im aktuellen Plot nicht voranbringen.

Das ist schade, denn obwohl es im Vergleich zum Vorgänger diesbezüglich schon sehr abgeflacht ist, bietet Apocalypse schon eine sehr gründliche Implementierung der Interaktionsmöglichkeiten in seinem Hauptteil. Es geht diesbezüglich erstmal sehr langsam los; Interaktion gibt es zweifellos, aber Rätsel praktisch nicht. Das wird dann im Laufe des Spiels langsam besser, aber so richtig viel wird es nicht. Höchstens ein oder zweimal stößt man auf kleinere Hindernisse, die sich dann jedoch schließlich auch eher als Formulierungsprobleme herausstellen als allzu komplizierte Rätsel.

Entsprechend „modern“ ist der Erzählton ausgefallen, soll heißen es wird bewusst hochtrabend, unter Einsatz zahlreicher möchtegernanspruchsvoller Worte formuliert. Das ist natürlich Geschmackssache und nicht für jedermann geeignet. Im direkten Vergleich zum Vorgänger spricht Apocalypse spielerisch sicherlich eine breitere Zielgruppe an, da einige Stolpersteine zugegebenermaßen ausgeräumt wurden. Doch trotzdem hinterlässt das Spiel den Beigeschmack eines sehr starken Einflusses (oder des einseitigen Rechtmachens) im Hinblick auf diejenigen Menschen, die sich in heutigen Textadventurekreisen für wichtig halten. Das geht auf Kosten der dem Autoren eigenen kreativen Energie, die den ersten Teil noch viel stärker ausmachte. Dadurch ist dieser Teil leichter spielbar, aber eben auch leicht glattgebügelt und weniger überraschend, so dass das fatale Mittelmaß nur noch marginal übertroffen wird. Dieser Weg führt leider nicht zu mehr langfristiger Relevanz.

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