Alle Voraussetzungen für einen Leckerbissen waren gegeben. […] und haben dann noch genug Fettnäpfchen erwischt, um sich eine 80er-Wertung zu verderben.
Ich vermißte bahnbrechende spielerische Innovationen – alles erschien mir mehr wie eine aufgemotzte, „aufgewärmte“ Version des ersten Teils. Dennoch nahm mit Alone in the Dark 2 mit der Zeit immer wieder gefangen und inzwischen bin ich von der Leistung der Infogrames-Programmierer absolut fasziniert.
Der Geisterpirat „One Eyed Jack“ (der keine Verbindung zu Twin Peaks hat) hat ein kleines Mädchen entführt. Ein Detektiv namens Striker hat sie aufgespührt, sein Rettungsversuch scheitert jedoch, als eine plötzlich lebendige Clownspuppe ihn erwürgt. Also muss Strikers Kollege ran: Edward Carnby, in einem sichtlich moderneren Anzug als ihm ersten Teil. Gleich bei Ankunft an der Villa (die passenderweise „Hell’s Kitchen“ genannt wird), wird er von Zombies begrüßt… die mit Maschinengewehren bewaffnet sind.
Damit wäre der vorherrschende Tonfall des Spiels definiert: kämpfen, kämpfen und nochmals kämpfen. Allerdings kaum Faustkämpfe, sondern Duelle mit diversen Schusswaffen. Anstatt der gotischen Atmosphäre mit all den staubigen, aber informativen Bücherregalen warten hinter jeder Ecke Monsterhorden. Im Filmgenre wäre das so, als wäre Dawn of the Dead der zweite Teil von The Legend of Hell House.
Die bewaffneten Monster sind gefährlich, da die Grafikengine recht deutlicherweise nicht für diese Art von Kämpfen gemacht wurde. Die zufällig wirkenden Perspektivwechsel machen das Zielen auf entfernte Ziele schwierig und manchmal unmöglich – besonders in den Situationen, wenn die virtuelle Kamera einfach viel zu weit weg vom Geschehen ist. Munition liegt auch nicht gerade in Massen herum. Also bleibt nur „Trial & Error“ – d.h. speichern, um die Ecke gucken, dort niedergemetzelt werden, laden und es so lange versuchen, bis man einigermaßen unbeschadet durchkommt. Und dann wieder speichern, um die nächste Szene zu überleben.
Die interessantesten Szenen sind letztlich die, in denen der Spieler das kleine Mädchen steuert anstatt Herrn Carnby. Da sie in Kämpfen gegen ausgewachsene Zombies chancenlos wäre, geht es plötzlich darum, Konfrontationen zu vermeiden – was sich als deutlich spannender herausstellt, als Zombies was auf die Nase zu geben.
All das zeigt eigentlich nur Eines: Alone in the Dark (als Serie) ist bereits im zweiten Teil in einer Sackgasse angekommen. Der erste Teil konnte immerhin das damals innovative grafische Konzept für sich verbuchen. Als dieser zweite Teil nur ein Jahr später veröffentlicht wurde, hatte sich die Computergrafik und das, was angesagt war, bereits wieder weiterentwickelt, und so wurde das flache Gameplay AitDs nur allzu offensichtlich. Immerhin einigermaßen unterhaltsam, aber neue/gute Ideen fehlen völlig.