Alien Incident

Firma:
GameTek
Jahr:
1996
Systeme:
PC (DOS) / PC (VGA)
Genre:
Adventure
Tags:
Humor / Science Fiction
Sprachen:
Englisch / Deutsch / Französisch
Mittlere Wertung:
3/5

Meinung damals

Aber ein heißer Tip für Anfänger im abenteuerlichen Genre bleibt Alien Incident allemal: spannend, witzig, komfortabel zu bedienen und mit ausnahmslos logischen Rätseln ausgestattet.

Markus Ziegler, PC Joker 10/96 

Derart originelle Stories lieben wir Spieletester. Daß die teils düstere Grafik und Animation nicht gerade eine Offenbarung sind, wäre noch verzeihlich, im Verbund mit dem mäßigen Sound wirkt das Ganze von der Präsentation her aber schon angestaubt. […] Die meisten der althergebrachten Räsel sind logisch und sollten Könner kaum fordern. […] Der Anspruch ist für Einsteiger genau richtig und bietet einen adäquaten ins Abenteuergenre. Profis dürften diesen Adventure-Snack allerdings an einem Wochenende vertilgt haben.

Monika Stoschek, PC Player 11/96 

Bericht von LostInSpace (30.04.2018) – PC (DOS)

In einer Helloween-Nacht experimentiert ein verrückter Professor mit archetypischer Einsteinfrisur an seiner neuen Erfindung: dem Wurmlochgenerator. Just bei Inbetriebnahme wird der Strahl durch einen Blitz verstärkt und ein fremdartiges Alien samt seinen Verfolgern in einem Raumschiff werden direkt bis in den Orbit der Erde katapultiert.

Hier möchte ich den haarsträubenden Plot aus Rücksichtnahme auf den ungeduldigen Leser auch schon beenden. Das Point-And-Click-Adventure bedient sich insgesamt der ausgetretensten Klischees aus dem Umfeld der Ufologie und mischt das ganze mit der Märchenhaftigkeit von Monkey-Island-Titeln, um die Hauptfigur Benjamin zwar nicht glaubhaft, aber so doch wenigstens liebenswürdig erscheinen zu lassen. In seiner Rolle wird man im Verlauf natürlich zum Helfer des geheimnisvollen Wesens, das von einem bösen und regelmäßig – gegenüber seiner Untergebenen — ungehalten reagierenden außerirdischen Despoten gejagt wird. Doch Sorgen um sein Leben muss sich der Adventurer keine bereiten: Unser Benjamin ist der nette Junge von nebenan und wird im Verlauf des Spiels allerhöchstens an Langeweile sterben.

Das Spiel versucht dem Spieler hier eine Selbstironie zuzuzwinkern, die bei mir eher Sodbrennen als ein Lachen verursacht hat. Nichtsdestotrotz sind die Grafik, Animation und sogar das Gameplay so einladend, dass man sich gern an einigen Rätseln versucht. Die Triebfeder ist dabei weniger die Spannung. Denn die Story steuert ohne größere Überraschungen auf das unvermeidliche Happy End zu.

Einige Rätsel sind zum Teil extrem abgefahren, wie das Anschauen eines Western auf einem 3D-Fernseher, in dessen Verlauf ein Indianerpfeil aus der Bildröhre geschossen kommt. Teilweise auch sehr eigenwillig: Im Briefkasten vor dem Haus eines Freundes muss eine Ladung Dynamit gezündet werden, damit das Haus in die Luft fliegt und der „Freund“ endlich wach wird. Bis hin zu stupide: Gehe in Raum A und lege den Hebel um. Dann in Raum B den nächsten Hebel. Zurück nach Raum A den Hebel hinter dem Hindernis umlegen und schwups ist in Raum B der Hebel für das Abschalten des Hindernis in Raum C zugänglich.

Gefallen haben mir neben all dem grottigen Humor die Spitzen gegenüber die Geschwindigkeit eines sehr bekannten 8-Bit-Rechners, dessen Superrechenpower jeden Anwender in Faszination erstarren lassen. Überhaupt zieht sich eine Hommage an die 8-Bit-Maschinen durch das ganze Geschehen: Nicht nur 3,5-Zoll-Disketten, sondern auch 5–1/4-Zoll-Disketten und sogar ein Gameboy gehören im Verlauf zum Inventar. Auf dem grünen Bildschirm im Raumschiff des Erzbösewichts läuft ununterbrochen das Retro-Tennis-Spiel Pong.

Auch wen der seltsame Humor nicht anspricht, kann eigentlich rein optisch an der professionell gestalteten Spielewelt nichts aussetzen. Hier sind Lichteffekte und atmosphärische Farbgebung zu einer gelungenen Bühne für das Eintauchen in diese irreale Helloween-Alien-Mixtur verwoben. Untermalt wird jede einzelne Szenerie mit einem jeweils passenden kleinen Musiktrack, der unter Wasser ein wenig plätschert und im All auf dem Raumschiff ein wenig abge-space-t daher kommt.

Abschnitte im Gameplay werden mit Zwischensequenzen belohnt, die die Story weitererzählen. Aufgefallen ist mir noch die Unausgewogenheit der Geschlechter: Die Hauptfigur lebt bei seinem Onkel, trifft seinen Großvater und bekommt von ihm ein Erbstück seines Vaters. Obwohl man sich bei Aliens nicht so sicher sein kann, wird im ganzen Spiel das weibliche Geschlecht kein einziges Mal auch nur erwähnt.

Das vorliegende Adventure hat für seine extreme Eigenwilligkeit abseits des Mainstream schon seinen Preis bezahlt: Das Spiel eines finnischen Softwarehauses blieb wohl weitestgehend unbekannt. Handwerklich haben die Finnen jedoch erstklassige Arbeit abgeliefert, wobei durchgängige Sprachausgabe zumindest rein technisch auf der CD noch Platz gefunden hätte.

Empfehlenswert ist das Spiel als leichte Kost für den kleinen Hunger zwischendurch, da man mit Walkthrough nur etwas über eine Stunde reines Gameplay bekommt. Aber junge oder auch jung gebliebene Neulinge in diesem Genre finden hier größtenteils logische Rätsel komplett in deutscher Sprache vor und machen Alien Incident in dieser Klasse zu einem durchaus würdigen Vertreter seiner Gattung.

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